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1705 - Auf der Welt der Kristalle

Titel: 1705 - Auf der Welt der Kristalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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meisten der Anzüge waren aber seit dem Kontakt mit der Schneeflocke so gut wie funktionsuntüchtig.
    Das Pfeifen und Heulen dieses Windes bildete den unaufhörlichen Grundton zu der Geräuschkulisse von Thyssan. Normalerweise war kaum etwas davon zu hören, die flexible, selektive Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen blendete diesen Hintergrundlärm gewissermaßen aus.
    Aber wenn sich die Nacht und damit die Tatenlosigkeit auf Thyssan breitmachte, wenn Arbeitsgeräusche und Menschengeplapper endeten, dann war dieses hintergründige Orgeln des Windes zu hören, und der Luftzug trug die anderen Klänge Thyssans in jeden Winkel und jedes Ohr. Zu hören waren die inneren Spannungen, unter denen die riesigen Kristallgebilde standen und die sich ab und an entluden, in seltsam scharfen, schwirrenden Schwingungen, die Ohr und Körper gleichermaßen erfaßten und erschütterten.
    Dazwischen mischte sich ein unaufhörliches Knistern und Knarren, Prasseln, Bersten und Brechen: Wer sich zur Ruhe legte, hatte nicht selten das Gefühl, in einem altersschwachen Gebäude zu liegen, das langsam über seinem Kopf zusammenzubrechen begann und den Zuhörer unter seinen Trümmern zu begraben drohte.
    Wie an nahezu jedem Abend seit der Landung saß rund um einen transportablen Expeditionsofen eine Gruppe besonders wichtiger Besatzungsmitgliedern herum; man traf sich, um die Geschehnisse des Tages aufzuarbeiten, die Einsätze und Arbeiten des nächsten Tages zu besprechen, Probleme und Hoffnungen zu erörtern. Kommandant Mertus Wenig war an jedem Abend zur Stelle, ebenso Michael Rhodan und Reginald Bull.
    Die Besatzung der ODIN wußte dieses Lagerfeuer zu schätzen. Jede Frau und jeder Mann konnte sich nach Belieben einfinden und mit den anderen diskutieren. Magkue hatte es mehr als einmal festgestellt: Das Wissen, sich jederzeit mit Sorgen, Vorschlägen, Wünschen und Beschwerden an den Kommandanten oder an Michael Rhodan wenden zu können, stärkte den Zusammenhalt der Mannschaft. Selt sam nur: Wenn sich Gucky in dieser Runde einfand, wurde die Zahl der Beschwerdeführer merklich kleiner. Die bloße Anwesenheit des Telepathen dämpfte den Hang zum Querulantentum erheblich.
    Boro Shufman allerdings ließ sich von Guckys Anwesenheit nicht abschrecken, auch er war an fast jedem Abend zur Stelle - meist auf eine Weise, die Magkue schon beim Näherkommen bemerken konnte.
    Shufman, kurz, rundlich und schwitzend, lag drei Schritte von Reginald Bull entfernt hinter einem mächtigen dunkelroten Kristallblock und schnarchte vernehmlich.
    Magkue lächelte. Jeder hatte seine eigene Art und Weise, mit dem Leben fertig zu werden.
    Der Ara blieb in der Nähe des Ofens stehen, bis er sicher war, daß Reginald Bull ihn bemerkt hatte, dann schritt er langsam weiter.
    Es war dunkel geworden inzwischen, das Licht zahlreicher fremder Sonnen erfüllte mit sanftem Funkeln das Dunkel der Nacht.
    Magkue hörte ein leises Knirschen hinter sich.
    „Ich habe dich richtig verstanden? Du willst allein mit einem von uns sprechen?"
    Magkue nickte. Er wartete, bis Reginald Bull dicht neben ihm stand.
    Minutenlang verharrten die Männer reglos und schweigend, bis Bully ein kurzes Schnauben ausstieß. Schweigen und Untätigkeit waren keine Beschäftigungen für Perry Rhodans ältesten Freund und Stellvertreter.
    „Ich stehe vor einem Problem", begann Magkue leise.
    „Einem medizinischen Problem?" Der Ara wiegte den Kopf. Er überragte selbst hochgewachsene Terraner um Haupteslänge, und Reginald Bull war einige Zoll kürzer als der Durchschnitt seiner Mitmenschen.
    „Ich weiß es nicht genau", antwortete der Ara.
    Der Anblick der Sterne erfüllte ihn mit jäh aufschießender Angst, einem sich kalt ausbreitenden Grauen. Diese Sterne waren so unfaßbar weit entfernt; selbst das Licht brauchte Jahre, um die Distanz zu überwinden. Und doch waren diese Sterne die unmittelbare Nachbarschaft der ODIN. Die Heimat der ODIN und ihrer Besatzung lag weit jenseits dessen, was mit dem Auge zu erfassen war.
    „Zunächst einmal - du hast sehr gute Arbeit geleistet", sagte Reginald Bull leise. „Die Mannschaft ist topfit, und auch die Stimmung ist sehr gut.
    Offenbar bekommt den Leuten das Klima auf Thyssan."
    „Das eben bezweifle ich", antwortete Magkue leise.
    Er wandte sich um und sah Reginald Bull aufmerksam an. Bully strich sich mit der rechten Hand durch das kurzgeschnittene, rostrote Haar.
    „Was heißt das? Haben wir Kranke?"
    „Noch nicht", entgegnete Magkue. „Die

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