170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo
sich von ihr ab, um sich nicht ablenken zu lassen. „Ihr habt Euch stets vortrefflich für Wrexton eingesetzt“, fuhr er fort, „aber es wird der Tag kommen, an dem … ich heirate.“
Er hörte, wie Isolda scharf die Luft einzog, aber er sprach dennoch weiter.
„Es würde nicht angehen, dass zwei Edelfrauen …“, er schluckte, „… ich wollte sagen, meine Gemahlin würde selbstverständlich die Burgherrin von Wrexton sein …“
Er wurde unterbrochen, da Isolda einen kleinen Aufschrei tat, doch als er sich ihr wieder zuwandte, eilte sie bereits hinaus.
Nun, er hatte nur getan, was notwendig war. Marcus hatte Lady Coule gewiss nie Hoffnungen gemacht, eines Tages seine Gemahlin zu werden, obwohl sein Vater davon ausgegangen war, dass sein Sohn die Aufseherin ehelichen würde, wenn es ihm nicht gelänge, eine geeignete Frau zu finden.
Und Isolda zur Gemahlin zu nehmen – so hatte Eldred es sich vermutlich vorgestellt –, war immer noch besser, als überhaupt keine Frau zu haben.
Marcus wollte sie keineswegs verletzen, aber er hielt es für besser, jetzt für Klarheit zu sorgen und sie langsam an den Gedanken zu gewöhnen, Wrexton zu verlassen. Bischof Delford sollte im Namen des Grafen von Wrexton in Chester und anderen Grafschaften die Nachricht verbreiten, dass Isolda eine Vermählung wünschte und mit der entsprechenden Mitgift ausgestattet sein würde.
„Wo ist Keelin?“, fragte Marcus, als er kurze Zeit später nach Adam sah. Sein Vetter war bei Bewusstsein, aber so schwach, dass er ohne Hilfe nicht aufrecht sitzen konnte.
„Sie hat vor einer Stunde die Kammer verlassen“, antwortete Tiarnan. Er zog die Stirn in Falten. „Sie hat nicht gesagt, wohin sie wollte, aber irgendetwas hat ihr Sorgen bereitet.“
„Was könnte es gewesen sein?“
Der Alte schüttelte sein greises Haupt. „Das vermag ich nicht zu sagen“, erwiderte er. „Ich habe sie gefragt, was sie beunruhigt, aber sie sagte, dass alles in Ordnung wäre.“
„Was denkt Ihr?“, wollte der Graf wissen. „Hat sie etwas gespürt, das Ihr nicht erfahren solltet?“
„Das mag sein, mein Junge“, erwiderte Tiarnan. „Aber es ist mir ein Rätsel, um was es sich handeln könnte. Sie hatte nie Geheimnisse vor mir.“
Marcus wusste, dass Keelin vorhatte, Wrexton Castle zu verlassen. Vermutlich deutete ihr Verhalten auf ihren baldigen Aufbruch hin. Der Gedanke, ihren Onkel in der Burg zurückzulassen und alleine nach Irland zu reisen, machte ihr gewiss Sorgen.
Keelins Vorhaben rief auch bei Marcus Unbehagen hervor, doch er zwang sich, nicht länger daran zu denken.
Stattdessen wechselte er ein paar Worte mit Adam. Der Kleine sprach nur mit schwacher Stimme, und sein Onkel beantwortete geduldig dessen Fragen zu Eldreds Beerdigung.
Keelin durchsuchte fast jedes Gebäude im Burghof, aber sie konnte Ga Buidhe an Lamhaigh nirgends finden. Um keinen Preis wollte sie jedoch mit leeren Händen in den Bergfried zurückkehren und Tiarnan die traurige Nachricht überbringen, dass sie die Lanze verloren hatte. Nicht, bevor jeder Winkel von Wrexton Castle auf den Kopf gestellt worden war.
In der Abenddämmerung betrat sie das Gebäude des Falkners, wo sämtliche Greifvögel der Burg untergebracht waren. Als sie in den großen Raum mit den Käfigen schlich, kam sie sich ein wenig wie ein Dieb in der Nacht vor – so wie damals, als sie sich in Carrauntoohil heimlich zu den Vögeln ihres Vaters begeben hatte, der ihr niemals erlaubt hätte, allein dorthin zu gehen.
Sie hatte diese wilden und gebieterischen Geschöpfe des Himmels immer geliebt. Über die Gefangenschaft der Tiere hatte sie sich nur dann Gedanken gemacht, wenn die Vögel abgerichtet wurden, denn sie hatte stets das Gefühl, dass sie ungewöhnlich hart trainiert wurden. Auf der anderen Seite wurden sie gut versorgt und gefüttert und obendrein reichlich belohnt für ihr überragendes Jagdvermögen.
„Einen guten Abend, Mylady“, grüßte sie der Falkner.
Keelin war mehr als überrascht, denn sie hatte nicht gesehen, dass jemand in den Schatten des Raumes stand.
Sie grüßte zurückhaltend, aber als sie merkte, dass sie für ihr Eindringen nicht getadelt wurde, begann sie sich umzuschauen.
Alles war hier in perfekter Ordnung. Auf einem langen Tisch, der eine Wand säumte, waren Werkzeuge zur Lederbearbeitung neben Leinensäckchen und Glöckchen aufgereiht, während an mehreren Haken darüber Beinfesseln, Riemen und anderes Zubehör des Jagdgeschühs hingen.
Keelin ließ
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