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172 - Der Spinnenfürst

172 - Der Spinnenfürst

Titel: 172 - Der Spinnenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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blieb bei ihm. Gemeinsam sahen sie nach Megan, die in ihrem Zimmer schluchzend auf dem Bett lag. Dunkelrot leuchteten die Würgemale, und William berichtete seiner Schwester, welches Schicksal den brutalen Würger ereilt hatte.
    Er hoffte, ihr damit ein wenig helfen zu können. Den Rest sollte ein großer Scotch tun. Megan trank ihn gehorsam, obwohl jeder Schluck sie schmerzte.
    »Er hat bekommen, was ihm zustand!« knurrte William.
    »Nie wieder wird diese Bestie in Menschengestalt über junge Mädchen herfallen.« Er streichelte die blasse Wange seiner Schwester und fragte, ob er den Hausarzt anrufen solle, doch Megan verneinte.
    »Ich brauche keinen Arzt«, sagte sie leise. »Morgen wird es mir wieder bessergehen.«
    »Tapferes Mädchen«, lobte William. »Ich bin stolz auf dich.« Er beugte sich über sie und küßte sie auf die Stirn.
    »Falls du irgend etwas möchtest, brauchst du nur zu rufen, und schon bin ich zur Stelle.« Er verließ mit dem Freund das Zimmer, nachdem dieser sich von Megan verabschiedet hatte.
    Im Wohnzimmer sagte er dann: »Du trinkst doch einen mit mir, bevor du nach Hause gehst.«
    Der Nachbar hatte nichts dagegen, und William füllte zwei Gläser.
    ***
    Noch in derselben Woche wurde Leon Hogg auf dem St. Alban Cemetery in Enfield begraben. Niemand folgte seinem Sarg, und am offenen Grab wurden keine Reden gehalten.
    Man ließ ihn sang- und klanglos verschwinden, als schämte man sich dafür, daß er einmal gelebt hatte, doch kaum befand er sich unter der Erde, interessierte sich jemand für ihn.
    Zwei Männer, denen man besser nicht über den Weg traute, betraten den nächtlichen Friedhof. Sie rückten mit Schaufel und Spaten an, und ihr Ziel war Leon Hoggs letzte Ruhestätte.
    Sie hatten Geld dafür bekommen, daß sie den Mädchenmörder wieder ausgruben, und da sie grundsätzlich alles taten, wenn die Kasse stimmte, würden sie auch diesen Auftrag prompt erledigen.
    Welkes Laub knisterte unter ihren Sportschuhen. Sie trugen Jeans und billige Felljacken und verströmten einen unangenehmen Geruch, der jede empfindliche Nase beleidigte.
    Von Waschen und Sauberkeit hielten sie nicht allzuviel. Ihre Kleidung roch nach Schweiß und Rauch, ihr Atem stank nach billigem Fusel, in dem man Skelette hätte auflösen können.
    Niemand konnte verstehen, daß sie ihn vertrugen, ohne davon blind zu werden.
    Die Kälte legte sich unangenehm auf ihren Nacken und ließ sie frösteln. Zielstrebig gingen sie an Grabsteinen, Grüften und Kreuzen vorbei, während der eisige Wind über ihnen durch die blattlosen Baumkronen pfiff.
    »Nichts für furchtsame Gemüter, he?« sagte Eugene Cooper grinsend. Er hatte lange, weit vorstehende Schneidezähne, die ihm das Aussehen eines Kaninchens verliehen, deshalb nannte ihn Ian Roper, sein Freund, »Rabbit«.
    Roper lachte. »Ich kenne einige Typen, die hätten die Hosen gestrichen voll, wenn sie unseren Job erledigen müßten.«
    »Die würden ihn überhaupt nicht annehmen«, behauptete Cooper.
    »Ist ja wirklich ein bißchen unheimlich hier, wenn ich ehrlich bin«, meinte Roper.
    »Glaube mir, du bist nirgends sicherer als auf 'nem nächtlichen Friedhof«, sagte Cooper. »Was sollte dir hier passieren? Die Toten sind tot, und Lebende sind um diese Zeit auf keinem Friedhof anzutreffen.«
    »Weißt du, was mich interessieren würde, Rabbit?«
    brabbelte Ian Roper und rieb sich sein bartstoppeliges Kinn.
    »Wozu das alles gut sein soll.«
    »Nicht unser Bier«, gab Rabbit zurück und zuckte mit den Achseln. »Wir kriegen Geld dafür, daß wir Hogg ausbuddeln, alles andere hat uns nicht zu interessieren und ist mir auch völlig egal.«
    »Mir im Grunde genommen ja auch, aber wissen würde ich doch gern…«
    »Zuviel Wissen macht Kopfweh«, belehrte Rabbit den Freund und schniefte herzhaft. »Verdammte Kälte.«
    Roper holte seinen Flachmann heraus und hielt ihn dem Freund hin. »Hier, nimm einen ordentlichen Schluck, das wärmt von innen.«
    Rabbit nahm das Angebot an, hustete und rülpste hinterher.
    Roper trank auch und ließ die Brustflasche wieder verschwinden. »Wie weit ist das denn noch? Sind wir nicht schon an dem Grab vorbeigelaufen?«
    Rabbit verfügte über den besseren Orientierungssinn. »Dort vorne müssen wir nach rechts, und dann sind wir so gut wie da.«
    Er hatte recht.
    Bald kam der frische Erdhügel in Sicht.
    Roper lachte. »Meine Mutter wäre stolz auf mich, wenn sie wüßte, daß ich den Aufstieg zum Leichenfledderer geschafft habe.«
    »Ich

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