Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1703 - Todesbezirk der Abruse

Titel: 1703 - Todesbezirk der Abruse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
klang es mürrisch zurück. Michael Rhodan wandte den Kopf.
    Boro Shufman war durch zwei Begriffe qualifiziert. Der eine war sein Fachgebiet, die Hyperortung. Auf diesem Sektor war er eine Koryphäe, beinahe unverzichtbar. Der andere Begriff kennzeichnete seine menschlichen Eigenschaften - er galt als ausgemachter Giftzwerg.
    Boro Shufman war 169 Zentimeter groß; er pflegte es so auszudrücken: „Ich bin eine Handspanne größer als Kaiser Napoleon." - „... und gefräßiger als Kaiser Vitellius", hatte Atlan dazu sarkastisch angemerkt.
    Shufman wußte zwar nichts von einem Kaiser dieses Namens, aber daß damit auf seine Leibesfülle angespielt wurde, hatte er beleidigt zur Kenntnis genommen. Er wog 80 Kilogramm, konzentriert auf die Leibesmitte, was ihm einen schwerfälligen und tapsigen Gang verlieh.
    Allerdings bewegte er sich nur selten, was die Besatzung durchaus zu schätzen wußte: Shufman begann selbst bei der kleinsten körperlichen Anstrengung zu schwitzen; manchmal sah er nach einem Fußmarsch aus, als habe er ein Duschbad genommen und vergessen, sich abzutrocknen.
    Seine Ausdünstung verriet allerdings, daß er von solchen Hygieneprozeduren wenig hielt.
    „Apropos melden ...", fuhr Shufman fort und erwiderte Michaels Blick.
    „Wie sieht es mit meinem Versetzungsgesuch aus?"
    Seine kleinen Augen unter buschigen schwarzen Brauen drückten' Verärgerung aus, eine Stimmungslage, in der er sich wohler fühlte als in jedem anderen Gemütszustand.
    Mertus Wenig, als Kommandant für solche Aufgaben zuständig, stieß den Atem aus.
    Knapp einen Monat nach der Ankunft an der Großen Leere hatte Shufman damit begonnen, Versetzungswünsche vorzutragen. Er wollte lieber Dienst auf einem planetaren Stützpunkt tun. Die Besatzung hätte ihn zwar am liebsten in das Innere eines Schwarzen Lochs versetzt, aber die Schiffsführung hatte seinen Antrag jedesmal abgelehnt.
    „Meldet sich das schreckliche Hirnsausen wieder?" fragte jemand aus dem Hintergrund.
    Zur Begründung seines Gesuchs hatte Shufman „Raumkrankheit" geltend gemacht, die sich bei ihm in periodischem Hirnsausen und heftigen Anfällen von Anorexia nervosa bemerkbar mache. Vergeblich hatte der Ara-Bordarzt Magkue dem Hyperorter Boro Shufman klarzumachen versucht, daß mit Anorexia nervosa eine pubertäre Magersucht bei Mädchen gemeint war und ganz bestimmt nicht gemünzt war auf die knapp viertelstündigen Anfälle von Appetitlosigkeit, die Boro Shufman mitunter zeigte.
    „Ihr habt keine Ahnung, wie sehr ich leide", gab Shufman beleidigt zurück und strich, sich selbst gleichsam tröstend, mit der rechten Hand über seine Vollglatze. Dabei ließ er allerdings seine Instrumente keinen Augenblick aus den Augen. „Ich sieche meinem Ende entgegen ..."
    „Na, riechen tut's jedenfalls schon danach", giftete jemand, der sich vorsichtshalber hinter einem breiten Rücken versteckte.
    Auf Guckys Gesicht erschien ein breites Grinsen, er kicherte voller Vorfreude vor sich hin.
    „Dein Antrag wird zu gegebener Zeit geprüft werden", versprach Mertus Wenig und setzte mit einem leisen Seufzer hinzu: „Wie jedesmal."
    „Außerdem", fuhr Shufman fort und hob seine Stimme in eine schrille Tonlage, „beantrage ich, in meiner Kabine ein Tier halten zu dürfen."
    Mertus Wenig blickte zufällig hinüber zu Gucky, dessen stille Heiterkeit ihm verriet, daß Shufman sich schon wieder eine bürokratische Schikane ausgedacht hatte.
    Mißtrauisch blickte der Kommandant den Hyperortungsspezialisten an.
    „Was für ein Tier?" wollte er wissen. „Ein Rennpferd", antwortete Boro Shufman liebenswürdig. „Die Bordordnung erlaubt, wie du sicher weißt, Kommandant, die Haltung von Kleintieren in den Kabinen."
    Michael Rhodan schnappte nach Luft.
    „Ein Pferd ist kein Kleintier", stieß Mertus Wenig hervor.
    Das leise Stimmengemurmel in der Zentrale verstummte. Alle Aufmerksamkeit galt jetzt den beiden Kontrahenten.
    „Das ist relativ", antwortete Boro Shufman, der sich augenscheinlich auf diesen Konflikt bereits geistig vorbereitet hatte. „Für einen Siganesen ist schon ein Frosch eine große Bestie. Und ein Pferd ist immerhin viel kleiner als beispielsweise ein Brachiosaurus."
    Vielleicht lag es an Boro Shufmans Beruf, dachte Michael Rhodan. Die Daten, die die Hyperortung für die Schiffsführung lieferte, waren so wichtig, daß darüber der Mann, der diese Daten erarbeitete, in Vergessenheit geriet. Und dem wußte Boro Shufman mit seinen Eingaben, Petitionen, Ersuchen

Weitere Kostenlose Bücher