1730 - Der Verbündete
keine anderen", sagte Isouder mühsam.
Es fiel ihm immer schwerer, in geordneten Bahnen zu denken. Seine Verwirrung war zu groß.
„Dort, woher ich komme, gibt es viele andere." Der Schwarze sprach sehr langsam und sehr deutlich.
Inzwischen waren Stunden vergangen, und der Tag neigte sich dem Ende zu, aber keiner der beiden achtete darauf.
Du lügst, wollte Isouder sagen. Das ist alles nur ein Trick. Warum du das tust, weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß du der Feind bist. Wenn ich schnell genug wäre, würde ich dich töten. Aber ich kann nichts tun, als dazustehen wie ein Baum und darauf zu warten, daß ich gefällt werde.
Warum beendest du meine Qual nicht? Bereitet es dir so viel Vergnügen?
Statt dessen stieß er hervor: „Wo... woher..."
Mehr brachte er nicht mehr heraus. Die Verwirrung steigerte sich jetzt bedrohlich zu Wahnsinn. Was redete er da? Er wurde verrückt, kein Zweifel.
„Von sehr weit her", lautete die Antwort des Schwarzen. Seine Stimme klang seltsam sanft, beruhigend. „Ich werde dir alles erklären. Wenn du mit mir kommst, werde ich dir helfen. Deine Verletzungen heilen."
„Müde", wimmerte Isouder. „Kann nicht mehr..."
Er kämpfte verzweifelt dagegen an, aber es wurde zusehends dunkel vor seinen Augen. Etwas in seinem Verstand weigerte sich weiterzudenken. Langsam kippte er um.
*
Als Isouder wieder erwachte, fühlte er sich seltsam erfrischt. Keine Schmerzen mehr, weder in seinem Körper noch in seinem Verstand.
Wenn so der Tod war, dann war es angenehm.
„Du kannst dich aufsetzen", erklang eine Stimme.
„Amarina?" fragte er.
Doch dann erinnerte er sich, und das Grauen überfiel ihn. Amarina war tot, und das war nicht ihre Stimme, sondern die des Schwarzen gewesen.
Was war mit ihm geschehen?
Als er die Augen öffnete, war es angenehm dämmrig, nicht schmerzend für seine Augen. Er trug keinen Anzug mehr, aber er konnte gut atmen.
Und es war warm, genau die richtige Temperatur.
Er hob den Arm und tastete sein Gesicht ab. Als er über seinen haarlosen Schädel strich, stutzte er.
Neuralnadeln. Das bedeutete...
Er setzte sich auf. Schnell.
„Was hast du mit mir gemacht?" war seine erste Frage. Es hatte kaum Mühe bereitet, sie zu formulieren.
„Eine kleine Hilfsbrücke gebaut, um dir die Bewegungen zu erleichtern", antwortete der Schwarze. „Ich habe mich in deinem Schiff umgesehen und mich mit den Neuralverbindungen vertraut gemacht. Es war nur eine Vermutung, die sich hiermit bestätigt. Allerdings kann ich die Verbindung nicht voll ersetzen, dich nur einigermaßen mit Reizstrom versorgen."
Isouder bewegte seine Arme, seine Beine. Er war immer noch recht langsam, aber weit von der Slowmotion-Welt entfernt.
Er sah sein Gegenüber an. „Warum tust du das?"
„Ich sagte dir schon, daß ich nicht deinen Tod will. Ich bin nicht dein Feind. Und ich habe einen Namen: Voltago."
„Ich bin Isouder."
„Ihr wart nur zu zweit auf dem Schiff?"
„Ja. Meine Aktionspartnerin war Amarina..." Isouder unterbrach sich, weil der Schmerz mit aller Macht zurückkehrte. „Warum hast du mich nicht sterben lassen?" fragte er leise.
„Das Leben geht weiter, Isouder, so dumm das jetzt auch klingen mag.
Und du hast eine Aufgabe zu erfüllen." Voltago hielt dem Immunen den vertrauten Datenträger hin.
Isouder nahm ihn an sich und preßte ihn an seinen Oberkörper.
„Ich glaube, ich verstehe jetzt", sagte er. „Du schleichst dich in mein Vertrauen, damit ich dich zu meinem Volk führe!"
Voltago ließ die ausgestreckte Hand fallen. „Ja, das könnte sein", gab er zu.
„Seit Jahrmillionen gibt es keine anderen mehr außer uns", fuhr Isouder fort. „Es fällt mir schwer zu glauben, daß plötzlich jemand auftaucht, nachdem wir die wichtigen Entdeckungen gemacht haben."
„Ich sagte dir schon, daß ich von sehr weit her komme", versuchte Voltago zu erklären. „Unser Zusammentreffen ist Zufall."
„Selbstverständlich", sagte Isouder ironisch. „Erzähle mir deine Geschichte, Voltago."
Diese Geschichte gab Isouder dann später aus Voltagos Sicht an sein Volk weiter.
Der Fremde berichtete kurz von sich, daß er ein Kyberklon sei (mehr davon verstand Isouder nicht), und dann vom Parresum, aus dem er stammte, von der Gefahr des Abrutian - oder der Abruse, wie er sie nannte -, die inzwischen auch die andere Seite des Universums bedrohte.
Er berichtete von den Ayindi, die immer noch erbittert gegen Abrutian kämpften. Er hatte eines ihrer Schiffe gestohlen und
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