1707 - Attacke der Abruse
durchzubrechen. Und wenn es doch so kommt: Werdet ihr mit 250 Flocken fertig?"
„Sehr leicht."
„Dann bleibt ihr auch an Ort und Stelle", entschied Streep.
Liivaan ordnete sich der Koordina torin unter, obwohl sie anderer Meinung war. Im Lauf der Tage erwies sich ihr großer Irrtum. Die Abruse griff hier nicht an. Es wurden niemals mehr als 250 Schneeflocken.
*
Die Rochenschiffe im inneren Sternenring patrouillierten paarweise. Jeweils zwei teilten sich ein größeres Gebiet untereinander auf, hielten dabei engsten Kontakt, unternahmen viele Flüge sogar gemeinsam.
Noch gab es von den Einheiten der Abruse keine Spur. Aber diese Unmengen an Flocken konnte nicht so einfach verschwinden. Denn sobald sie einen Planeten fanden, um sich dort niederzulassen, verwandelte sich dieser in Kristall. Das war zu bemerken.
Irgendwo im Raum. Oder im Ortungsschutz einer Sonne.
Die KUSCH und die YXATH übernahmen einen kleinen Kugelsternhaufen mit mehr als vierhundert Sternen. Ayindi-Schiffe flogen, verglichen mit den Schneeflocken, sehr schnell, und verfügten über hervorragende Ortersysteme. Vierhundert Systeme zu kontrollieren, das war eine Aufgabe, die sie in wenigen Tagen erledigen konnten.
Die Kommandantin der KUSCH hieß Sdoraa. Sie war der festen Überzeugung, daß Streep ihnen eine überflüssige Aufgabe zugeteilt hatte.
Ihrer Meinung nach würden sich die Flocken direkt in Richtung Aariam-System wenden; der einzig denkbare Grund, mit so hohen Verlusten durchzubrechen.
Man hätte sich darauf konzentrieren sollen, die Innenkapsel zu verteidigen. Die Keimzelle der Ayindi, die letzte Hoffnung auf Überleben ...
Statt dessen hüpften sie wahllos von Sonne zu Sonne.
Die KUSCH und die YXATH teilten sich die Ortungsaufgaben. Beide vermaßen jeweils einen zugeteilten Sektor, so gut und so schnell das in der Eile möglich war. Nichts.
Bis sich die Kommandantin der YXATH plötzlich meldete: „Kiaan spricht. Ich messe soeben das Hyperwellenspektrum von Stern RK 889 an.
Die Geräte zeigen keine ungewöhnliche Emission. Jedoch wird ein bestimmter Anteil im Hyperwellenspektrum ausgefiltert. Ich empfange keinerlei Psi-Strahlungen von RK 889."
„Ignoriere es", empfahl Sdoraa. „Das wäre falsch. Es handelt sich vielleicht um eine Spur."
„Dann solltest du bei RK 889 nachsehen", sagte sie mit skeptischer Stimme, der man den Unmut sehr genau anhörte. „Oder du überläßt die Sache den Wissenschaftlern."
„Nein", antwortete Kiaan rasch, „ich sehe lieber nach."
Die YXATH unternahm zwei Minuten später den Sprung zum fraglichen, irregulär strahlenden Stern. Die Abweichung vom Kurs betrug nur wenige Lichtmonate, da in diesem Kugelhaufen die Sterne eng beieinanderstanden.
Sdoraa zog es vor, sich der nächsten Sonne auf der Route zuzuwenden.
Sie brauchte nur eine halbe Stunde, um auch von dort ein Negativ-Ergebnis hereinzubekommen. Keine Flockenschiffe. Nichts.
Kiaan hatte sich nicht wieder gemeldet. Und gerade das machte sie stutzig.
Sdoraa versuchte es mit einem Funkanruf - ohne Antwort. Die einzige, jedoch nicht sehr plausible Erklärung lautete, daß sich Kiaan soeben im Hyperraum befand.
Nein...
Also programmierte sie ihren Autopiloten auf einen Abstecher nach RK 889.
Die Zielkoordinaten sollten mit denen der YXATH ungefähr identisch sein, nicht aber zu genau. Ayindi entwickelten diese Art Vorsicht mit der Zeit automatisch. Es war nicht leicht, mit der ständigen Drohung der Abruse zu leben.
Hinzu kam eine spezielle Anweisung: Sollte sie nicht jede Minute an den Autopiloten Rückmeldung geben, wandte sich die Maschine automatisch mit sämtlichen Meßergebnissen an Streep.
Auch, wenn Sdoraa lange tot war. Sie hatte jetzt ein schlechtes Gefühl, das sie allerdings nicht davon abhielt, ihr Schiff über den mentalen Befehlsweg in den Hyperraum zu steuern. Die KUSCH brauchte für den Weg nur wenige Minuten.
Als sie aber in den Normalraum zurückfiel, in den letzten Sekunden ihres Lebens, bemerkte Sdoraa viele Dinge zur selben Zeit. Es war ein sehr intensiver Augenblick, nicht von Furcht umnebelt, sondern von erstaunlicher Klarheit, die sie in ihrem Leben gern öfters empfunden hätte. Weit voraus trieb die YXATH bewegungslos im All. Das Schiff befand sich noch auf demselben Kurs, mit dem es vermutlich aus dem Hyperraum gefallen war.
Und auf die KUSCH bewegte sich ein unglaublicher Heerwurm aus Kristallschiffen zu. Es waren mindestens 100.000 Schiffe.
Vermutlich hatten die Schiffe erst vor kurzem
Weitere Kostenlose Bücher