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1731 - Die Beaumortels

Titel: 1731 - Die Beaumortels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mit dem ganzen Körper. Ihr Geist war woanders.
    Karla hatte einen simplen Tagtraum.
    Sie ließ die Bilder ihrer Erinnerung an ihrem geistigen Auge vorbeilaufen, während sie Tod und Vernichtung säte, ohne genau zu wissen, warum. Aber sie brauchte gar nicht nach Gründen zu fragen. Sie war darauf gedrillt worden, zu kämpfen und Feinde zu töten.
    Der Feind war die BASIS - und alles, was darauf lebte. Es - das Leben - gehörte ausgetilgt. Das war die einzige geltende Wahrheit. Das Warum war nicht wichtig. Man brauchte nicht immer für alles und jedes komplizierte Begründungen. Man konnte auch einfach wissen, was zu tun war. Handeln, ohne nachzudenken. Das ließ Raum für eigene Gedanken.
    Es gab viele Bilder, die Karla durch den Kopf schossen. Sie lenkten sie von der Monotonie des Kämpfens ab.
    Karla war einmal ein kleines Mädchen gewesen. Irgendwann, in einem anderen Leben. Es lag schon zu lange zurück, als daß sie hätte sagen können, in welchem. Es fiel ihr schwer, die Erlebnisse aus ihren vielen, vielen Leben chronologisch zu ordnen. Aber wenigstens gelang es ihr, manches daraus einzufangen und, in ihrem Geist lebendig werden zu lassen.
    Das kleine Mädchen Karla war ein überaus ernsthaftes Kind. Sehr phantasiebegabt. Sie konnte Steinen Leben einhauchen und gab ihnen Namen wie Freunden. Einsam war Karla dennoch nicht. Nie - zeit ihres Lebens nicht.
    Kristalle faszinierten sie. Darum fühlte sie sich auf Opal beinahe so wohl wie in Clarks Armen. Sie hatte es ihm nie gesagt, aber er war ihr erster dauerhafter Liebhaber. Karla war sehr neugierig und hatte viele Erfahrungen sammeln müssen.
    Karla mochte Clark. Sie sollte ihm sagen, daß sie eine Schwangerschaftsunterbrechung hatte vornehmen lassen, um an der Coma-Expedition teilnehmen zu können. Aber das ging nicht mehr.
    Konnte sie kein Kind mehr bekommen?
    Nein, es Clark zu sagen war nicht mehr möglich.
    Clark war zu einem Fremden geworden. Nicht sofort, aber zu schnell.
    Sie hatte ihn selbst dann noch geliebt, als er ihr körperlich weh tat. Sogar dann, wenn er sie durch seine Andersartigkeit genötigt hatte, ihn zu kratzen und zu beißen.
    Jetzt wäre so etwas nicht mehr möglich. Karla hatte sich zu weit von ihm fortentwickelt. Er war zu einem Feind geworden. Aber die Erinnerungen an dieses Leben und an das Leben zuvor, da Clark noch ein lieber, netter, kuscheliger Junge gewesen war und nicht so kalt und unberührbar wie zuletzt - diese Erinnerungen bescherten Karla ein seltsames Gefühl der Sehnsucht. Einer Sehnsucht nach etwas, das in unerreichbare Dimensionen gerückt war. Diese Dinge des Lebens blieben ihr von nun an verschlossen.
    Sie war für größere Aufgaben auserkoren... Für welche, hatte ihr niemand gesagt. Jener Schöpfer, der sie geformt und zu dem gemacht hatte, was sie nun war, hatte ihnen keinen Auftrag gegeben. Er überließ sie sich selbst und schickte sie in eine feindliche Welt, an die Karla schöne Erinnerungen aus einem früheren Leben hatte.
    Clark, Joseph, Arlo, Lugia - das waren klangvolle Namen, die ganz bestimmte Bilder in ihr wachriefen, mit denen sie aber nichts mehr verband. Zu den Namen gehörte feindliches Fleisch, das sie austilgen mußte. Das immerhin wußte sie.
    Aber sie riefen auch angenehme Erinnerungen ans vorangegangene Leben hervor. Sie wurden nur immer weniger; und es fiel Karla immer schwerer, die Bilder zu sehen, denn diese rückten in immer größere Ferne.
    Irgendwann würden sie völlig verblaßt sein.
    Karla wollte sich an ihnen ergötzen, solange sie noch dazu fähig war.
    Trotz des Schildes war Karla in eine Glocke aus sengender Hitze gehüllt, während das Geschütz im Dauerfeuer Glut und Verderbnis säte.
    Für einen Moment hielt sie inne, ganz von ihren Erinnerungen gefangen.
    Sie schüttelte sie ab und feuerte weiter.
     
    8.
     
    „Ach, was seid ihr doch lieb", spottete Moira und blickte amüsiert auf Joseph Broussard jr. und seine kleine Schar Beausoleils hinab, die sich zu ihrem Empfang eingefunden hatten. Sie war mit ihrer STYX auf der BASIS gelandet und durch einen Antigravschacht zu diesem Treffpunkt gelangt. „Man hätte mir wenigstens Ertruser als Eskorte schicken können.
    Ich muß ja höllisch aufpassen, daß ich keinen von euch zertrete."
    Joseph überging Moiras Verhöhnung.
    „Du kennst mich ja bereits - ich bin Joseph Broussard junior", sagte er in dienstlichem Ton. „Lugia Scinagra hat uns geschickt, um dich sicher zu ihr zu bringen, Moira. Folge uns und versuche bitte keine

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