1729 - Totenliebe
hatten.
Ich sah auch in die Höhe, und da geriet die Außentreppe automatisch in meinen Blick. Dort, wo sie endete, sah ich eine Bewegung. Zuerst glaubte ich an eine Täuschung. Doch plötzlich weiteten sich meine Augen, als ich sah, wer da erschienen war.
Es war eine feinstoffliche Gestalt.
Der Templer Eric Turner war gekommen!
***
Suko hatte etwas von meiner Veränderung bemerkt und fragte sofort nach, was los war.
»Schau mal nach oben. Hin zur Treppe.«
Das tat er und holte stark Luft. »Sag jetzt nicht, dass es der Geist des Templers ist.«
»Doch.«
Suko nahm es hin und nickte nur. Die Männer waren für uns nicht mehr so interessant, denn jetzt ging es einzig und allein um die feinstoffliche Gestalt.
Sie war von den fünf Männern noch nicht bemerkt worden, und sie blieb auch nicht oben stehen, sondern ging die Treppe hinab.
Nein, das war kein normales Gehen. Es sah aus, als würden die Füße die Stufen nicht berühren. Sie schwebten darüber hinweg, und die Gestalt glitt immer tiefer. Wir beide hatten gesehen, dass sie mit einem Schwert bewaffnet war.
Unser Standort lag recht günstig. Wir hatten einen guten Überblick, auch wenn wir Eric Turner jetzt nicht mehr sahen. Er musste sich zwischen der Hauswand und den Autos aufhalten.
Und dann war er wieder da!
Urplötzlich tauchte er auf, wobei nicht ein Geräusch zu hören war. Er schwebte näher und hatte den ersten Wagen bereits hinter sich gelassen.
Jetzt bewegte er sich auf den zweiten Lieferwagen zu, bei dem die Männer beschäftigt waren. Das Schwert hatte er gezogen, und das wies darauf hin, dass er für den Kampf bereit war.
Noch hatten die fünf Männer die Gestalt nicht gesehen, weil sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren. Das blieb auch in den folgenden Sekunden so.
Bei Suko und mir stieg die Spannung. Ich hatte mein Kreuz in die Tasche gesteckt, um es schneller hervorholen zu können, wenn es darauf ankam. Wir konnten keinesfalls davon ausgehen, dass diese Gestalt uns wohlgesinnt war. Sie ging ihren eigenen Weg, und der hieß Rache und war mit Toten gepflastert.
Auch wenn die Männer selbst Mörder waren, wir konnten es nicht zulassen, dass sie getötet wurden.
Einmal musste es passieren, denn Eric Turner wurde bemerkt. Es war ausgerechnet der Anführer der Gruppe, der nach rechts schaute, zufällig noch in einem Lichtstrahl stand, und dessen Gesicht einfror.
Sein Mund war geöffnet, aber er brachte zunächst keinen Laut hervor, bis Sekunden später sein Schrei erklang, der die anderen vier Männer alarmierte.
Sie unterbrachen ihre Arbeit und schauten ihren Chef an, der nach vorn zeigte.
»Da – da…«, stotterte der. »Das ist verrückt. Das ist unglaublich, das kann nicht wahr sein…«
Und doch war es wahr.
Einer lachte. »Was will der denn? Wer ist das überhaupt? Haben wir Besuch von einem Geist bekommen?«
»Es gibt keine Geister.«
»Super. Das will ich feststellen.«
»Pass auf, er hat ein Schwert!«
»Klar, ein Geisterschwert.«
Der Typ hatte sogar seine Waffe gezogen. Wahrscheinlich wollte er auf die Gestalt schießen. Er würde mit einer Kugel bei einem feinstofflichen Körper nichts ausrichten.
Noch brauchten wir das im Hintergrund lauernde Einsatzkommando nicht. Es war besser, wenn wir versuchten, die Lage allein unter Kontrolle zu bringen. Gesehen hatte man mich bisher nicht. Das änderte ich jetzt, denn bevor es zu einer Eskalation kommen konnte, zeigte ich mich.
Ich trat in das schwache Licht und hob beide Arme.
»Aufgepasst! Rühren Sie sich nicht! Was Sie da sehen, ist keine Täuschung. Es gibt diese Gestalt wirklich, und Sie werden auch mit Waffen nicht gegen sie ankommen. Das sagt Ihnen John Sinclair, Scotland Yard, und ich bin nicht allein. Es wäre besser für Sie alle, wenn Sie nichts tun und einfach nur abwarten.«
Ich sah, dass auch Suko so stehen blieb, dass er gesehen werden konnte.
Der Anführer sprach mich an. »Was soll das denn? Du bist ein verdammter Bulle?«
»Kann man so sagen. Ich würde Ihnen raten, nichts mehr zu unternehmen, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist.«
»Ha? Willst du uns verhaften? Selten einen so miesen Witz gehört. Ihr seid zwei Bullen, wir sind zu fünft und…«
»Nein, wir sind zu dritt!«
Eine Frauenstimme war aufgeklungen. Für die Männer hatte sie sich fremd angehört, nicht für Suko und mich, denn plötzlich sahen wir Glenda nahe der Hintertür eines Lieferwagens stehen, und sie zeigte offen eine Pistole.
»Eure Rechnung geht nicht mehr auf. Es
Weitere Kostenlose Bücher