1727 - Der Schrecken von Dartmoor
ich.
Sie gab keine Antwort.
Ich verspürte einen Stich in der Brust. Vorwürfe brandeten auf. Ich hätte mich nicht auf ihren Wunsch einlassen sollen, jetzt war es zu spät. Da nutzten auch keine Vorwürfe etwas. Nochmals rief ich ihren Namen, aber ich erntete nur das Schweigen der nebligen Umgebung.
Auch Suko und Jason Flint standen jetzt bei mir. Der pensionierte Ranger sagte: »Ich glaube nicht, dass der Reiter sie geholt hat. So nahe ist er nicht, aber ich gehe davon aus, dass er mich holen will.«
»Okay.« Ich drehte mich auf der Stelle. »Wir müssen etwas tun, und da bleibt uns nicht viel übrig. Wenn wir davon ausgehen, dass er Sie besuchen will, Jason, dann ist es am besten, wenn wir ihn hier erwarten. Und zwar vor dem Haus. Oder haben Sie einen besseren Vorschlag?«
»Nein, den habe ich nicht.«
Noch war er nicht zu sehen, aber wir hatten herausgefunden, aus welcher Richtung das Geräusch zu hören war. Es war vom Ort her an unsere Ohren gedrungen. Der Schrecken von Dartmoor war also dabei, Angst und Panik zu verbreiten, falls er gesehen wurde, was bei dem Nebel gar nicht mal so sicher war. Da hätte man ihn auch als Schatten vorbeihuschen sehen können.
Und dann hörten wir die ersten Schreie. Durch den Nebel klangen sie gedämpft, aber sie waren nicht grundlos aufgeklungen. Der Reiter musste entdeckt worden sein.
Wir schauten uns an.
Ein jeder dachte wohl das Gleiche. Wir standen und wurden eigentlich in der Ortsmitte gebraucht, aber keiner traute sich, den Ort hier zu verlassen.
Jason Flint sprach das aus, was ich dachte. »Er wird sein Versprechen halten, er wird sich rächen. Der Weg für ihn ist wieder offen.«
Ich wollte nicht widersprechen. Im Augenblick konnten wir nichts unternehmen und mussten nur warten. Unsere Blicke waren in eine bestimmte Richtung gerichtet.
Ich war nicht so cool, wie es nach außen hin wirkte. Mein Herz schlug schon schneller, und um meinen Magen herum verspürte ich einen leichten Druck. Es konnte daran liegen, dass ich noch immer an Angela Fox dachte, denn sie war auch weiterhin nicht mehr zu sehen. Wenn man es positiv einordnen wollte, dann musste ich davon ausgehen, dass sie in der Nähe ein Versteck gefunden hatte. Dann fiel mir dieses Tier ein, von dem sie gesprochen hatte, auch das hatte ich noch nicht zu Gesicht bekommen, und doch glaubte ich nicht, dass sich der Teufel zurückgezogen hatte, denn das hier war sein Spiel.
Ich schaute in die Nebelschwaden, genau wie auch Suko und Jason Flint. Nur hatten sie sich von mir abgewandt, sodass wir in verschiedene Richtungen schauten.
Von irgendwoher musste er kommen. Er ritt seinem Ziel entgegen, aber noch immer war die Richtung nicht zu bestimmen. Alle Geräusche erreichten unsere Ohren verzerrt.
Jason Flint stand an der Hauswand. Suko war etwas zur Seite gegangen, um von einer anderen Position aus zu schauen, und er war es auch, der das Glück des Tüchtigen hatte.
»Ich sehe ihn!«
»Super. Und wo?«
»Direkt vor mir. Er muss durch eine Gasse reiten. Ein Schatten nur, aber…« Er hörte auf zu sprechen, weil ich plötzlich neben ihm stand und seiner Blickrichtung folgte, denn er hatte den rechten Arm ausgestreckt.
Auch mich erfasste jetzt die Spannung. Das Trommeln der Hufe war deutlicher zu hören. Vor uns begann sich der Nebel zu bewegen. Die Schwaden blieben nicht mehr ruhig. Jemand schien hineingeblasen zu haben, doch dem war nicht so. Aus dem Dunst schälte er sich hervor, und im ersten Moment sah er gewaltig aus, denn er saß auf einem großen schwarzen Pferd, das zudem wild schnaubte und dessen Augen rot glühten.
Hinzu kam noch etwas. Der Reiter hatte keinen Kopf mehr. Den hatte er von seinem Hals genommen und hielt ihn in der linken Hand seines zur Seite gestreckten Arms fest.
Aber war das sein Kopf?
Nein, eigentlich nicht, denn er sah aus wie ein Halloween-Kürbis.
Er rammte seinem Pferd die Hacken in die Weichen. Plötzlich waren wieder die Schläge der Hufe auf dem Boden zu hören. Er ritt in Richtung Haus. Also hatte sich Jason Flint nicht getäuscht.
Wir hörten ihn fluchen, als der Kopflose mit dem linken Arm ausholte und seinen Kopf auf das Haus zu schleuderte. Das Flugobjekt war auch in der Luft zu sehen. Es vollführte einen Bogen. Das Licht hinter den offenen Augen glänzte wie kalter Sternenschein, und als der Kopf zu Boden prallte, geschah dies dicht neben dem Eingang. Er blieb nicht liegen, er platzte auseinander, sodass kein Licht mehr zu sehen war.
»Was ist das denn?«,
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