1720 - Die Nacht der Voodoo-Queen
Dämonenpeitsche schlagbereit, ich hatte mein Kreuz offen vor die Brust gehängt, und so warteten wir praktisch nur auf den Anführer. Uns beiden war klar, dass wir auch verlieren konnten, denn die Macht dieses Geschöpfs, das aussah wie ein Mensch, war ungeheuerlich. Nicht grundlos hatte Luzifer ihn zu seinem ersten Diener gemacht.
Ich fand es nicht komisch, hier auf der Straße zu stehen und zu warten.
»Locken wir sie, John?«
Ich hob die Schultern. »Und dann?«
Suko lächelte kalt. »Ich würde gern einen Versuch mit meiner Peitsche starten.«
»Ich kann dich nicht daran hindern.«
Er nickte. »Dann hätten wir den einen oder anderen weniger, der uns gefährlich werden könnte.«
Was immer wir uns auch einfallen ließen, wir wollten diese Kavalkade der Skelette aus Quimlin fernhalten, um ihnen keine Rache zu ermöglichen.
Ich schaute noch mal in die Runde, sah das Licht in den Häusern am Ende der Straße, die das Dorf praktisch in zwei Hälften teilte, und zuckte leicht zusammen, als ich ein Geräusch hörte.
Auch Suko hatte es vernommen und ließ von seinem Vorhaben ab. Dafür drehte er den Kopf und blickte dorthin, woher wir gekommen waren. Aus dem Haus einer Malerin, die Mandy Hill hieß und deren Bruder Graham auch hier im Ort wohnte.
»John, da kommt jemand.«
»Das denke ich auch.«
»Sollen wir uns Deckung suchen?«
»Nein, das hat keinen Sinn, man wird uns schon gesichtet haben.«
Das war leider zu befürchten, und jetzt sahen wir auch die Bewegung in der Dunkelheit. Aus ihr schälte sich etwas hervor, und es war zu sehen, dass es sich um zwei Menschen handelte.
Trotz der schlechten Lichtverhältnisse erkannte ich einen von ihnen recht gut. Der Größe nach konnte das nur Matthias sein, der nun offen auf uns zutrat.
Und er war nicht allein.
In seinem Griff befand sich eine Frau, die auch uns nicht unbekannt war. Es war die Malerin Mandy Hill, die sich in seiner Gewalt befand. Er ging zwar hinter ihr her, aber er hatte ihren Arm im Polizeigriff nach oben gebogen, sodass er sie vor sich her schieben konnte.
Es war Matthias, der uns ansprach.
»So, Freunde, jetzt sind wir endlich wieder zusammen. Darauf habt ihr doch gewartet, denke ich …«
***
Marietta, die Voodoo-Queen, hatte kein schlechtes Gewissen, aber es trieb sie schon fort von hier, und so sah sie zu, den Ort ihres Handelns so rasch wie möglich hinter sich zu lassen.
Sie war froh, als sie die Straße erreichte.
Wohin der Weg sie führen würde, wusste sie nicht. Die Nacht war noch lang, da konnte sie schon einige Kilometer zurücklegen. Auf dem Bildschirm des GPS sah sie die Landschaft mit den wenigen Straßen und Orten, durch die sie fuhr. Sie kannte all die Dörfer nicht, es waren alles fremde Namen.
Noch bevor sie die Hauptstraße erreichte, die direkt nach Cork führte, wollte sie anhalten und die restlichen Stunden der Nacht in einem Ort verbringen, dessen Namen sie auf einem Schild gelesen hatte.
Quimlin!
Sie lächelte über diesen Namen, aber sie entschloss sich, den Ort aufzusuchen und dort die Nachtstunden zu verbringen. Wenn sie richtig schätzte, musste sie noch gut zehn Kilometer fahren, dann hatte sie das Dorf erreicht.
Ob sie direkt im Ort parken würde, stand noch in den Sternen. Besser war es, wenn sie sich für den Dorfrand entschied. Dort gab es meistens genügend Platz.
Den Autoverkehr konnte sie vergessen. Die Autos, die sie sah, waren an einer Hand abzuzählen, so konnte sie manches Mal aufs Tempo drücken und auch die immer wieder auftauchenden Kurven schneiden.
Erst als sie in die Nähe ihres Ziels geriet, fuhr sie langsamer. Noch sah sie nichts von diesem Ort, der hinter einer Kurve liegen musste. Es war auch nichts zu hören, aber nachdem sie einen Hügel umfahren hatte, da sah sie Lichter vor sich.
Marietta lächelte. Licht bedeutete Leben. Sie verringerte jetzt das Tempo noch weiter und überlegte, wie sie nach Quimlin einfahren sollte. Es gab dort sicherlich eine Hauptstraße, nur wollte sie die nicht nehmen, denn das wäre trotz der nächtlichen Stunde auffällig gewesen. Ja, sie gab sich gegenüber selbst zu, dass sie mit diesem Fahrzeug immer auffiel, was allein schon an der dunkelroten Farbe lag.
Marietta lächelte, als sie die Einmündung eines schmalen Wegs fand, der in den Ort führte. Es waren auch nicht viele Häuser an ihm zu sehen, und wenn es welche gab, dann standen sie weiter nach hinten versetzt.
Die Glätte einer guten Straße war jetzt vorbei. Das Wohnmobil fuhr und
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