1709 - Die Blutprinzessin
entkommen. Ich hatte ihn gut im Griff und damit auch die Gefahr, die im Kofferraum liegt. Jetzt kann ich für nichts mehr garantieren.«
Franklin schaute auf seine Zigarre, die halb im Aschenbecher lag und kalt geworden war. Ihr Geruch hing noch im Raum fest, doch daran störte er sich nicht.
»Ich mag es nicht, wenn man mir Vorwürfe macht, junger Mann.«
»Sir, das war kein Vorwurf. Ich habe nur eine Tatsache aufgezählt, nicht mehr.« Johnny wischte seine schweißfeuchten Hände an den Hosenbeinen ab. »Außerdem wird bald mein Vater hier sein und wahrscheinlich nicht allein.«
Der Konstabler winkte lässig ab. »Ach ja, Sie haben ja von Ihrem Freund Sinclair gesprochen.«
»Genau.«
Franklin lächelte. »Er mag zwar beim Yard sein, aber hier in Welling habe ich das Sagen. Ich lasse mir nicht ins Handwerk pfuschen. Und einen Bericht, wie ich ihn von Ihnen gehört habe, den kann doch kein Mensch glauben.«
»Sie werden sich wundern.« Johnny senkte seine Stimme. »Und ich sage Ihnen, dass dies hier erst der Anfang ist. Es wird weitergehen, darauf können Sie sich verlassen.«
»Klar, für Sie, Mister Conolly. Ich denke mal, dass ich für Sie einen guten Platz habe.«
»In der Zelle?«
»Genau. Die eine Nacht werden Sie überstehen. Morgen sehen wir dann weiter.«
»Morgen ist es zu spät, Konstabler. Das sage ich nicht nur aus Spaß.«
Franklin verzog die Lippen. »Zum Spaß sitze ich auch nicht hier. Und was Sie mir von irgendwelchen Vampiren erzählt haben, das sagen Sie lieber einem Drehbuchschreiber. Der macht daraus eine Buffy-Geschichte oder für die Diaries, die …«
»Es ist eine Tatsache!« Johnny hatte ihn mit hart klingender Stimme unterbrochen.
Matt Franklin erwiderte darauf nichts. Er strich über sein rotes, kurz geschnittenes Haar und griff wieder zur Zigarre. Er zündete sie an und blies die ersten Rauchwolken gegen den Bildschirm des vor ihm stehenden Computers.
Johnny verfluchte innerlich die Ignoranz des Beamten. Andererseits musste er sich auch eingestehen, dass seine Geschichte schon unglaubwürdig klang. Wer glaubte schon an Vampire? Die gab es für die meisten Menschen höchstens im Kino und in den TV-Serien, aber nicht in der Realität.
Johnny wusste es anders. Und er gab auch zu, bisher Glück gehabt zu haben, denn er stand auf der Abschussliste dieser Gestalten, die eine neue Anführerin bekommen hatten.
Die blonde Bestie Justine Cavallo. Sie hatte sich wieder auf das besonnen, was sie war. Eine brutale Blutsaugerin, die sich zudem als Nachfolgerin des Supervampirs Mallmann ansah und so etwas wie eine Herrschaft der Blutsauger errichten wollte.
Auch sie hatte Feinde. Dazu gehörte Johnny Conolly. Alle, die eine enge Beziehung zu dem Geisterjäger John Sinclair hatten, zählten dazu. Da die Cavallo konsequent war, hatte sie sich vorgenommen, ihre Feinde zu vernichten. Dabei stand das Sinclair-Team an erster Stelle. Und sie hatte sich Johnny als das schwächste Glied ausgesucht, wobei er froh war, persönlich noch nicht auf sie getroffen zu sein, sondern zunächst nur auf ihre Helfer, die es geschafft hatten, ihn aus seiner neuen Wohnung zu entführen.
Nach einigen Kämpfen hatte sich Johnny durchsetzen können und war bei seinen Eltern ausgezogen. Ausgerechnet am ersten Abend in der neuen Wohnung war es zu dieser Entführung gekommen. Sie hatten ihn überfallen und erst mal ausgeschaltet. Erwacht war er dann in einem Blockhaus nicht weit von Welling entfernt.
Johnny hatte sich befreien können und es sogar geschafft, den Benz an sich zu nehmen, mit dem er dann bis nach Welling gefahren war, wo für ihn dann einiges schiefgelaufen war. [1]
Jetzt saß er in diesem Polizeirevier und schaute auf einen Mann, der ihm nicht glauben wollte. Dafür saugte er an seiner Zigarre, nebelte sich manchmal ein und schaute dann auf seine dicke Uhr am linken Handgelenk.
»Allmählich bekomme ich Hunger.«
»Dann essen Sie doch was.«
Franklin zerstampfte den Rest seiner Zigarre. »Werde ich auch, Mister Conolly. Aber Sie müssen dann in die Zelle. Es gibt hier nur eine, und die ist wirklich sehr sauber. Man kann es darin schon aushalten. Sogar ich habe dort mal eine Nacht geschlafen.«
»Mein Vater wird bald eintreffen.«
Der Konstabler warf Johnny einen schrägen Blick zu. Dann blickte er wieder auf seinen Chronometer und sprach davon, dass er noch eine Viertelstunde warten wollte.
»Gut.«
»Danach ist Schluss für Sie. Ich werde Ihnen später ein Essen vorbeibringen.«
»Ja,
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