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1726 - Testfall Magellan

Titel: 1726 - Testfall Magellan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Hand drehte und rollte. Zwei identisch aussehende Kugeln, die sich unter den Fingern des Gurrads so schnell bewegten, daß sie optisch zu einer verschmolzen, wenn man nicht sehr genau beobachtete.
    Dilja blickte auf und bemerkte, daß Meanher sie mit lauerndem Lächeln ansah.
    Die Hanse-Spezialistin streckte die Hand aus.
    „Gibst du sie mir?" bat sie.
    Die Hand Meanhers verkrampfte sich um die Kugeln, so daß diese abrupt stillstanden.
    „Nein!" widersprach er schroff.
    Im nächsten Moment entspannte sich der Gurrad wieder. Abermals bewegten sich die Kugeln in seiner hohlen Hand. Diesmal ging ein kaum hörbares, melodisches Klingen von ihnen aus.
    „Entschuldige, Dilja", sagte er mit belegter Stimme. „Aber das Göttliche Paar gehört mir allein. Es ist ein Teil von mir. Ich darf es nicht aus der Hand geben."
    „Ich verstehe", erwiderte die Hanse-Spezialistin. „Du hast es im Basar GIMELAK erworben, nicht wahr?"
    „Ja", antwortete der Gurrad.
    Die beiden Kugeln drehten sich, sie sangen und lockten.
    „Du wolltest mich durch die Station führen, Meanher", erinnerte die Oxtornerin ihren Gastgeber.
    „Richtig", bestätigte Meanher, der plötzlich zu erwachen schien. „Folge mir, bitte!"
     
    5.
     
    Das Ianteisen, 22. Juli 1217 NGZ Schwülwarme Luft schlug Dilja Mowak und Meanher entgegen.
    Palmenähnliche Gewächse und Riesenfarne fingen als erstes den Blick der Hanse-Spezialistin ein. Erst danach sah sie auch die künstlich angelegten winzigen Teiche und das Rinnsal eines Baches, der sie miteinander verband.
    Große und kleine, bunte und einfarbige Blüten reckten sich den Besuchern entgegen, verströmten betörende Düfte. Handtellergroße Falter segelten über und zwischen ihnen, streiften manchmal die Wangen Diljas und tauchten ihre langen Saugrüssel tief in die Blütenkelche.
    Der Boden war überwiegend von niedrigen und halbhohen Gräsern bedeckt. Ihre Blüten wiegten sich melancholisch in dem Lufthauch, der lautlos in kurzen Intervallen darüberstrich.
    „Unser Garten", erklärte Meanher stolz. „Für alle Bewohner von Eisenstadt so etwas wie ein Juwel in der Technikwüste."
    Als Oxtornerin hatte Dilja Mühe, die Liebe nachzuempfinden, welche die Eisenstädter ihrem künstlich angelegten Garten offenbar entgegenbrachten. Auf ihrer Heimatwelt hatte die Natur ein gänzlich anderes Gesicht: von Extremen geprägt, hart, gewalttätig und tödlich für Fremde und Unvorsichtige, im Gluthauch der Hitzewellen verdorrend, in Eiseskälte erstarrend, von Beben zerschmettert und dem Trommelfeuer von Blitzen ausgeliefert, die zehntausendmal energiereicher waren als die irdischer Gewitter.
    „Ich verstehe", sagte sie dennoch.
    Aus Höflichkeit, und weil sie wußte, wie subjektiv ihr Urteil war. Wahrscheinlich ahnte der Gurrad gar nicht daß er eine Oxtornerin und keine Terranerin vor sich hatte.
    Ein kleines schwarzes Objekt, etwa 60 Zentimeter lang, 40 Zentimeter breit und 30 Zentimeter hoch, rollte auf vier breiten Rädern durch das Gras. Ab und zu hielt es an, dann gab es winzige wispernde Laute von sich, kappte dort eine Ähre, schnitt da eine verwelkte Blüte ab und sprühte manchmal grünlichen Nebelhauch auf Pflanzen oder Insekten.
    „Was ist das?" fragte Dilja.
    „Das ist Scooty", gab der Gurrad lächelnd zurück. „Einer der Robot-Gärtner, die unser Paradies pflegen und behüten."
    „Scooty?" wiederholte die Hanse-Spezialistin. „Ein terranisches Erzeugnis?"
    „Ein plophosisches Produkt", korrigierte der Gurrad.
    Auf einem schmalen Weg tauchte ein anderer Gurrad auf. Er trug eine bunte Kombination, aus deren Außentaschen kleine Werkzeuge ragten.
    Als er Meanher erblickte, weiteten sich seine Augen. Er beschleunigte seine Schritte und schnitt dem Direktor den Weg ab.
    „Das da!" sagte er mit rauher Stimme und deutete auf die Hand mit den beiden Kugeln. „Gib’s mir! Du hast es lange genug gehabt."
    „Nein!" entgegnete Meanher schroff. Etwas weicher fügte er hinzu: „Ich habe euch versprochen, daß in den nächsten Tagen ein ganzer Container solcher Waren hier eintrifft. Für jeden wird - etwas dabeisein, Chomosch. Also, habt Geduld!"
    „Wie lange noch?" fragte Chomosch. Seine Wangenmuskeln spielten nervös und gereizt.
    „Nur wenige Stunden", versprach der Direktor.
    Er stieß sein Gegenüber grob zur Seite und ging rasch weiter. Dilja holte ihn mühelos ein.
    „Labile Naturen!" grollte Meanher. Er meinte damit wahrscheinlich Chomosch und andere Eisenstädter. „Kaum besitzt man etwas

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