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1703 - Todesbezirk der Abruse

Titel: 1703 - Todesbezirk der Abruse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht hundertprozentig, aber beinahe. Cappuccino. Schwarz wie die Nacht, süß wie die Liebe..."
    „Und mit einem Cremehäubchen darauf ...", ergänzte Carl Liramm und lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Ich gratuliere zum Erfolg."
    Tonya kostete weiter. Ab und zu sah sie hinüber zum Schirm. Die ODIN war wieder in den Hyperraum gewechselt und setzte die Flucht vor den Rochenschiffen fort. Es war ein ekelhaftes Gefühl, auf diese Weise gejagt zu werden.
    „Danke", antwortete Tonya strahlend. Sie genoß es sichtlich, gelobt zu werden, aber niemand nahm ihr diese fröhliche Eitelkeit übel. Sie war die Jüngste an Bord, und daher störte sich niemand daran, wenn sie ab und zu ein wenig nach Komplimenten angelte.
    Carl Liramm fand die Mischung aus dreifach konzentriertem Kaffee, einem Hauch Kakao und aufgeschäumter Milch darüber hauptsächlich heiß und entschieden zu süß für seinen Geschmack. Aber es störte ihn nicht; an leiblichen Genüssen dieser Art war er ohnehin noch nie interessiert gewesen. Einwandfrei funktionierende technische Anlagen waren sein Lebensinhalt, und nach seiner Auffassung gab es ohnehin an Bord der ODIN nichts, was so perfekt konstruiert gewesen wäre, daß man es nicht hätte reparieren müssen oder verbessern können.
    Vielleicht mit einer Ausnahme ... „Du zappelst schon wieder", bemerkte Tonya Cinistrella und nippte vergnügt an ihrem Getränk. „Ist es so nervenaufreibend, mit mir einen Cappuccino zu trinken?"
    Carl machte eine fahrige Geste mit der rechten Hand. Was sollte er sagen? Daß er in Tonyas Gegenwart selbst nicht mehr so funktionierte, wie er das gewohnt war? Und daß er nicht die leiseste Ahnung hatte, wie er diese Fehlfunktion hätte abstellen sollen?
    „Nein", brachte er schließlich hervor. „Durchaus nicht."
    Er träumte selten, und noch seltener erinnerte er sich danach an seine Träume. Sie waren ohnehin meist technischen Inhalts; einige extrem knifflige Aufgaben hatte er tatsächlich auf diese Weise im Schlaf gelöst.
    Aber in letzter Zeit hatte er sehr verwirrende Träume gehabt, in denen nichts hatte richtig funktionieren wollen, und immer hatte es sich dabei um Anschlüsse, Kontakte und Spannungen gehandelt. Carl Liramm verabscheute unerledigte Aufgaben, und er mochte es auch nicht, wenn in seinen Träumen nicht alles zum Abschluß perfekt funktionierte.
    „Wie schön", murmelte Tonya versonnen.
    Von einem der Nachbartische sah ein Mann herüber. Hatte der Bursche nichts anderes zu tun, als Tonya derart anzustarren?
    „Was steht als nächstes auf dem Programm?" wollte die junge Frau wissen.
    „Einer der Energieerzeuger arbeitet unregelmäßig", erinnerte sich Carl Liramm und strich sich über den Stoppelbart; ein leises Kratzen war zu hören. Auch im dreizehnten Jahrhundert NGZ gab es einige Probleme, die ungelöst waren. Es existierte immer noch kein zuverlässiges Mittel gegen Schnupfen, und das Problem des männlichen Bartwuchses war erst zum Teil gelöst. Eine glatte Haut mit einer Enthaarungscreme zu erzielen war ein Kinderspiel, aber einen Dreitagebart in der richtigen Länge zu halten war ein kleines Problem geblieben.
    Tonya deutete auf den Bildschirm. „Vielleicht könnten wir uns für dieses Problem etwas einfallen lassen", sagte sie nachdenklich.
    Carl Liramm reagierte nicht, obwohl er sich seit drei Minuten mit genau der gleichen Frage beschäftigte. Die Schiffstechnik funktionstüchtig zu halten war die eine Aufgabe; für neu entstehende Probleme neue technische Lösungen zu finden eine andere.
    „Hast du schon eine Idee?" fragte Carl Liramm. Tonya Cinistrella wiegte den Kopf.
    „Vielleicht."
    Im Sitzen fiel es nicht auf, daß Tonya mit 161 Zentimetern einen Kopf kleiner war als Carl Liramm. Sie trug ihre auffallend dunklen, fast schwarzen Haare kürzer geschnitten als Liramm, dem seine braune Mähne bis auf die Schultern hinabfiel. Tonya stützte die Ellenbogen auf den Tisch und legte das Kinn auf die Handflächen.
    „Man müßte ...", murmelte sie nachdenklich.
    Sie war an Bord gekommen, weil einige Angehörige des technischen Stabes den zweiten Flug zur Großen Leere nicht hatten mitmachen wollen, abermals mehr als sieben Jahre Trennung von ihren Familien und Freunden hatten diese Menschen nicht erleben wollen. Viele hatten lange Zeit gezögert mit ihren Entscheidungen, und so waren etliche Besatzungsmitglieder gleichsam in letzter Minute an Bord gekommen, ohne besonderes Auswahlverfahren.
    Tonya Cinistrella gehörte zu dieser

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