1719 - Die Totenliste
Uleboe verlangen, daß er uns mit ihm reden läßt - und zwar allein."
*
„Ihr werdet kein Unheil anrichten. Dies ist die letzte Warnung. Die BASIS-Veteranen werden gerächt werden. Mischt euch nicht ein, oder es gibt Krieg.
Kommando Harold Nyman."
*
„Ein Kinderstreich", sagte Arnim Possag abwertend, als Kullino ihm und Dara von der jüngsten Botschaft des Unbekannten berichtete. „Irgendein Wichtigtuer unter deinen Leuten. Hast du persönliche Feinde?"
„Nicht so viele wie du", erwiderte der Ertruser mit verbindlichem Lächeln.
„Dann sind es noch immer genug." Possag winkte ab. „Vergiß diesen Mist. Jemand will sich nur wichtig machen. Wäre er ein Kerl, dann würde er sich aus seinem Loch wagen. Aber er ist ein gottverdammter Feigling, und solchen Typen reicht es, wenn sie sehen, daß jemand wie du vor ihren Drohungen zittert und..."
„Ich zittere nicht, oder siehst du so etwas?"
Kullino hielt Possag beide Hände ausgestreckt hin und grinste.
„Verdammt, du weißt genau, wie ich das meine!" fuhr ihn der ARGYRIS-Kommandant an. Er schnappte nach Luft, drehte die Fäuste gegeneinander und ließ sich im Sessel zurückfallen.
Arnim Possag war heute gereizt. Was für Uleboe galt, traf auch auf ihn zu: Irgendwann platzte der Kragen, und die mühsam auferlegte Selbstbeherrschung schoß in einer Entladung davon, von der niemand vorhersagen konnte, wieviel Schaden sie anrichten würde.
„Possag hat recht", stimmte Dara dem Plophoser zu. „Es kann sich um einen Psychopathen handeln, der sich wichtig machen will. Es kann natürlich auch jemand sein, dem es bitter ernst ist und der über Möglichkeiten verfügt, die wir nicht kennen. Ich selbst glaube, daß wir die ganze Angelegenheit zwar ernst nehmen, aber nicht überdramatisieren sollten."
Kullino starrte sie überrascht an.
Dara und Possag, das war ein Paar wie Katz und Hund. Es hatte sich in diesen Tagen im Gom-Tor immer deutlicher gezeigt. Sein militaristisches Gehabe ging ihr gehörig auf die Nerven, und umgekehrt machte er keinen Hehl daraus, daß er die Frau nur deshalb akzeptierte, weil sie als Hanse-Spezialistin bei dem Versuch, den Somern krumme Touren nachzuweisen, von keinem seiner Haudegen zu ersetzen war.
Daß sie jetzt ihn unterstützte, schien für den PARACELSUS-Kommandanten schwer verdaubar. Auch die beiden zusätzlich anwesenden Hanse-Spezialisten zeigten ihre Überraschung.
Sie kamen zum Glück nicht dazu, sich weiter in dieses Thema zu vertiefen, denn nun erschien endlich Uleboe. Der Somer kam, abgesehen vom allerersten Mal, erstmals zu spät zu einer Sitzung. Bisher war er stets überpünktlich gewesen.
Uleboe ließ sich, wie üblich, von drei anderen Somern begleiten, die in prächtige Gewänder gehüllt waren - soweit man bei den Leibgurten und anderen winzigen Fetzen von so etwas sprechen konnte. Immerhin verdeckten sie die Waffen, die die Vogelartigen ebenso bei sich trugen wie ihre „Partner".
Er setzte sich an den Besprechungstisch im mittlerweile gewohnten Konferenzsaal, den Kullino wegen seiner Position in der oberen Peripherie des Torsockels „Turmzimmer" getauft hatte, und machte die übliche gute Miene zum bösen Spiel.
Nuka Kullino räusperte sich, etwas übertrieben. Genauer gesagt, er simulierte einen Hustenanfall. In diesem Turmzimmer herrschte wie stets, schlechte Luft vor. Entweder funktionierte die Umwälzanlage des Transmittertores ausgerechnet hier nicht, oder die Somer benutzten diese Möglichkeit, um ihre Gäste da zu schikanieren, wo es anders nicht ging.
Von Getränken und kleinen Snacks, wie auf terranischen Konferenzen üblich, schienen sie auch noch nichts gehört zu haben. Die Galaktiker, die es betraf, konnten auf gewisse stimulierende Getränke verzichten, aber selbst wenn ein Arnim Possag einen Wein oder ein Bier verlangt hätte - er hätte es bestimmt nicht bekommen.
Was es überreichlich gab, waren somerische Rauchwaren. Dara Sheenbar hatte sich zwar viel mit den Vogelähnlichen aus Estartu beschäftigt, sich aber nie vorstellen können, wie diese Wesen mit ihren starren Schnäbeln diese dicken Zigarren rauchen konnten, mit denen Uleboe jetzt wieder die Luft verpestete.
Auf jeden Fall tat er es; wenigstens das war gestattet. Wenn Possag und Kullino zwecks besserer Konzentration nach etwas Prozentigem verlangten, wurde das mit dem Hinweis zwangsläufiger Gesundheitsschäden abgelehnt. Wenn sie aber den Mief der Somer-Zigarren einatmen durften, war das nicht
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