1701 - Templer-Mirakel
dem Befehl zu folgen.
Die Pistole hielt er in der rechten Hand. Den Arm streckte er zur Seite hin aus, und er hoffte, dass man die Bewegung auch genau wahrnahm.
Für einen Moment hielt er die Glock noch fest, dann öffnete er seine Finger und die Erdanziehung sorgte dafür, dass die Pistole zu Boden fiel und dort liegen blieb.
Sein ehemaliger Gefangener meldete sich. Mit schriller Stimme schrie er: »Der Hund hat noch meinen Revolver!«
»Sehr gut!«, hallte die Stimme. Die nächsten Worte waren an Godwin gerichtet. »Hol ihn raus und lass ihn ebenfalls fallen.«
Der Templer wusste, wie er sich verhalten musste. Innerhalb kürzester Zeit war er von der Sieger- auf die Verliererstraße geraten, und dort würde er auch vorläufig bleiben.
Er bewegte sich langsam. Auf keinen Fall wollte er der anderen Seite einen Anlass geben, auf ihn zu schießen. Wegen Sophie musste er am Leben bleiben.
Deshalb holte er die Beutewaffe mit spitzen Fingern hervor und ließ sie ebenfalls fallen.
Es war nichts geschehen. Godwin atmete auf. Und er hoffte, dass es auch in Zukunft so bleiben würde. Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht damit, dass an versteckten Stellen Scheinwerfer aufgestellt sein könnten. Auf der anderen Seite hätte er sich denken können, dass sich seine Gegner absicherten, und vor allen Dingen das, was sie geschaffen hatten.
Der Mann, den er als Geisel genommen hatte, löste sich von seinem Platz. Er ging von der Seite her auf den Templer zu, und das tat er bestimmt nicht aus Spaß.
Er war schon fast an Godwin vorbei, da schlug er zu. Er rammte seine Faust gegen die rechte Gesichtshälfte des Templers, und Godwin musste den Treffer voll nehmen.
Sein Kopf wurde zur Seite geschleudert, in ihm schienen Explosionen stattzufinden. Die normale Welt war für ihn wie hinter einem Vorhang verschwunden und er wunderte sich darüber, dass er sich noch auf den Beinen halten konnte, obwohl er leicht in die Knie sackte.
Dass der andere ihn noch mal schlagen wollte, sah er nicht, er nahm es nur anhand der Gegenreaktion wahr, denn wieder peitschte die Stimme auf.
»Lass es sein! Es reicht!«
Als Antwort vernahm der Templer einen Fluch, aber er wurde nicht mehr geschlagen.
Das Licht aus den verschiedenen Richtungen blieb weiterhin starr auf ihn gerichtet. Nichts daran bewegte sich, bis er die Schrittgeräusche hörte, die von verschiedenen Seiten auf ihn zu kamen.
Niemand sprach.
Er sah auch nichts.
Dafür spürte er die Männer in seiner Nähe, und jemand sprach ihn an.
»Du bist gekommen, um sie und uns zu finden. Dein Wunsch wird dir erfüllt werden, Templer. Es ist der Letzte, bevor du diese Welt für immer verlassen wirst.«
Es war auch das Letzte, was Godwin hörte, denn der plötzliche Schlag in seinen Nacken löschte sein Bewusstsein von einem Moment zum anderen aus …
***
Ich stand vor dem Eingang des Hauses, in dem ich wohnte, und starrte einen Mann an, der Jacques Aubry hieß und mich um dieses Treffen am späten Abend gebeten hatte.
Er war gekommen, um mir etwas zu sagen und mich an einen bestimmten Ort zu führen.
Er hatte es mir auch schon gesagt, aber ich war so überrascht gewesen, dass ich noch mal nachfragte.
»Wohin sollen wir?«
»Wir fahren nach Soho. Ich weiß, dass du die Templer-Kirche recht gut kennst.«
»Ja, das stimmt. Aber was sollen wir dort?«
Aubry schüttelte den Kopf. »Das wirst du erleben, wenn wir dort angekommen sind.«
Das mochte stimmen und ich überlegte, wie ich mich verhalten sollte. Vor mir stand ja kein normaler Mann. Ich hatte es hier mit einem Mörder zu tun, der aus dem Auto heraus einen Mann erschossen hatte, der mich ebenfalls hatte töten wollen. So war Aubry seinen Kumpan losgeworden und mir entkommen. Jetzt aber stand er vor mir.
Und das noch freiwillig. Dabei hatte er mir sogar einen Vorschlag unterbreitet.
Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Es war einfach zu überraschend gekommen, und so besann ich mich darauf, welchen Job ich innehatte.
»Sie sind ein Mörder, Aubry. Normalerweise müsste ich Sie jetzt festnehmen.«
»Das weiß ich. Das steht Ihnen auch frei, aber dann werden Sie das Rätsel um den Extrakt aus dem Heiligen Land niemals lösen. Sie müssen entscheiden, was Ihnen wichtiger ist.«
Da hatte der Mann nicht mal unrecht. Father Ignatius, Chef der Weißen Macht, hatte mich mit einem Priester namens Alvarez zusammengebracht. Es war ein Mann gewesen, der hinter ein bestimmtes Geheimnis gekommen war, das gut
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