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172,3 (German Edition)

172,3 (German Edition)

Titel: 172,3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
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setzten ihren Weg fort.
Die Tür stand offen, sie sahen das Pflegepersonal, dennoch klopfte der eine laut gegen die Tür.
»N´Abend. Polizei!«
»Guten Abend«, begrüßte Astrid die beiden Polizisten. »Was kann ich für Sie tun?«
»Also, wir suchen Frau Vogel. Wo können wir sie finden?«
Astrid zog die Stirn in Falten.
»Hoffentlich nichts Schlimmes. Kann ich helfen?«
Sie stand auf und ging den Beamten entgegen.
»Nein, nichts Schlimmes. Alles ist gut. Reine Routine in einem Fall«, beschwichtigte der Polizist. Der andere sah sich um.
»Eigentlich müssten Sie ihr begegnet sein. Sie bringt mit einem Kollegen gerade den Essenswagen in die Küche hinunter«, erklärte Astrid.
Die Beamten sahen sich an.
»Gut, dann warten wir. Das dauert wohl nicht lang, oder?«
»Fünf Minuten höchstens.«
»Sie kommt dann wieder hierher?«, fragte der andere.
Astrid reckte den Hals und sah unter den Tisch, wo noch Larissas Taschen standen.
»Ja, sie hat ihre Sachen noch hier.«
»Können wir, äh, hier bei Ihnen … oder stören wir?«
»Ist schon in Ordnung«, antwortete Astrid und wies ihnen zwei Plätze am Tisch. Erleichtert traten sie ein und nahmen Platz.
»FOTZE!«, beschwerte sich Herr Jacobi im Aufenthaltsraum über das Fernsehprogramm.
*
»Was waren das denn für Typen?«, flüsterte Kai ihr zu und lachte.
Larissa war zu ausgelaugt zum Lachen. Sie schob den Schlüssel ins Schloss und aktivierte den Fahrstuhl, der mit einem Brummen erwachte und nach oben fuhr.
»Schön, dass du mitkommst«, bedankte sie sich bei ihm.
Den Essenswagen in die Großküche zu bringen, stand ihr in der Spätschicht immer bevor. Im Kellergeschoß befand sich die Küche der psychiatrischen Abteilung und Aufgabe der Spätschicht war es, den Essenswagen vom Abendbrot hinunter zu bringen. Ein Flur von ungefähr zehn Meter Länge, Wagen hinstellen und wieder zurückgehen. Aber Larissa hasste dieses Procedere. Der Lichtschalter für die Flurbeleuchtung befand sich gegenüber der Fahrstuhltür. Man musste nur die Tür öffnen, den Flur durchqueren, den Lichtschalter betätigen und – scheiße verdammt lang – warten, bis die Neonröhren mit klickenden Tönen endlich aufleuchteten. Einmal waren die Röhren nicht angesprungen, nur an den Enden hatten sie jeweils geglimmt. Sie erinnerte sich, dass sie sich damals fast in die Hose gemacht hätte vor Angst.
Der Fahrstuhl hielt und die Tür öffnete sich. Kai schob den Wagen hinein und Larissa folgte ihm. Sie drückte auf ›U‹, wartete bis die Tür schloss und sich der Fahrstuhl mit einem Ruck in Bewegung setzte.
»Jetzt sind die auch schon hier«, stellte sie wütend fest und verscheuchte eine Fliege. Abrupt kam der Fahrstuhl zum Stehen und die Kabinentür öffnete sich wieder. Kai drückte die davorliegende Sicherheitstür auf und Larissa schob den Wagen in den dunklen Flur. Wie immer beschleunigte sich ihr Herzschlag und sie litt unter Anzeichen großer Angst. Kai ging zum Lichtschalter und betätigte ihn. Beide warteten, doch nichts geschah. Kein Klicken der Leuchtstoffröhren, kein Licht, nicht einmal ein Glimmen. Larissas Atmung wurde flacher und schneller. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
»Was soll das denn?«, fragte Kai genervt und drückte den Schalter nochmal und nochmal.
»Wir fahren wieder hoch«, schlug Larissa um Beherrschung ringend vor. Sie spürte einen beklemmenden Druck auf ihrer Brust, der ihr das Atmen erschwerte.
»Ach Quatsch. Bleib kurz da, ich schieb den Wagen in die Küche«, widersprach Kai.
»Nein! Nein!«
Larissa schüttelte energisch den Kopf. Sie hatte Angst in der Dunkelheit – immer schon gehabt. Furchtbare Angst. Aber diese Angst, die sie gerade empfand, war BEGRÜNDET . Sie überlagerte ihre naturgegebene Furcht und fast war es, als würde sich die BEGRÜNDETE Angst darin tarnen. Kai wendete den Essenswagen und schob ihn in die Dunkelheit. Larissa überwand ihre Starre, griff ihn am Arm.
»Kai, nein!«, hielt sie ihn zurück.
»Komm«, sagte er sanft. »Heute war echt heavy. Ich schieb ihn kurz da rein und dann haben wir Feierabend, okay?«
Er löste sich aus ihrem Griff und lächelte sie an. Wie er einen Patienten anlächeln würde, den er zu Bett brachte, vermutete Larissa, denn sie befanden sich an der Grenze zwischen Licht und Schatten, und in diesem Zwielicht konnte sie nur noch wenig erkennen.
Kai schob den Wagen weiter auf die Küche zu und Larissa suchte nach den richtigen Worten für ihre Angst. Es schien, ihr Beruf brachte es mit sich,

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