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1730 - Der Verbündete

Titel: 1730 - Der Verbündete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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genau einprägen und ständig wiederholen, während er sich auf den Rückweg machte. Die Reihenfolge der Gedanken wurde jetzt kürzer; um so intensiver konnte er jeden einzelnen Gedanken verfolgen und sich einprägen.
    Neben einem hohen Felsen, der sich wie ein Dreieck nach oben zu einer Spitze verjüngte, machte Isouder einen kristallisierten Stein aus, der von der Form her ein wenig an seine Gesichtszeichnung erinnerte: eine Blume, die auf Yolmor häufig vorkam und aufgrund ihres Duftes und ihrer gelben Blütenblätter sehr beliebt war.
    Es kostete ihn eine gewaltige Anstrengung, den Datenträger so zu verstauen, daß er nicht sofort sichtbar war. Er hoffte, daß die Umhüllung des Sicherheitsbehälters ausreichte, um eine sofortige Kristallisierung zu verhindern. Passieren würde es trotzdem irgendwann, das wußte er.
    Danach mußte Isouder eine ganze Weile ruhen, bis er wieder genug Kräfte für den Rückweg gesammelt hatte.
    Langsam stieg er nach oben, den Weg, den er herabgekommen war.
    Um sich zu vergewissern, daß er richtig ging, machte er unterwegs zweimal eine Pause, drehte das Becken, um zurückzuschauen und das Bild zu vergleichen mit dem, was er beim Abstieg gesehen hatte.
    Es stimmte alles. Bisher. Wenn er die Hälfte geschafft hatte, konnte er eine längere Pause einlegen.
    Wie er es inzwischen gewohnt war, drehte er den Körper weiter und sah sich um.
    Und da sah er den Fremden.
     
    *
     
    Trotz seines halbgelähmten Denkens begriff Isouder schlagartig; vermutlich gab ihm der Schock einen Energiestoß und zog ihn für kurze Zeit aus der Slowmotion-Welt.
    Es konnte kein anderer sein als jener geheimnisvolle Jäger, der für dieses ganze Geschehen verantwortlich war. Wahrscheinlich hatte er, als das havarierte Schiff auf den Planeten zufiel, die Schneeflocken-Flotte zurückbefohlen und war dann selbst gelandet. Er hatte sich bisher nur deshalb nicht gezeigt, weil er beobachten wollten, was Isouder unternahm.
    Ein leichtes, kaum merkliches Zittern befiel den Immunen. Hätte er sich in der normalen Welt befunden, wäre er von einem unkontrollierbaren Schüttelfrost umhergeworfen worden.
    Alles umsonst!
    Weil er sich in der langsamen Welt befand, hatte er den abrutianischen Jäger nicht entdecken können. Wahrscheinlich war er schon oft in seiner Nähe gewesen, vielleicht sogar hinter ihm hergelaufen, als rasend schneller, huschender Schatten, der jedesmal verschwunden war, wenn der Immune sich umgedreht hatte.
    In unendlicher Geduld hatte er gewartet, bis Isouder sich mit dem Versteck verraten hatte. Anstatt ihn anschließend rasch und schmerzlos zu töten, mußte er noch über sein hilflos unterlegenes Opfer triumphieren. Er mußte sich ihm zeigen, indem er starr verharrte und so lange auf einem Hügel regungslos stand, bis der immune Barrayd ihn entdecken mußte.
    Isouder fragte nicht nach dem Warum. Er war unendlich müde und unendlich traurig zugleich. Lange Zeit, selbst für einen Immunen, stand er da und wartete darauf, daß der Fremde kommen und ihn umbringen würde.
    Als nichts geschah, der Jäger Abrutians sich nicht rührte, kehrte allmählich das Leben in Isouder zurück. Der Fremde wollte ihn wohl jagen wie ein Stück Jagdwild. Doch konnte das kaum Freude bereiten, so langsam, wie der Immune nun war.
    Es war gleichgültig. Er konnte hier stehen und warten, bis der Fremde die Geduld verlor. Genausogut konnte er aber auch versuchen, ins Schiff zurückzukehren und sich dort endgültig zum Sterben hinzulegen, neben Amarina.
    Was er jedoch nicht unversucht lassen sollte, war das Bergen des Datenträgers. Und dessen Vernichtung. Oder sollte er so tun, als besitze er ihn noch, und den Fremden auf eine falsche Spur locken, weg von dem Versteck? Nein. Der Fremde hatte sicher alles problemlos mitverfolgen können.
    Der immune Barrayd stöhnte auf. So viele Gedanken, die seinen Kopf fast unerträglich schmerzen ließen. Wie einfach wäre es, sich jetzt einfach in den Dämmerzustand hineinsinken zu lassen.
    Doch seine Aufgabe war immer noch nicht beendet. Solange er lebte, so lange mußte er sein Volk verteidigen und beschützen.
    Als er sich umdrehte zu dem Versteck, sah er einen schwarzen Schatten vorbeiflitzen. Das nächstemal sah er den zerbrochenen Felskristall, und er wußte, daß es zu spät war. Alles war zu spät.
    Er konnte gar nichts tun, hatte niemals etwas tun können.
    Trauer und Müdigkeit kehrten zurück. So schnell er konnte, drehte er um und machte sich auf den Rückweg zu seinem

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