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1719 - Die Totenliste

Titel: 1719 - Die Totenliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Mars mehr, um ihr Schicksal zu besiegeln." Er hüstelte. „Und unseres, das nur nebenbei."
    „Natürlich!" giftete Siankow. „Ganz nebenbei. Niemand verlangt von euch zu bleiben, nachdem ihr eure Arbeit getan habt. Aber ich werde trotzdem mit DORADO weitermachen. Es ist die einzige Chance, die Mars-Brücke zu sperren - den Weg, den die Kristalle und diese mysteriöse Macht Sinta nach Terra gehen können."
    „Du bist der Boß", sagte Sibor Alber. „Du befiehlst, wir gehorchen - solange du noch dazu in der Lage bist..."
    Boris Siankow sah ihm nach, wie er mit seiner Antigravscheibe aus seinem Gleiter und nach DORADO hinüberschwebte.
    „Du mich auch", brummte er.
     
    7.
     
    Luna, 15. Mai 1217 NGZ Inzwischen umfaßte NATHANS Liste über neun Milliarden Namen, und sie wuchs weiter, jener imaginären Zahl zu, die Geo Sheremdoc gleichermaßen eine fast ehrfürchtige Faszination empfinden ließ - und ihn, auf der anderen Seite, fast schwindlig machte.
    Aber das hatte weniger mit ihrer Größenordnung zu tun.
    Der LFT-Kommissar hüllte sich mit seinem Verdacht weiter in eisiges Schweigen. Nicht einmal Aaron Sebastian, der in diesen Tagen fast zu seinem Schatten geworden war, weihte er ein.
    Und so kam es völlig umgekehrt. Bei einer ihrer Routinebesprechungen, unter vier Augen, legte ihm der Mondgeborene eine neue Auswertung der Aktivitäten vor, die NATHAN nachgewiesen werden konnten. Darunter befand sich natürlich der aktuelle Stand der Totenliste. Aaron übergab dem LFT-Mann nicht alles, was er mitgebracht hatte, sofort. Etwas hielt er zurück, und Sheremdoc hatte eine ungute Ahnung.
    „Also", forderte er Sebastian auf. „Was ist es?"
    Der Kybernetiker ging nicht auf den wirklichen Sinn der Frage ein, sondern berichtete zunächst noch einmal, was inzwischen sowieso als gesichert galt. Nur war Sebastian jetzt noch überzeugter von seinen Thesen.
    „NATHAN könnte seine Liste viel schneller erstellen, ganz gleich, wie lange sie noch wird. Er könnte es, obwohl er nur mit zwanzig Prozent seiner Kapazität daran arbeitet. Wir haben es durchgerechnet, Geo. Die bisher neun Milliarden Namen hätte NATHAN mit diesen zwanzig Prozent eigentlich rasend schnell auflisten können - statt in zwölf Tagen."
    Geo Sheremdoc hob eine Braue und drückte sich Daumen und Zeigefinger beider Hände gespreizt gegen die Nase.
    Aaron Sebastian sah ihm in die Augen, wartete auf seine Reaktion. Er war selbstsicherer geworden, der dünne Mann von Luna. Er hatte begriffen, daß er und seine Arbeit gebraucht und hochgeschätzt wurden.
    Selbst Sheremdocs manchmal verletzender Sarkasmus traf ihn nicht mehr so tief.
    „Das beweist doch, daß NATHAN von den zwanzig Prozent Kapazität, die er nicht auf seine eigentlichen Aufgaben verwendet, höchstens ein Bruchteil zur Erstellung der Liste benötigt. Was also macht er mit den restlichen Prozenten? Weshalb droht er uns?"
    „Du fühlst dich von ihm verraten, oder?" fragte Sheremdoc überraschend. „Du bist in NATHAN aufgewachsen. Er muß für dich wie ein Vater gewesen sein - sehr bildlich gesprochen. Und nun läßt er dich - aus- gerechnet dich! - genauso vor der Tür stehen wie jeden anderen, der keinen Unsterblichkeits-Chip besitzt."
    Aaron Sebastian blickte überrascht drein. Das Thema schien ihm überhaupt nicht zu behagen, und er reagierte entsprechend.
    Vielleicht tat er auch nur das, was Geo Sheremdoc von ihm erwartet hatte.
    „Hier", sagte er und reichte dem LFT-Kommissar eine Folie mit einem halben Dutzend Namen darauf. „Diese haben wir in alten Datenbänken wiedergefunden. Eine Zufälligkeit ist ausgeschlossen. Es handelt sich eindeutig nicht nur um die gleichen Namen, sondern auch um die gleichen Personen."
    Geo Sheremdoc nahm die Folie entgegen und las. Eins halbe Minute lang sagte er gar nichts. Dann fragte er, ungewöhnlich langsam und leise: „Welche Datenbänke, Aaron. Und wie alt?"
    Als er die Antwort erhielt, wußte er, daß er sich nicht geirrt hatte.
    Aber er wußte nicht, daß ihm die eigentliche sensationelle Überraschung erst noch bevorstand.
     
    8.
     
    Gom-Tor, 18. Mai 1217 NGZ Die Galaktiker hatten sich im Gom-Tor fast häuslich eingerichtet.
    Uleboe hatte ihnen widerstrebend Quartiere für insgesamt dreißig Personen zur Verfügung gestellt. Diese Räume waren in recht kurzer Zeit den Bedürfnissen der „Gäste" entsprechend hergerichtet worden. Was die Männer und Frauen aus der Milchstraße darüber hinaus noch wünschten und brauchten, durften sie selbst

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