Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
172,3 (German Edition)

172,3 (German Edition)

Titel: 172,3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
Vom Netzwerk:
waren lecker, aber kleine Fleischfetzen klemmten sich immer zwischen die Zähne und ließen sich nur schwer herauspuhlen. Er ignorierte das unangenehme Gefühl, stieß einmal auf und nahm noch weitere Frikadellen und eine Handvoll Cheeseburger heraus, die er auspackte und sorgfältig aufaß.
Ihm wurde kalt. Auf dieser kleinen Lichtung auf dem Hügel fing sich der Wind und kreiste, ehe er weiterzog. Viktor konnte es an der Flugbahn der Schneeflocken erkennen, die um ihn herumtanzten. Er atmete auf, und genehmigte sich einen weiteren Gang aus verschiedenen Teilen. Die Burger waren mittlerweile alle kalt geworden, aber das machte ihm nichts aus. Er kaute angestrengt und nachdenklich und überlegte, ob es Zeit für den nächsten Schritt wurde. Hatte er den Dämon schon ausreichend geschwächt, um ihn zu bezwingen? Er sah auf die Essenstüten und war unschlüssig. Zu viel lag noch vor ihm. Andererseits wusste er nicht, wie lange die Kraft seiner Anrufung reichte, um den Dämon abzuhalten, Daniela oder Larissa etwas anzutun. Wenn es überhaupt etwas brachte. Er nahm sich das Messer, ließ es durch seine Hände gleiten und erhob sich mühsam. Er musste einen Angriff wagen.
»Baal Zebub!«, rief er in den Himmel, presste das Messer in seine Handfläche, verzog in Erwartung eines Schmerzes das Gesicht und schnitt mit einem Ruck ins eigene Fleisch. Augenblicklich troff Blut aus der Wunde.
Er hielt seine Hand in die Höhe. »Baal Zebub! Wenn du es bist, erscheine. Niedergeister eines unerfüllten Wunsches, erscheinet!«
Viktor sah, wie sich der schneebedeckte Boden zu seinen Füßen rot färbte. Er wartete. Und bald sah er die erste Fliege durch das Schneegestöber taumeln und vor dem Ring aus aufgeschlagenen Eiern, wie von einer unsichtbaren Wand aufgehalten, zu Boden fallen.
Sofort setzte er sich wieder hin und suchte ein weiteres Menü zusammen, diesmal hektischer. Er riss die Packungen auf und stopfte sich Burger, Frikadellen, Würstchen, Fleischscheiben oder Aufschnitt in den Mund, kaute zwei, drei Mal, ehe er es verschluckte.
»Komm!«, feuerte er sich an, machte sich Mut. »Komm schon, du Scheißviech!«
Weitere Fliegen kamen aus der vor ihm wirbelnden, weißen Wand geschossen und landeten, als seien sie in der Luft plötzlich gestorben, tot auf dem kleinen Wall aus Eigelb, Eiweiß und geschmolzenem Schnee. Vier, fünf und dann dutzende. Vor Aufregung und Anspannung bekam er Atemnot, sein Magen fühlte sich überfüllt und überlastet an, dennoch aß er weiter. Wie ein Radrennfahrer sich selbst unter absoluter Anstrengung und Erschöpfung nicht jedes Mal auffordern musste, mit dem Bein durchzutreten, so schob sich Viktor routiniert weitere fleischlastige Nahrungsmittel in den Mund, kaute, schluckte, biss ab, kaute …
Die Folgeerscheinungen einer Überlastung nahm er in der Dämmerung des nahenden Gefechts kaum wahr. Atemnot, Bauchschmerzen, Übelkeit. Er aß und aß und beobachte die Fliegenarmada, die vor seinem Schutzkreis in dem schleimigen Wall aus Eidotter verendete. Er spürte eine nahende, tödliche und irrationale Bedrohung und gleichzeitig steigerte er sich in einen Wahn, in einen Kampfrausch, sodass er auflachen musste, während er einen Cheeseburger verschlang.
Am Rande des Fackelscheins vermutete Viktor etwas. Dort bei dem großen Findling. Im eisigen Schneegestöber formierte sich ein Schatten. Viktor begann zu schwitzen und seine Angst galoppierte auf einen wilden Ritt mit ihm durch. Mit drei Bissen schluckte er ein Würstchen herunter, atmete tief ein, rollte mit den Schultern, weil er immer schlechter Luft bekam und seine Arme schmerzten.
Es kam näher. Es hatte jene Größe, die dem Wesen im Wald gleichkam, welches er gesehen hatte. Es reichte ihm bis zur Hüfte, jedoch wirkte es kräftiger und stämmiger als damals. Eine Fliege umschwirrte Viktor. Beiläufig vertreib er sie, ehe ihn die Erkenntnis mit Wucht traf: Eine Fliege durfte nicht innerhalb des Kreises sein!
Einen McRib mit einem Bissen halbierend, schritt er panisch den Schutzkreis an der Innenseite ab und suchte die Lücke, jedoch lag nach wie vor der Ring aus Eidotter zusammenhängend am Boden.
»Scheiße, Scheiße, Scheiße!«
Er wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, beugte sich vor, um weitere Nahrungsmittel aus den Tüten zu holen, als ihn ein Schmerz im Bauch zusammenzucken ließ. Mit einem Mal blieb die Luft weg, er bekam panische Angst und der Schmerz nistete sich ein. Er sackte zusammen, drehte den Kopf. Das Wesen stand im

Weitere Kostenlose Bücher