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1712 - Volatgos Flucht

Titel: 1712 - Volatgos Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schmerz sind nicht mehr wichtig. Ich will nur noch sterben, wie Sentha.
    Aber ich höre mich antworten. Bestimmt hat Sentha das schon hinter sich. Er hat sie verhört, als ich „schlief" - oder was auch immer.
    Aber was soll das dann alles noch?
    Wir haben ihnen Graa zurückgebracht. Wir wollten das jedenfalls tun, als Freunde. Ich hoffte, etwas über diese Steine zu erfahren, von denen Graa im Schlaf gesprochen hatte.
    Ich rede, rede immer weiter. Ich weiß gar nicht, was ich ihm sage, dem Dämon, dem Geist - oder dem Hüter einer Zeit, die besser für immer in den Heiligen Steinen und der Urerinnerung der Zwerge ruhen sollte?
    Das Bild ist da, nur ganz kurz. Ich bin kein Telepath, daß ich Gedankenbotschaften hätte verstehen können. Ganz kurz nur flackert es in mir auf, während ich spreche und einen fremden Geist in mir lauern fühlte. Tasten. Prüfen.
    Das Feuer. Der brennende Himmel. Die Stürme und die Fluten. Fetzen lösen sich aus dem Dunkel meiner Traumerinnerung.
    Ihr Götter!
    Es ist still. Ich kann irgendwo tief in der Höhle Wasser von der Decke tropfen hören. Von den Zwergen kommt kein Ton. Ich bin sicher, Graa und Ouuw sind bei ihnen und warten gebannt.
    Gauw soll entscheiden, was mit uns zu geschehen hat.
    Was soll da überhaupt zu entscheiden sein? Alle sind tot, bis auf Orne und uns. Sentha und ich sind Wracks, und Orne ist vielleicht noch schlimmer dran.
    Sein Körper, der einem unbegreiflichen Wesen als Hülle dient, beugt sich jetzt zu mir vor. Die Arme bleiben auf den als Lehnen dienenden Oberschenkeln der Statue liegen, zwischen denen er thront. Und jetzt bilden sich zwei helle, weiße Wirbel in den dunklen Nebeln des Kopfes und werden zu Augen - schrecklichen Augen, die sich mitten ins Bewußtsein bohren.
    „Warum", explodiert Gauws Stimme in mir, „seid ihr zurückgekommen ?"
     
    *
     
    Ich weiß nicht, wie lange ich diesen furchtbaren Rest meines Lebens noch ertragen muß, aber ich gewöhne mich besser daran, ständig ohnmächtig zu werden und wieder zu mir zu kommen, nur um noch weniger als vorher zu verstehen.
    Ich höre Trommeln, die langsam geschlagen werden, dumpf und monoton. Die Schläge hallen von den Wänden und der Decke zurück.
    Wir sind immer noch in der Höhle. Ich sitze. Sentha hat sich an mich geklammert und den Kopf an meinen Hals gedrückt. Sie will es nicht sehen.
    Dafür spüre ich plötzlich so etwas wie Faszination - in unserer Lage!
    Eben noch (wann, ihr Götter, war „eben" ?) war ich nicht mehr gewesen als nur noch ein Schatten, ein erlöschender Funke, der auf den alles beendenden Regen wartete.
    Jetzt ist es wie der Beginn eines Fiebers. Es ist naßkalt in der Höhle, doch ich habe das Gefühl zu brennen. Ich weiß, daß ich mich um Sentha kümmern sollte, auf sie einreden. Was hätte ich noch vor Tagen dafür gegeben, sie so an mir zu fühlen.
    Götter, ich bin in diesem Moment der einzige Mensch in ihrem Leben!
    Und ich sitze hier und starre ihn an, den Geist in Ornes kopflosem Körper. Er sitzt nicht mehr auf diesem scheußlichen, schmucklosen Thron.
    Er ist aufgestanden und zu einer Art Tisch aus zwei runden und einem breiten, flachen Felsen gegangen, der auf den anderen liegt.
    Zuerst glaubte ich mit Schaudern und bösen Ahnungen an eine Art Opferstein, einen heidnischen Altar. Das Bild fiel mir wieder ein: Gauw mit dem blutigen Messer; und mein Entsetzen bei dem Gedanken, daß dieses Blut von Sentha stammen könnte.
    Es war nicht ihres, doch es war zweifellos Blut. Vielleicht war ein Tier geschlachtet worden. Als ich Sentha lebend wiedergesehen hatte, war mir das völlig egal gewesen.
    Und nun steht die Gestalt vor dem Felsen, der ihr bis zum Bauchnabel reicht. Die Zwerge links und rechts in den Schatten schlagen ihre düsteren Trommeln und stimmen einen Singsang an, der unter anderen Umständen einschläfernd gewirkt hätte. Die grünen Feuer flackern wie in einem leichten Wind. Die Eingeborenen müssen irgendwelche Kräuter in die Glut gestreut haben, denn ein seltsamer Duft erfüllt das feuchte Gewölbe.
    Gauw steht so, daß ihn die Flammen beleuchten. Vor sich, auf der Platte, hat er einen kopfgroßen, vollkommen runden Stein, eine Kugel aus einem anderen Material als der Fels hier in der Höhle.
    Aus den dunklen Nebeln seines Kopfes formt sich ein Gesicht. Es ähnelt der Tiergrimasse der Statue, aber ich kann plötzlich nichts Erschreckendes mehr daran finden. Das Fieber steigt. Ich ahne, was geschehen wird. Der Singsang der Eingeborenen wird

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