1727 - Der Schrecken von Dartmoor
auf.
Es war niemand zu sehen. Kevin hatte dafür gesorgt, dass der Weg frei war, und auch die große Tür war nicht verschlossen. Sie konnte locker aufgedrückt werden, und das tat Kevin für sie.
Sie traten hinein in den frischen Morgen. Erica war gespannt, was sich ihr Pfleger noch alles ausgedacht hatte. Wenn er sie jetzt laufen ließ, war das schon okay, doch daran dachte er nicht. Er blieb bei ihnen und führte sie dorthin, wo einige Autos zusammenstanden und so etwas wie einen kleinen Fuhrpark bildeten.
»Was sollen wir dort?«
»Ich gebe euch mein Auto.«
»Bitte?«
Er hielt den Zündschlüssel schon in der Hand. Dabei deutete er auf einen kleinen dunkelgrünen Nissan. »Er gehört euch.«
Erica grinste breit. »Danke, Kevin, vielen Dank, das werden wir dir nie vergessen.«
»Schon gut.« Noch immer sprach er wie ein Automat, was Erica Fox nur recht sein konnte. Sie schloss den Nissan auf und ließ zuerst ihren Mann einsteigen.
Danach warf sie den Koffer auf den Rücksitz und sah noch mal auf den Pfleger. Kevin stand auf seinem Platz und bewegte sich nicht. Er sagte auch nichts mehr. Sein Blick war weiterhin verloren. Er wirkte wie eine Statue.
Das größte Hindernis lag noch vor ihnen. Es war das Tor, das den Zugang zum Grundstück begrenzte.
Und das stand auch offen. Kevin hatte dafür gesorgt, während in der Klinik noch alles ruhig war.
Erica startete den Wagen. Sie musste zurücksetzen, um aus der Lücke zu kommen. Alles klappte wie am Schnürchen, und sie konnte auf den Weg einbiegen, der zum Tor der Klinik führte.
Auch das war kein Problem.
Sie fuhr nicht schnell und schaute in den Rückspiegel. Eigentlich hatte sie sich auf das Fenster konzentrieren wollen, hinter dem ihr Zimmer lag.
Das war nicht mehr möglich. Etwas Neues nahm ihr den Blick. Sie sah den Pfleger mitten auf dem Rasen stehen, und sie sah noch mehr. Es gab etwas, das auf ihn zuschwebte und zuerst für sie nicht zu erkennen war. Dann sah sie, dass es das Tier war.
Momente später zuckte Kevins Körper. Er trat und schlug noch um sich, aber er hatte keine Chance. Es riss ihm die Beine weg, er fiel auf den Rücken, und knapp einen Atemzug später stand sein Körper in hellen Flammen.
»Ja!«, schrie Erica Fox. »Das ist es doch gewesen. Die letzte Spur verwischt!«
Zum ersten Mal meldete sich auch ihr Mann. »Wohin fahren wir denn jetzt?«
»Nach Hause, Winston, verstehst du?«
»Was meinst du denn damit?«
»Nach Dunstone, ist doch klar…«
***
Suko und ich waren früh auf den Beinen gewesen, und das musste auch so sein, denn vor uns lag eine lange Fahrt. Unser Ziel hieß Dunstone, und das wollten wir am späten Nachmittag erreicht haben. Wir hatten nicht den Rover genommen, sondern Sukos schnellen BMW.
Von unseren Wohnungen aus waren wir noch bei Angela Fox vorbei gefahren, einer Kollegin. Besser gesagt einer Polizistin, die etwas Besonderes an sich hatte oder eine besondere Eigenschaft aufwies, denn wenn auf sie geschossen wurde, wichen die Kugeln ihr aus. Sie schlugen praktisch einen Bogen um das Ziel, und um dieses Phänomen aufzuklären, deshalb waren wir unterwegs.
Ein Phänomen, dessen Hintergrund wir aufklären mussten. Wobei für uns schon jetzt feststand, dass der Teufel seine Hände im Spiel hatte. Es ging nicht darum, dass er die Polizistin vernichten wollte, sie sollte nur ein gewisses Erbe antreten.
Um das herauszufinden, hatten wir uns in den BMW gesetzt und waren unterwegs nach Dunstone, einem kleinen Ort im Dartmoor Forest. Keine Gegend, nach der man sich unbedingt sehnt, aber auch sie hatte ihren Reiz, das wussten wir von anderen Besuchen her.
Als Angela Fox einstieg, schaffte sie sogar ein Lächeln. Sie setzte sich auf die Rückbank und schnallte sich an.
»Wie war die Nacht?«, fragte ich sie.
»Ach je.«
»Wieso?« Ich hatte meinen hartnäckigen Tag.
»Ach, lassen wir das. Ich habe seit Langem nicht mehr so schlecht geschlafen.«
»Hast du keinen Besuch gehabt?« Ich blieb bei der vertraulichen Anrede.
»So ist es.« Sie lachte leise und sprach ebenso leise weiter. »Auch nicht von einer Tierfratze.«
»Dann sollten wir uns gratulieren.«
»Ich glaube nur nicht, dass mich die andere Seite vergessen hat. Dafür bin ich zu sehr das Kind meiner Eltern.«
Da stimmte ich ihr zu. Ihre Eltern hatten sich mit dem Teufel verbündet. Sie gehörten zu den Menschen, die Schwarze Messen feierten und es auch nicht dabei beließen, denn sie waren so gnadenlos, auch andere Menschen zu töten. Das
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