1717 - Inseln der Illusion
die Instrumente zeigen alarmierende Werte. Weiß der Teufel, was das bedeutet!"
Das Bild, das sich herausschälte war dies: Etwas Unbekanntes auf fünfdimensionaler Basis War durch die porösen Stellen um den Planeten Mars ins Normaluniversum gelangt. Es breitete sich schnell in alle möglichen Richtungen aus.
Eine erkennbare Wirkung des Unbekannten konnte aber vorerst nicht nachgewiesen werden. Es sah alles völlig harmlos aus.
Die Spezialisten wußten, wie sehr man sich da täuschen konnte.
3.
Nojola Perth war die Cheflogistikerin der 800-Meter-Plattform KALI-BAN, die offiziell als „Forschungs- und Vermessungsraumer RMS-512" in den Dateien der Kosmischen Hanse geführt wurde.
Das kastenförmige Raumschiff war 400 Meter breit und 150 Meter hoch. Seine Oberseite war ein Feld von Ortungsantennen, Meßvorrichtungen, Trichtern, Schüsseln und Parabolspiegeln. Es gab keine Energie- oder Masseform, die von dem Spezialschiff nicht erfaßt werden konnte.
Die KALIBAN verfügte nur über einen schwachen Fernantrieb. Zur Überwindung von einhundert Lichtjahren benötigte sie fast einen Tag. Das Spezialschiff war in erster Linie für Einsätze innerhalb des Solsystems konstruiert worden. Es hatte schon mehrere Bewährungsproben erfolgreich bestanden, unter anderem während der Geschehnisse der letzten Wochen um den Mars.
Cheflogistikerin, das bedeutete, daß Nojola Perth für alle Fragen der Versorgung, des Nachschubs und der Instandhaltung zuständig war. Ihr Arbeitsbereich war eine quaderförmige Halle von rund 300 Metern Länge und Breite sowie 50 Metern Höhe im unteren Bugbereich der gewaltigen Plattform.
Hier regierte sie mit Hilfe einer Hauptsyntronik, sieben Subsyntroniken und einem kleinen Roboterheer über alles, was im weitesten Sinn mit Materialerhaltung und -Versorgung zu tun hatte. Bei Störungen in den Syntroniken konnte sie auf zwei herkömmliche Positroniken ausweichen, die als Reservesysteme nach dem Auftreten der ersten Toten Zone installiert worden waren.
Der Arbeitsplatz der Cheflogistikerin bestand aus einem transparenten Kasten im Zentrum ihrer Logistik-Großhalle. Von hier hatte sie nicht nur den besten Überblick über alle Materialbewegungen in der unmittelbaren Nähe. Monitoren erlaubten ihr den Einblick in den letzten Winkel der Halle. Diese war mit mehreren Transmittern ausgestattet, die schnelle Materialbewegungen in ihr selbst oder nach draußen gestatteten.
Nur zwei Bildschirme an ihrem zehn Meter durchmessenden, kreisförmigen Arbeitspult informierten sie über die Geschehnisse in der wissenschaftlichen Zentrale. Nojola Perth verfügte nur über bescheidene Grundkenntnisse auf den Gebieten, die nicht ihre Logistik betrafen. Von den meisten Ortungsproblemen hatte sie deshalb gar keine Ahnung.
Die gebürtige Terranerin war 52 Jahre alt und keine sehr attraktive Erscheinung. Da sie das Leben einer Junggesellin führte, war ihr das völlig gleichgültig. An Bord wurde ihre warme, freundliche Art sehr geschätzt, obwohl sie sich den Ruf einer Einzelgängerin eingehandelt hatte. Das lag aber weniger an ihrem Wesen. Ursache war die isolierte Arbeit eines Ein-Mann-Jobs in der sogenannten Logistikhalle.
Nojola Perth war klein und etwas pummelig, Arme und Beine wirkten reichlich dick. Die strähnigen Haare über dem runden Gesicht trug sie schulterlang und dunkelblau gefärbt. Ihre Bekleidung bestand aus einer zweckmäßigen, einteiligen Kombination.
Einer ihrer Roboter befand sich fast ständig in ihrer Nähe. Als sie auf einem der beiden Kontrollschirme vernahm, daß die KALIBAN sich in ein fünfdimensionales Störungsfeld bewegte, beunruhigte sie das kaum. Sie konnte sowieso nichts daran ändern.
„Los jetzt", forderte sie ihren Roboter auf. „Hol mir etwas zu trinken.
Ich habe Durst." '„Kirschsaft?" fragte der Roboter.
„Von mir aus", antwortete sie und beobachtete etwas interessierter die Bilder auf den beiden Kontrollschirmen.
Der Roboter eilte davon. Der Getränkeautomat befand sich etwa fünfzig Meter von Nojola Perths Kommandostand entfernt.
Die kurzzeitige Hektik in der wissenschaftlichen Zentrale legte sich schnell wieder, denn das fünfdimensionale Störungsfeld bewirkte offensichtlich nichts.
Ein seltsamer Lichtschein huschte plötzlich durch die Logistikhalle. Die Frau blickte auf. Sie erkannte purpurne Strahlen, aber auch grellgrüne und violette. Die Lichtstrahlen blitzten jeweils für Sekundenbruchteile an verschiedenen Stellen auf.
Die Cheflogistikerin
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