Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1705 - Auf der Welt der Kristalle

Titel: 1705 - Auf der Welt der Kristalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Luft Thyssans ist nahezu frei von Keimen jeder Art; und wenn es Keime gibt, dann nur solche, die wir selbst mitgebracht haben und bestens kennen. Und deren Zahl vermindert sich, nebenbei bemerkt, ebenfalls ..."
    „Ist das schlecht?" wollte Bully wissen.
    „Das kann ich nicht sagen. Ich kann nur diese Tatsache feststellen.
    Und die besagt, daß die Bakterien, die man bei Menschen in all seinen Ausscheidungen finden kann, im Harn, in der ausgeatmeten Luft, im Kot - ja, sie sind alle nach kurzer Zeit verschwunden."
    „Und das ist es, was dir Sorgen macht?"
    „Nein, das meine ich nicht. Ich untersuche die Leute sehr genau, mache Stichproben ..."
    „Und?" drängte Reginald Bull. „Alles einwandfrei", antwortete der Galaktische Mediziner ruhig. „Blutwerte, andere Messungen, physiologische Werte, kein Grund zur Sorge. Nur - es häufen sich kleine, unvorhersehbare vegetative Störungen."
    „Was muß ich mir darunter vorstellen? Du weißt ja, daß ich eine recht gute Bildung habe - aber als Mediziner würde ich mich wirklich nicht bezeichnen."
    „Physiologische Ausfallerscheinungen", präzisierte Magkue. „Sehr kurzfristige Ausfallerscheinungen, vergleichbar mit ..." Er suchte nach Begriffen. „Nun, mit Bildstörungen bei der Fernortung. Ein kurzes Flackern, mehr nicht, mit bloßem Auge kaum wahrzunehmen. Es gibt keine Folgeerscheinungen, und der Patient selbst bemerkt nahezu nichts davon." Reginald Bull runzelte die Stirn. „Du bist sicher, daß du dich nicht irrst?"
    Magkue breitete die Hände aus. „Für wissenschaftliche Beweise, die Kollegen auf der Erde, auf Aralon oder anderswo gelten lassen würden, habe ich leider weder die Zeit noch die Instrumente", sagte er. „Aber das wichtigste Instrument meines Berufes funktioniert noch, meine Wahrnehmung. Ich kann es sehen."
    „Gib mir Beispiele!" forderte Reginald Bull ernst.
    „Nun, jemand läßt für einen kurzen Augenblick, buchstäblich sozusagen, das rechte Augenlid kraftlos hängen. Einen Herzschlag später zuckt es wieder hoch, und nichts deutet auf eine Störung hin. Ein Finger wird für ein oder zwei Sekunden steif ..."
    „Eingeschlafen, das kenne ich..."
    „So ähnlich, aber nicht das gleiche. Ein eingeschlafener Arm oder Fuß hat eine Vorgeschichte, die geprägt ist von schlechter Durchblutung.
    Diese Lähmung aber kommt völlig überraschend, und sie verschwindet ebenso schnell wieder, spurlos, folgenlos."
    „Es handelt sich also um motorische Fehlfunktionen?"
    Magkue schüttelte sacht den Kopf. „Es sind alle Lebensfunktionen davon betroffen", sagte er. „Jedenfalls, soweit ich es feststellen kann. Es handelt sich um Sekundenphänomene, und die Betroffenen bemerken sie vielfach selbst nicht. Infolgedessen sind sie auch nicht bereit, sich gründlich untersuchen zu lassen, zumal die Symptome unspezifisch sind."
    „Was heißt das genau?"
    Magkue preßte die schmalen Lippen aufeinander.
    „Es ist, als würden die Symptome wie Schneegestöber durch die Menschen fegen, mal hier, mal dort auftreffen, wegtauen und sich anderswo erneut zeigen. So ungefähr."
    Reginald Bull nickte langsam.
    „Ich kann es zwar nicht hundertprozentig nachvollziehen, aber gut", sagte er beunruhigt. „Eine klare Frage noch: Wie gefährlich ist diese Krankheit?"
    Der Ara starrte ihn sekundenlang an.
    „Es handelt sich nicht um eine Krankheit", stieß er dann hervor, sichtlich betroffen darüber, daß er offenbar nicht einmal imstande war, sich Reginald Bull gegenüber wirklich verständlich zu machen. „Ich berichte zunächst einmal von Symptomen, von Anomalien, die mir aufgefallen sind. Von einer Krankheit zu reden wäre viel zu früh."
    Reginald Bull blickte den Ara verblüfft an.
    „Und wozu erzählst du mir dann das alles?" fragte er verwundert.
    „Rein prophylaktisch", antwortete Magkue steif. „Damit du und die anderen später nicht überrascht sind, wenn es wirklich zum Ausbruch einer Krankheit kommt."
    Reginald Bull nickte und hob die rechte Hand.
    „Ich glaube, ich begreife langsam", sagte er. „Und ich danke dir. Gibt es irgend etwas, das wir für dich tun können, um deine Arbeit zu fördern oder zu erleichtern?"
    „Ich habe einen unbestimmten Verdacht", erwiderte Magkue zögernd.
    „Er hängt mit diesem Planeten zusammen ..."
    Er blickte in die Runde.
    In der Nacht waren die Farben der Kristalle kaum auszumachen. Zu sehen waren nur die Formen, schroff, kantig, abweisend; der Anblick allein machte frösteln. Auch Reginald Bull fühlte sich

Weitere Kostenlose Bücher