1702 - Jagd auf die STYX
was war ein Tro Khon gegen eine Moira gewesen!
Gegen ein Wesen, das schon vor zwei Millionen Jahren an der Großen Leere gekämpft und namenlosen Schrecken verbreitet hatte!
In einer anderen Zeit, in einer anderen Welt, denn Perry Rhodan und seine Gefährten befanden sich mit der Ayindi, wie sich die Wesen ihrer Art nannten, und der STYX in einem bislang unbekannten Raum jenseits des Möbiusstreifens, wie Moira das Universum definiert hatte. Unter normalen Umständen wäre niemals eine Verbindung zwischen den „beiden Seiten" des Universums, dem Arresum und dem Parresum, möglich gewesen. Der Begriff Arresum stand dabei für Moiras Seite, von Rhodan und Atlan als Minus-Seite definiert, das Parresum war die Welt der Galaktiker und aller Formen der Schöpfung, die man bis vor wenigen Tagen als das Universum betrachtet hatte.
Aber die Umstände waren nicht normal, und Rhodan und Atlan hatten sich inzwischen mit der Tatsache abgefunden, daß der Kosmos tatsächlich wie ein unsichtbares Möbiusband aufgebaut war, das Universum gewissermaßen zwei Seiten besaß, eine Plus- und eine Minus-Seite, beide verkehrt spiegelbildlich zueinander. Wo „hier" Galaxiencluster vom imaginären Punkt des Urknalls wegdrifteten, war „dort" nur Leere - und umgekehrt. Wo im Herkunftsraum der Menschen die großen Leerräume waren, da wimmelte es im Arresum von Sternen und Galaxien.
Mit einem Ruck drehte Moira sich zu den beiden Männern um.
Die immer noch monumentale Erscheinung hatte äußerlich nichts an ihrer Wirkung auf Rhodan verloren, auch wenn er Moira jetzt besser kannte und bis zu einem gewissen Maß einzuschätzen vermochte. Die über 2,70 Meter große, muskelbepackte Gestalt mit den siebenfingrigen Prankenhänden, dem kantigen Kopf unter dem Helm, durch dessen Spalt am Hinterkopf ihre langen Locken wie eine Mähne quollen, wirkte nach wie vor souverän, unangreifbar, tödlich als Gegner. Der perfekte Körper und die schwarze Schutzkombination mit den integrierten Multifunktionsgeräten schienen eine untrennbare Einheit zubilden - genauso wie Moira und ihre STYX.
Äußerlich war Moira das gleiche überlegene Wesen, als das sie Rhodan und seine Gefährten auf dem Dunkelplaneten Charon einige Zeit genarrt und mit sensationellen Eröffnungen aus ihrer Vergangenheit verblüfft hatte.
Doch in ihr mußte es jetzt ganz anders aussehen. Es war, als fiele eine Maske und Moiras wahres Ich, ihre wahren Gefühle brächen für wenige Augenblicke durch. Perry fühlte es mehr, als daß er es sähe.
Moira war angeschlagen. Nach der plötzlichen Passage von der Großen Leere ins Arresum, die „andere Seite", hatte sie eine Reihe von Schlägen einstecken müssen, von denen sie sich noch längst nicht erholt hatte.
Aber alle Enttäuschungen und Demütigungen, die sie erlitten hatte, schienen nichts gewesen zu sein im Vergleich zu dem, was sie nun offenbar so entsetzte.
Nach rund zwei Millionen Jahren war sie zurückgekommen, nachdem sie als einzige der ins Parresum vorgedrungenen Ayindi die Schlachten am Rand der Großen Leere überlebt und die folgenden Jahrhunderttausende als einsame Wanderin durch die Zeit überstanden hatte - bis sie von den Galaktikern auf Charon gefunden wurde und in der Folge die von ihnen erzeugten Spindelwesen dazu benutzen konnte, den Übergang zur anderen, zu ihrer Seite wieder zu öffnen.
Sie war heimgekehrt, nach einer Zeitspanne, die sich kein Mensch in ihrer gewaltigen Dimension überhaupt vorstellen konnte. Doch wenn sie gehofft hatte, freudig oder gar überschwenglich aufgenommen zu werden, so war das ein Irrtum gewesen. Die STYX mit Moira und ihren Passagieren wurde, genau wie die mit ihr durchgebrochene ODIN, auf Charon unter Quarantäne gestellt. Ihre Artgenossen, zwei Millionen Jahre jünger als sie, aber wie eingefroren auf dem fast gleichen Stand der Technik und der eigenen Entwicklung, hatten ihr eine böse Abfuhr erteilt und sie als Überläuferin verdächtigt. Sie, die stolze Kriegerin, hatte man aufgefordert, sich zu ergeben!
Moira war nicht nur deprimiert gewesen, sondern am Boden zerstört.
Doch sie hatte gekämpft. In immer neuen Rededuellen hatte sie versucht, einen offensichtlichen Irrtum aus der Welt zu schaffen und die Sinnlosigkeit der Vorwürfe zu beweisen.
Es hatte nichts genützt. Am Ende war ihr nur die Flucht geblieben, für sie und für die ODIN, die an einem vereinbarten Treffpunkt im Arresum wieder zur viel schnelleren STYX stoßen sollte.
Es war schlimm für Moira gewesen.
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