Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1725 - Hängt die Hexe höher

1725 - Hängt die Hexe höher

Titel: 1725 - Hängt die Hexe höher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
»Da, sie haut ab!«
    Justine lachte nur, drehte sich um und sprang an der anderen Seite zu Boden. Wir hörten noch den Aufprall, ich war schon unterwegs, sah sie für einen Moment vor mir, dann huschte sie weg, lachte dabei und rief: »Wir sehen uns bald …«
    Sie war bis zum Wald gelaufen und dort verschwunden. So hatte ich das Nachsehen. Ich ging wieder zu den beiden Frauen zurück. Die Hexe hatte ihre Sicherheit verloren. Sie lehnte mit dem Rücken am Wohnwagen und schüttelte den Kopf. Dabei sprach sie mit sich selbst. Wir verstanden kein Wort.
    Erst als Jane sie an der Schulter fasste und durchschüttelte, hörte sie auf.
    Sie hatte ihre Sicherheit verloren, denn das Erlebte hatte an ihren Nerven gezerrt. Jane gab ihr einen guten Rat.
    »Es ist am besten, wenn du ebenfalls in einen Wagen gehst und uns die Sache überlässt. Okay?«
    Die Antwort erhielt Jane wenig später.
    »Ich weiß, dass ich schwach bin. Ich habe es erlebt. Aber ich will es nicht. Ich will meine Freundinnen nicht im Stich lassen. Es ist unsere Nacht. Wir feiern sie. Und ich weiß nicht, warum man uns nicht in Ruhe lässt. Sonst hat sich auch keiner um uns gekümmert. Die Menschen hier im Ort kennen das. Es ist nicht die erste Walpurgisnacht, die wir hier verbringen. Die Leute warten schon darauf, dass die Flammen lodern, und es werden auch Zuschauer kommen. Warum kann das jetzt nicht wieder so sein?«
    »Weil Feinde unterwegs sind, die euer Blut wollen! So einfach ist das. Ihr seid die perfekten Opfer hier in der Einsamkeit. Keiner wird sich um euch kümmern. Oder haben die Menschen hier im Ort mitbekommen, dass eine von euch auf dem Friedhof gehängt worden ist?«
    »Nein, nur meine Wirtin. Aber sie habe ich hypnotisiert und ihr die Erinnerung genommen.«
    »Dann wird es keine Zeugen geben.«
    Die Hexe hob nur die Schultern. »Was sollen wir denn jetzt machen? Wer kann uns schützen? Walpurga, der diese Nacht gewidmet ist? Sieht sie aus dem Jenseits alles? Könnte sie eingreifen, wenn wir zu ihr flehen? Sie ist eine Heilige, wir haben sie verehrt, das war schon immer so. Jetzt können wir ihre Hilfe gebrauchen. Ich habe gehört, dass schon viele Heilige eingegriffen haben …«
    »Das sind Wunschträume«, sagte Jane. »Du musst dich schon auf uns verlassen.«
    »Und wie stark seid ihr?«
    »Das wird sich herausstellen.«
    Ich hatte die beiden Frauen reden lassen und mich ein paar Schritte von ihnen entfernt. Ich war nicht auf den Wald zugegangen, sondern weiter auf die freie Lichtung.
    Noch konnte ich sehen, auch wenn das graue Zwielicht meinen Augen nicht eben gut tat. Mein Blick glitt weit nach vorn, und ich holte plötzlich scharf Luft, denn ungefähr dort, wo die Lichtung zu Ende war, sah ich die Bewegung. Zuerst nur schwach, aber es war schon zu erkennen, dass es sich um mehrere Personen handelte. Als mir das klar geworden war, spürte ich die Kälte in meinem Nacken.
    Noch behielt ich die Entdeckung für mich und lauerte darauf, wie es weitergehen würde. Sie bildeten weiterhin eine Mauer aus Menschenleibern, und sie hatten es nicht eilig, denn sie gingen mit gemächlichen Schritten.
    Nach weiteren fünf Sekunden war mir klar, dass ich mich nicht getäuscht hatte.
    Es waren die Halbvampire. Wäre es hell gewesen, hätte ich sie zählen können. So ging ich davon aus, dass es noch sechs waren. Einer lag ja im Wald und hatte zwei Silberkugeln schlucken müssen.
    Zu hören war nichts. Sie schlichen wie Geister auf mich zu, aber ich bekam etwas zu sehen, als sie eine gewisse Nähe erreicht hatten. Ihre Zahl änderte sich nicht, doch jetzt fiel mir auf, dass sie etwas in den Händen trugen.
    Jeder besaß denselben Gegenstand. Er wurde festgehalten und hing herab, wobei er die Schwingungen des Gehens nicht auspendeln konnte und sich ebenfalls bewegte.
    Was war das?
    Noch war ich mir nicht klar, aber sie kamen näher, und mir ging ein Licht auf.
    Ich wusste, was sie in den Händen hielten, und stieß einen leisen Fluch aus.
    Jeder von ihnen hielt eine Schlinge fest, die bald die Hälse der Hexen schmücken sollten …
    ***
    Damit hatte ich nicht gerechnet. Aber ich wusste, dass Justine Cavallo für jede böse Überraschung gut war. Und hier hatte sie sich etwas Besonderes ausgedacht. Eine Hängepartie von mehreren Personen, an der die Cavallo ihren Spaß haben würde.
    Erst würden die Halbvampire trinken, sich mit Blut voll saugen, dann würde es zu einem bösen Finale kommen. Und ich fühlte mich wie jemand, der zwischen den Fronten

Weitere Kostenlose Bücher