1733 - Projekt Sonnenschild
Gravitations-Bollwerks an, das von den vierzehn Schiffen erzeugt wurde.
Der kleine weiße Stern begann sich zu deformieren. Ein Alarmsignal wies auf die Gefahr hin. Avanata sprach mit den Kommandantinnen und riet ihnen, die Verzögerung um zwei bis drei Prozent rücksichtsvoller zu gestalten.
Als Ergebnis kroch Anfänger nur noch schleppend dahin. Er näherte sich der Position, die für ihn vorgesehen war. Die Gasausbrüche in seiner Korona ließen nach, und der Zeitpunkt rückte näher, an dem der ursprüngliche Zustand einer relativ ruhenden Sonne wiederhergestellt war.
Noch arbeiteten die umfangreichen Rechnerkomplexe mit voller Kapazität, aber die Distanz bis zum Programmende schrumpfte weiter zusammen. Schließlich kündete ein optisches und akustisches Signal davon, daß das Gravitations-Bremssystem der vierzehn Schiffe abgeschaltet worden war. Der kleine weiße Stern stand an seiner neuen Position.
Diesmal ließ Avanata sich Zeit. Sie flog mit dem Kurierschiff zur GLANZ DER HEIMAT und rief die Chefwissenschaftlerin zu sich.
„Zeig mir, was du herausgefunden hast", bat sie die Artgenossin.
Delacre händigte ihr einen Speicher mit umfangreichen Informationen aus. Avanata ging sie aufmerksam durch und verglich die Daten mit anderen aus ihrem Terminal.
„Möglicherweise sind wir auf dem richtigen Weg", zog sie das Resümee. „Vor meinen Augen entwickelt sich ein Bild; es nimmt beständig an Deutlichkeit zu. Wir benötigen eine bestimmte Art von Strahlung oder Energie, um der Abruse und ihrem Todeshauch zu widerstehen. Mit Hilfe der Sonnen wird es uns gelingen, einen starken Sender dieser Strahlung zu errichten. Die Abruse wird vor diesem Bollwerk haltmachen und nicht weiterkommen."
„Es wird viel Zeit kosten, die siebzehn Sonnen so zu steuern, daß sie die gewünschte Strahlung emittieren", wandte Delacre ein. „Ich bin nicht sicher, ob uns diese Zeit zur Verfügung steht."
„Du wirst dich beeilen."
„Natürlich. Das ist das mindeste, was ich tun kann."
„Du wirst hunderttausend Schiffe und deren Besatzungen als Untergebene haben", fuhr Avanata fort. „Ich stelle dich von allen anderen Aufgaben frei. Silior wird deinen Platz bei der Überwachung des Sonnentransfers übernehmen."
„Dein Wunsch ist mir Befehl."
Mit diesen Worten verabschiedete sich Delacre und kehrte in ihr eigenes Schiff zurück.
*
Für die Aufgabe, siebzehn Sonnen an einen anderen, quasi benachbarten Ort zu versetzen und dort hyperdimensional zu verankern, hätten ein paar hundert Raumer ausgereicht. Die Kristallschiffe wären dann aber vermutlich sofort zum Angriff übergegangen und hätten wenig Federlesens mit ihnen gemacht.
Bei einer Armada aus hunderttausend Einheiten verhielt es sich anders.
Die Todesboten warteten ab.
Avanata fragte sich, ob sich aus diesem Zaudern Rückschlüsse auf die Abruse ziehen ließen. Vordergründig vielleicht. Aber das reichte nicht aus.
Eine Wesenheit wie die Abruse besaß eine Mentalität und ein Denken, das Wesen wie den Ayindi oder den Barayen absolut fremd war. Das, was wie Zaudern oder Neugier aussah, mochte ganz andere Hintergründe haben. Taktieren und Lauern auf den günstigsten Zeitpunkt zum Beispiel.
Es herauszufinden wäre kein großes Problem gewesen. Ein Scheinangriff, verbunden mit dem Beschuß von Kristallschiffen, hätte schnell Klarheit geschafft und den Gegner hierhergelockt.
Doch das paßte nicht in die Pläne der Heerführerin.
„Aktiviert die Schutzschirme!" befahl Avanata. Soeben hatten die Ayindi mit dem Transport des vierten Sterns begonnen, einem dunkelgelben Feuerball mit einem planetaren Begleiter.
Hoch aufgerichtet stand die Heerführerin auf ihrer Tribüne im Steuerraum ihres viertausend Meter langen Schiffes. Die Soldatinnen eilten geschäftig umher und erfüllten die bis ins Detail ausgearbeiteten Ablaufpläne. Die Ayindi hielten sich immer genau an den Positionen auf, wo sie benötigt wurden. Da sie sich schnell und fließend bewegten, gab es keine Probleme mit kurzfristigen Positionswechseln innerhalb des Steuerraumes.
„Der Countdown ist beendet", meldete das Schiff. „Die Reise beginnt."
Diesmal gestaltete sich der Transport ein wenig anders als bisher. Es hing mit den auf die Sonne und den Planeten wirkenden Kräften zusammen. Die Flieh- und Beharrungskräfte stellten ein Problem dar, und Avanata betrachtete intensiv den kleinen Holoschirm, der vor ihrer Tribüne hing und ihr alle Werte anzeigte, die Delacre lieferte.
„Meine
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