1705 - Auf der Welt der Kristalle
erschöpfte Ara Guckys markante Silhouette ausmachen.
Einen Zellaktivator, wie ihn der Mausbiber an seinem Körper trug, hätte Magkue jetzt brauchen können.
Der Ara fühlte sich ausgelaugt und müde; die Anstrengungen der letzten Tage hatten ihre Spuren in seinem Körper hinterlassen. Immerhin, der Mediziner konnte mit dem Ergebnis seiner Bemühungen zufrieden sein. Die Verletzungen, die vor und während der Landung aufgetreten waren, konnten als abgeheilt betrachtet werden. Infektionen waren nicht aufgetreten, bei der fast aseptischen Umgebung war das zu erwarten gewesen. Die Stimmung unter den Galaktikern war hervorragend, viele strotzten geradezu vor Kraft und Zuversicht.
Aber Magkue wußte es aus langer Erfahrung besser: Dies war keineswegs ein gutes Zeichen.
Rettung war nicht in Sicht, nicht einmal sicher zu erwarten; am Horizont des Nachdenkens und Planens zeigten sich dunkle Schatten, einstweilen noch weit entfernt, aber sie würden unaufhaltsam näher kommen.
Und dann, Magkue konnte es vorhersehen, würde der seelische Absturz um so schlimmer ausfallen.
Aber dies war nicht das einzige Problem, das den Ära belastete. Carl Liramms beiläufige Bemerkung hatte Magkue auf eine Fährte gebracht, der er seit Tagen folgte. Einstweilen ohne vorzeigbare Ergebnisse.
Mehr als Symptome hatte er nicht entdecken können, vorläufige Anzeichen von etwas, das er selbst - strenger Wissenschaftler, der er war - bislang nicht als Krankheit zu bezeichnen wagte. Dafür waren die Symptome zu vielgestaltig und traten auch zu kurzfristig auf.
Außerdem waren die Betroffenen an einer Aufklärung nicht sonderlich interessiert, da sie den Symptomen selbst gar keine Bedeutung beimaßen. Was war schon daran, wenn man kurz ein Zucken im linken kleinen Finger spürte? Wenn das rechte Ellenbogengelenk für fünf Minuten seltsam gefühllos reagierte, wenn die Luft zu flimmern schien und der Puls auch ohne körperliche Anstrengung auf einhundertzehn Schläge beschleunigte? Nach ein paar Sekunden oder Minuten waren die Beschwerden ja wieder verschwunden, und es gab so viel zu tun auf Thyssan, um die Rettung durch Perry Rhodan vorzubereiten ...
Der Ara stand auf und dehnte die Glieder. Langsam bewegte er sich hinüber zu jener Stelle, an der Mertus Wenig sein Lager aufgeschlagen hatte.
Er wurde Abend über Thyssan, die Strahlen der untergehenden Sonne spazierten glitzernd über die bizarrste, bezauberndste und beängstigendste Planetenoberfläche, die Magkue jemals gesehen hatte.
Dieses Feuerwerk aus Farben und Reflexen, die zahllosen Brechungen, das unaufhörliche Spiel optischer Erscheinungen, vom Chatoyieren über das Adularisieren bis zum vielfach wechselnden Farbenspiel des Opalisierens, all dies verwandelte die Oberfläche Thyssans in ein faszinierendes Kaleidoskop der unterschiedlichsten Phänomene für das Auge.
Störend war nur, daß es auf dieser Welt für den Blick nirgendwo einen Ruhepunkt gab, an dem er sich von der unaufhörlichen Folge von Brüchen, Kanten und Spiegelungen erho len konnte. Kaum einmal fand man etwas Rundes in dieser Kristallwelt, etwas, das wenigstens die Illusion von etwas Organischem, Gewachsenem hervorbrachte.
Thyssan, so hatte jemand giftig gewitzelt, war offenbar eine Million Jahre lang der Tummelplatz all jener schlechten modernen Architekten gewesen, denen ein rechter Winkel verdächtig erschien und eine Rundung schlechterdings als Obszönität vorkam; wenn sich ein lebendes Wesen in einer ihrer Schöpfungen wohl fühlte, mußte das Bauwerk als restlos mißlungen verworfen werden.
Über das Land, so man diese bizarre Fläche derart nennen wollte, fegte ein recht eisiger Wind, der an Kleidern und Haaren zerrte und die Haut mit den feinen Kristallpartikeln reizte, die er mit sich führte und die wie ein leicht abgemildertes Sandstrahlgebläse auf Menschen und Landschaft einwirkten. Nach zwei Tagen, in denen sie diesem schleifenden Wind schutzlos ausgesetzt gewesen war, hatte die ODIN ihr Aussehen verändert: Aus dem schwarzgerösteten, verbeulten Etwas war ein Gebilde aus seidig schimmerndem, wie poliert wirkendem Metall geworden.
Magkue hingegen hatte die leidige Mühe, sich einmal täglich den kahlen Spitzschädel mit Fettcreme einreiben zu müssen, um seine Haut vor dieser Belastung zu schützen, und vielen anderen erging es ähnlich.
Einige Allergiker mußten beständig Nasenfilter gegen den kristallinen Feinstaub tragen. Natürlich hätten die Menschen ihre SERUNS anziehen können. Die
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