1716 - Assungas Hexensturm
Ausweis zu zeigen. Wenig später wurden die Kollegen sehr freundlich, entschuldigten sich und steckten ihre Waffen weg.
Sie waren zu viert. Natürlich war es mit ihrem Eintreffen nicht getan, denn sie hatten Fragen, was diesen auf seinem Schreibtisch liegend Mann anging.
Suko setzte zu einer kurzen Erklärung an. Er wusste, dass er nicht die Wahrheit sagen konnte. Die Vampirgeschichte würde man ihm nicht abnehmen. Deshalb verwies er auf seinen durch den Ausweis gedeckten Sonderstatus und erklärte diesen Fall für top secret.
»Was bedeutet das?«, wurde er gefragt.
Suko atmete tief ein. »Ich möchte, dass Sie mich mit dieser Person allein lassen.«
»Aber der Mann benötigt medizinische Hilfe.«
»Das wird sich noch herausstellen. Hier sind Dinge geschehen, die nur mich etwas angehen. Sollten Sie mir misstrauen, werde ich Superintendent Sir James Powell anrufen, der Ihnen dann erklären wird, dass ich recht habe.«
»Schon gut, Sir, wir ziehen uns zurück. Sollen wir außerhalb des Zimmers warten?«
»Vielleicht zwei von ihnen.«
»Gut.«
Die Männer grüßten kurz, dann drehten sie sich um und zogen sich aus dem Büro zurück.
Nachdem die Tür geschlossen war, atmete Suko tief durch. Er fühlte sich persönlich besser, aber wenn er an seinen Freund John Sinclair dachte, musste er schon heftig schlucken, um seine Befürchtungen in den Griff zu kriegen.
John war weg. Und er war sicherlich nicht freiwillig verschwunden. Dahinter steckte die Unperson, die als Blutsaugerin die Welt unsicher machte.
Suko fühlte sich wie ein Verlierer. Er hatte es nicht geschafft, gegen die Cavallo zu bestehen, und das bereitete ihm schon Magendrücken. Manchmal, wenn ihm wieder der Gedanke daran kam, stieg ihm das Blut in den Kopf. Aber er konnte es nicht ändern.
Suko dachte auch darüber nach, ob er Sir James über Johns Verschwinden berichten sollte. Das tat er vorläufig nicht, denn er musste sich erst um diesen Mike Gentry kümmern.
Der Mann hatte sich die ganze Zeit über nicht bewegt. Da konnte man schon den Verdacht bekommen, es mit einem Toten zu tun zu haben.
Daran glaubte Suko nicht. Er ging auch nicht davon aus, einen Vampir vor sich zu haben. So lange hatte die Cavallo nicht saugen können.
Die Tür war und blieb geschlossen. Suko ging davon aus, dass ihn niemand stören würde, wenn er sich um den Geschäftsführer des Supermarkts kümmerte.
Er sah den Computer auf dem Boden liegen, umging ihn und blieb dann dicht neben dem Schreibtisch stehen. Die Zähne der Blutsaugerin hatten sich in die linke Halsseite des Mannes gebohrt und sie an einer Stelle regelrecht aufgerissen. Da war schon recht viel Blut aus den Adern geströmt, aber nicht alles war von der Cavallo getrunken worden. Es gab auch welches, das den Hals beschmiert hatte.
Die Augen des Mannes waren nicht geschlossen. Sein Blick war gegen die Decke gerichtet, aber Suko glaubte nicht, dass er wirklich etwas wahrnahm, denn der Blick war leer.
War der Mann tot?
Suko wollte es wissen. Er hob den linken Arm des Geschäftsführers an, um nach dem Puls zu fühlen, was nicht mehr nötig war, denn Gentry meldete sich durch ein Stöhnen.
Sofort zuckte Sukos Hand zurück. Jetzt sah er auch, dass sich die Augen des Mannes bewegten. Ein erneutes Stöhnen verlies seinen Mund, den er dabei zuckend in die Breite zog.
Suko sprach ihn an. »Können Sie mich hören, Mister Gentry?«
Der Mann stöhnte weiter. Er nahm von Suko keine Notiz, aber er hatte bemerkt, in welcher Lage er sich befand, und aus ihr wollte er heraus.
Seine weitere Aktivität wurde wieder von einem Stöhnen begleitet, denn er wollte sich erheben. Er stützte sich ab, drehte sich nach links, sodass Suko befürchtete, dass er über die Kante rollen und zu Boden prallen würde.
Er brauchte den Mann nicht abzufangen, Gentry schaffte es auch so, den Schreibtisch zu verlassen.
Er blieb stehen.
Suko stand dicht vor ihm. Der Mann erholte sich zusehends, er rollte mit den Schultern, um seinen mit Blut beschmierten Hals kümmerte er sich nicht.
Er stierte Suko an.
Der wusste noch immer nicht, was mit dem Mann los war und wie er ihn einschätzen sollte. Aber er stellte schnell die Veränderung in den Augen des Geschäftsführers fest. Bisher hatten sie einen recht toten Ausdruck gehabt, was sich nun änderte, denn in die Augen kehrte so etwas wie Leben zurück.
Nur war es ein Ausdruck, der Suko nicht gefallen konnte. Lauernd und auch gierig.
Das brachte Suko sofort auf einen anderen Gedanken,
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