1724 - Besuch aus Hirdobaan
Tausende von Robotern und zylinderförmigen Konstruktionen. Mitten im Leerraum bildete sich ein Gewirr aus treibenden Einzelteilen, Montagemaschinen und Kugeln in neuer Anordnung.
„Ich glaube, ich weiß jetzt, was die vorhaben." Arnim Possag schlug mehrfach mit der linken Faust in die rechte Handfläche, als wolle er seine Entschlossenheit bekunden. Seine Aufmerksamkeit galt jetzt allerdings mehr den Sonden, die sich dem Sperrkordon der Gurrads näherten.
Waerrik reagierte. Energiefinger verließen das Flaggschiff des Gurrad-Patriarchen und zerstörten alle Sonden. Possag gab eine Anweisung an den Syntron, und dieser schickte einen vorbereiteten Protest los.
„Dies ist eine feindselige Handlung, die Konsequenzen haben wird", verkündete Possag. „Es war deutlich zu erkennen, daß es sich bei den Sonden um reine Ortungsgeräte handelte. Die Kosmische Hanse wird dir den Verlust in Rechnung stellen, Waerrik."
Der Gurrad hielt es nicht einmal für nötig, auf die Mitteilung zu reagieren. Vermutlich galt seine ganze Aufmerksamkeit den Vorgängen bei den Schiffen der Fremden.
Ein Großteil der noch verbliebenen rund fünfhundert Hamamesch-Raumer setzte sich in Bewegung. Sie beschleunigten und flogen in alle Richtungen davon. Nur ein Zehntel blieb zurück und bewachte die Container.
Nach wenigen Minuten verschwanden die vierhundertfünfzig Raumer im Hyperraum. Die Ortung zeigte an, daß sie überall in diesem Teil der Großen Magellanschen Wolke Sonnensysteme anflogen.
„Die Kampagne beginnt. Kullino und die anderen Hanse-Spezialitäten werden keine Freude daran haben", zog Arnim Possag die Schlußfolgerung.
Neunzig Kugeln schälten sich aus dem Gewirr aus Geometrie und Unordnung heraus und postierten sich an vorbestimmten Positionen unterhalb der anderen Raumfahrzeuge. Verstrebungen und kurze, zylindrische Flansche erhielten den vorgeschriebenen Drall und ließen sich von Robotern an ihre endgültigen Standorte schieben. Die einzelnen Montagevorgänge nahmen Stunden in Anspruch. Stunden, in denen die Insassen der ANSON ARGYRIS nichts anderes tun konnte als geduldig zu warten.
Waerrik schickte fünf seiner Schiffe. Ohne Ausnahme handelte es sich um Kugelraumer der MERZ-Klasse. Sie strotzten nur so von Transformkanonen, und sie gaben den Galaktikern unmißverständlich zu erkennen, daß ihre Anwesenheit unerwünscht war. Arnim Possag tat ihnen den Gefallen und zog sein Fernraumschiff zusätzlich ein paar hunderttausend Kilometer vom Ort des Geschehens zurück.
Langsam setzte sich das Gebilde zusammen. Deutlich war zu erkennen, daß Hamamesch und Roboter gemeinsam an der Erstellung der traubenförmigen Konstruktion arbeiteten. Immer mehr Kugeln kamen zur Ruhe, immer mehr Flansche erhielten ihre endgültige Position.
Kurz vor Ende des Tages tauchten die ersten Schiffe auf. Als erstes kamen die Medien, aber bald gesellten sich andere hinzu. Funksprüche wurden gewechselt, und Waerrik setzte seine Autorität ein, um die kaufwütigen Gurrads davon abzuhalten, das unfertige Gebilde zu erstürmen. Seine Schiffe legten einen Sperrgürtel zwischen die Hamamesch und die Artgenossen und verhinderten so, daß besonders Eilige Unheil anrichteten.
„Es gibt galaktische Handelsniederlassungen auf allen bewohnten Gurrad-Planeten", sagte Arnim Possag, der auf den Schlaf verzichtete und sich die Vorgänge am großen Panoramaschirm betrachtete. „Bald werden wir wissen, mit welchen Mitteln die Hamamesch erreichen, daß die Gurrads so scharf auf ihre Waren sind."
„Es handelt sich nicht nur um Gurrads." Jeane Duross, die Chefwissenschaftlerin, verwies auf die neuesten Daten der Ortung.
„Kugelschiffe, tiefrot und leuchtend, deuten auf die Ankunft von Perlians hin."
Perlians besaßen an der Stirn einen Organklumpen, der als Zeitauge bezeichnet wurde. Mit seiner Hilfe vermochten diese Wesen eine Zehntelsekunde in die Zukunft zu sehen. Sie verfügten damit über einen nicht zu übersehenden Vorteil etwa bei Verhandlungen um Preise und Waren.
Eigentlich hätte Arnim Possag erwartet, daß Waerrik sich gegen das Auftauchen der Perlians zur Wehr setzen würde. Aber der Gurrad unternahm nichts und stellte damit globales Denken unter Beweis, das allerdings über die Grenzen der Großen Wolke nicht hinausreichte.
Zweieinhalb Tage dauerten die Montagearbeiten, bis das Gebilde fertiggestellt war. In dieser Zeit bildete sich außerhalb des Gurrad-Kordons ein Pulk aus annähernd zehntausend Raumschiffen jeder vorstellbaren Größe
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