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1705 - Auf der Welt der Kristalle

Titel: 1705 - Auf der Welt der Kristalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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beklommen, wenn er die nächtliche Landschaft betrachtete. Irgendwie sah es aus ... als habe ein Riese mit den Abmessungen eines Sonnensystems irgendeinen kostbaren Gegenstand gepackt, mit harten Fäusten zerdrückt und die Brösel seiner Wut gedankenlos über den Planeten verstreut.
    Diese Kristallandschaft - es war ein reines Vorurteil, und Reginald Bull wußte es, aber das änderte nichts an dem Gefühl - hatte offensichtlich nichts Gewachsenes an sich. Sie entbehrte der Regelmäßigkeit, die Kristallen sonst eigen war, der Gleichmäßigkeit und mathematischen Klarheit der Form, der Ordnung, die ein Kristall gleichsam als Botschaft ausstrahlte.
    Die Landschaft wirkte auf ihn wie ein Trümmerfeld, als Symbol von Zerstörung und Vernichtung; sie sah nicht gewachsen aus, sondern jäh geborsten, rüde zerstört, in schroffe, schartige Trümmer gelegt.
    „Ich glaube", sagte Magkue leise, „daß diese Kristalle etwas mit den Symptomen zu tun haben. Ebenso mit unserem Absturz und mit vielen anderen Dingen. Ich möchte diese Kristalle exakter untersuchen, so genau, wie es unsere Mittel nur zulassen."
    Reginald Bull schüttelte langsam den Kopf.
    „Wäre das nicht weitaus eher ein Job für Mineralogen und ähnliche Leute?" fragte er.
    Magkue verneinte mit einer knappen Geste.
    „Nein", sagte der Ara sehr leise, doch ebenso bestimmt. „Nicht diese Kristalle, nicht der Kristallpanzer von Thyssan ..."
     
    4.
     
    Magira Vee zog die Jacke enger um die Schultern, sie fröstelte dennoch. Über das Plateau fegte ein eisiger Wind, dessen Kälte in die Haut biß und schnitt. Den Grund dafür kannte Magira Vee besser als viele andere - schließlich war sie Astronomin.
    Was Kristalle unter anderem auszeichnete, war ihr Reflexionsvermögen; der Wert von Edelsteinen bemaß sich geradezu danach - je strahlender das Feuer eines Diamanten, desto höher der Preis. Feuer hieß in diesem Fall, daß der tetraederförmige Kristall aus chemisch reinem Kohlenstoff so geschliffen und poliert worden war, daß er ein Höchstmaß an Licht zurückwarf.
    Da Thyssan von Kristallen überzo gen war, tatsächlich nahezu vollständig bedeckt, von den Meeren einmal abgesehen, lag die Albedo dieser Welt sehr hoch: Ein sehr großer Teil des einfallenden Sonnenlichts wurde in den Weltraum zurückgestrahlt, auch nachts.
    Thyssan konnte daher ebenso stark auskühlen, wie es beispielsweise die Wüsten auf Terra taten, in denen Temperaturunterschiede von mehr als fünfzig Grad zwischen Tag und Nacht durchaus normal waren.
    Tagsüber flirrend vor Hitze in der klaren Luft, nachts eisig kalt, eben wegen der klaren Luft.
    Daß die Frau den Grund für den Frostwind kannte, machte seine Wirkung allerdings weder geringer noch leichter erträglich. Magira Vee stieß eine heftige Verwünschung aus.
    Louis Densson hob nicht einmal den Kopf. Er war nach wie vor damit beschäftigt, seine Instrumente zu justieren und einzurichten.
    Wenigstens einen Teil der Instrumente aus der astronomischen Sektion der ODIN hatte man retten können, auch ein paar Elemente der Fernortung hatten den Absturz überlebt. Um diese Geräte kümmerte sich Boro Shufman.
    „Fertig", verkündete Densson in diesem Augenblick und richtete sich auf. Er hatte sich angestrengt, sein Atem ging schnell, er stieß weiße Kondenswolken in die kalte Nacht. Auf seinem grobporigen Gesicht glänzte der Schweiß, er wischte ihn grob mit dem Ärmel beiseite. „Von mir aus kanns losgehen."
    Magira Vee lächelte dünn. Schiffbrüchig, was für ein Schicksal ...
    Es gab Literatur darüber, viel Literatur sogar. Lesespulen, kybernetische Projektionen und Simulationen, Trivideo-Streifen, in denen der Kitsch Triumphe feierte.
    Aber diese Art von Schiffbruch war anders, ganz anders als das Ende der ODIN. Zu einem richtigen Schiffbruch gehörte ein idyllischer Planet - das Idyll leicht getrübt durch wilde Eingeborene und urtümliche Bestien, die beide um die Wette röhrten und von den Helden mit links erledigt werden konnten. Ein richtiger Schiffbruch war strahlend bunt, er roch gut, und sein Ende war in jedem Fall vorhersehbar, wie es sich gehörte.
    Zu einem Schiffbruch gehörte auch das entsprechende Personal: attraktive Männer, gescheite Frauen, dazu ein paar tumbe andere Überlebende, welche die lästigen Arbeiten übernahmen und den Hintergrund stellten, vor dem sich das Schicksal der Helden abspielte.
    Die Frauenrolle in diesem Fall war nach Magiras Geschmack recht gut besetzt, mit ihr selbst. Aber Louis

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