1725 - Hängt die Hexe höher
Person war einfach unbelehrbar.
Mit einer scharfen Bewegung drehte sie sich um und ging zur Tür.
Jane hob die Schultern. Auch sie hatte aufgegeben. Jetzt mussten wir bleiben und versuchen, das zu retten, was noch zu retten war.
Grace Golding war ausgestiegen, und Jane Collins folgte ihr. Sie stand noch nicht ganz draußen, als die Stille auf dem Platz von einem gellenden Frauenschrei zerstört wurde.
»Das war im Wald!«, rief Jane und rannte schon los …
***
Ich hatte mich noch im Wohnmobil befunden, und deshalb hatte Jane einen Vorsprung. Als ich an Grace Golding vorbei rannte, sah ich den starren und auch erschreckten Ausdruck in ihrem Gesicht. Daran störte ich mich nicht und lief in die Richtung, in der auch Jane verschwunden war.
Noch hetzte sie über die freie Fläche, und wieder einmal stellte ich fest, wie gut sie in Form war. Ich würde sie vor dem Waldrand nicht mehr einholen können.
Sie schaute sich um, sah mich und winkte mir zu. Dabei erkannte ich, dass sie ihre Pistole in der Hand hielt. Einen Moment später war sie im Wald verschwunden.
Ich hörte ihren Ruf, dann wieder einen Schrei und kurz danach Janes Stimme.
»Lass sie in Ruhe!«
Ein raues Männerlachen folgte. Da hatte ich den Waldrand erreicht und es war mir, als würde ich auf eine Bühne schauen, auf der sich etwas bewegte.
Man konnte es mit einem Schattentanz zwischen den Baumstämmen vergleichen, der sein plötzliches Ende fand, als der Schuss fiel, und dann noch einer.
Ein Schatten erstarrte für einen Moment, bevor er in die Knie sank und dann völlig verschwunden war.
Ich hatte am Klang der Waffe erkannt, dass aus einer Beretta geschossen worden war. Deshalb ging ich davon aus, dass Jane Collins alles klargemacht hatte.
»John, bist du da?«
»Ja, keine Sorge.« Ich nahm wieder meine Lampe zu Hilfe und schwenkte sie nach links.
Im hellen Strahl tauchte Jane auf, die mir zuwinkte. Die Geste beruhigte mich, und wenig später hatte ich den Wald betreten und stand neben Jane.
Vor ihr lag jemand auf dem Boden. Die beiden Kugeln hatten seine Brust und seinen Hals erwischt. Er lebte nicht mehr.
Jane hatte einen Halbvampir erschossen. Sein Gesicht war bereits dabei, zu zerfallen.
Einer weniger, aber das konnte mich nicht fröhlich stimmen. Es gab noch genügend andere Gegner – und natürlich die Cavallo.
Ich fragte Jane nach der Frau, die geschrien hatte.
»Die habe ich auch gesehen. Er war bei ihr. Er hatte ein Messer. Soviel ich erkennen konnte, ist sie verletzt.«
Ich hatte zugehört und dabei den Strahl meiner Lampe wandern lassen. Die Hexe saß auf dem Boden. Sie schrie nicht mehr, sondern jammerte nur leise.
Ein Stich hatte sie an der rechten Hüfte erwischt und dort eine Fleischwunde hinterlassen, aus der Blut quoll. Mit der Hand versuchte die Frau es zu stoppen.
»Wir helfen dir«, sagte Jane und fasste sie an der Schulter an. Ich tat das Gleiche an der anderen Seite, und so zogen wir sie in die Höhe, wobei sie nach rechts zuckte, weil sich dort die Schmerzen ausbreiteten.
Wir stützten sie so gut wie möglich, verließen den Wald und blieben dort stehen, wo Grace Golding auf uns wartete.
»Ich – ich – habe doch nur Holz sammeln wollen«, sagte die Verletzte und stöhnte.
»Schon gut …«
»Er hatte ein Messer. Er war plötzlich da und hat sofort zugestochen.«
Grace machte ihr Mut. »Keine Sorge, wir haben eine Salbe, die dafür sorgen wird, dass sich deine Wunde bald schließt.«
Ich rechnete damit, dass die Halbvampire in der Nähe lauerten und nur darauf warteten, zuschlagen zu können. Einen Versuch hatten sie bereits gestartet, der allerdings fehlgeschlagen war.
Wir schafften die Verletzte zu den anderen Frauen. Sie hielten sich zwischen den beiden Wagen auf und machten nicht eben einen glücklichen Eindruck.
Grace Golding gab einer Freundin Bescheid, die sich um die Salbe kümmerte.
Die Frau wurde in den zweiten Wagen gebracht. Auch Grace stieg mit ein. Jane und ich blieben im Freien und schauten über die Lichtung.
Auf Jane prasselten die ersten Fragen ein. Die Hexen waren verunsichert. Sie wollten auch die Wahrheit wissen, und Jane hielt damit nicht hinter dem Berg. Knallhart sagte sie ihnen, auf was sie sich vorbereiten mussten. Sie sprach von Flucht und machte ihnen klar, dass Grace dagegen war.
»Ja!«, sagte eine junge Frau, beinahe noch ein Teenager, die Teile ihres dunklen Haars zu zwei Zöpfen geflochten hatte. »Wir vertrauen Grace. Sie wird wissen, wie es weitergeht. Es
Weitere Kostenlose Bücher