1733 - Projekt Sonnenschild
Wissenschaftlerinnen haben den Vorgang unzählige Male nachgerechnet und simuliert. Mit den genannten Werten wird es gelingen", erläuterte die Ayindi.
„Die Transmission muß erfolgreich verlaufen. Was danach kommt, ist nicht so wichtig." Avanatas Antwort setzte exakte Schwerpunkte.
„Ich sehe das ein wenig anders. Die Messungen der bisherigen Bremsvorgänge lassen das Schlimmste vermuten: Die Planeten werden zerstört. Wenn wir es verhindern wollten, ließen sich die berechneten Positionen in dem kleinen Hohlkugelhaufen nicht einhalten."
„Weiche mir nicht aus. Was ist dein Vorschlag, Delacre?"
„Um die Planeten zu retten, sollten wir die Sonnen erst abfangen und auf eine Parkbahn lenken und sie erst im zweiten Anlauf zu ihrer endgültigen Position schieben."
„Alle Planeten sind unbewohnt und tragen nicht einmal niederes Leben.
Wir könnten sie deshalb auch zurücklassen. Was ist sinnvoller: ihre Kristallisation oder ihre Zerstörung?"
„Darüber sollten wir bei Gelegenheit philosophieren, Avanata. Da es aber darum geht, der Abruse eine Niederlage beizubringen und ihr Planeten vorzuenthalten, die sie mit ihren Kristallen überziehen könnte, stimme ich dir zu. Eine Zerstörung ist sinnvoller."
„Ich danke dir, Delacre. Die Kommandantinnen sind ebenfalls dieser Meinung. Ich habe sie bereits befragt."
Die Heerführerin richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Kegel, den die Zugschiffe bildeten. Zunächst beschleunigten sie das Sonnensystem stärker und reduzierten die Zugkraft dann, je näher es dem Punkt der Nichtumkehrbarkeit kam.
Sonne und Planet verschwanden und tauchten knapp zweihundert Lichtjahre entfernt wieder auf. Fast ebenso schnell wechselte die GLANZ DER HEIMAT ihre Position und brachte sich in eine Lücke der Kegelformation nahe dem Ort, an dem das Chaos beginnen würde.
Die Maschinen der Ayindi bremsten so sanft wie möglich. Dennoch ließ es sich nicht vermeiden, daß der Planet ein Stück hinter seiner Umlaufbahn zurückblieb und an der Fessel zerrte, die ihn an seinen Stern band. Die Automaten errechneten den Zeitpunkt des endgültigen Losreißens.
In der Mitte des Kegels erhöhten die Projektoren die Bremskraft. Sie stemmten dem Stern und seinem Begleiter eine gewaltige Mauer aus Gravitation entgegen, die höher und dicker wurde. Die übliche Deformation des Gasballs fand statt, und jetzt erwies es sich als hilfreich, daß keiner der Planeten Leben trug. Erste Energieschauer aus der Sonnenkorona trafen den Begleiter und rissen große Teile seiner Atmosphäre hinaus ins All. Beben durchliefen ihn, und seine Oberfläche begann unter dem Ansturm gewaltiger Gasmassen zu glühen. Der hohe Gegendruck kam dazu, und dieser Konzentration von Kräften hielt der Planet nicht stand.
Auf der Vergrößerung war deutlich zu erkennen, wie sich erste Risse in seiner Oberfläche bildeten. Dann tauchte eine leuchtende Masse auf, die nur darauf wartete, den Überdruck loszuwerden. Gewaltige Magmamassen schossen in den Himmel; Teile der Oberflächenkruste platzten ab und schossen davon.
Atemzüge später zerriß der Planet. Hunderttausende von Trümmern rasten in alle Richtungen davon. Ein Teil suchte sich seinen Weg zur Sonne, würde diese irgendwann erreichen und verglühen. Die anderen nahmen ihren Weg weg vom Stern, hinein in den Bereich der Hohlkugel.
Manche kamen den vierzehn Schiffen gefährlich nahe, doch eine Kollision fand nicht statt.
„Die Trümmer werden später von uns eingefangen und im Zentrum der Hohlkugel deponiert. Dadurch wird der Eindruck erweckt, als befänden sich dort wichtige Anlagen, die das Gebilde steuern", kommentierte Delacre den Vorgang. „Avanata, wir haben den Vorgang jetzt so weit im Griff, daß wir mit dem nächsten Transport beginnen können."
Die Heerführerin gab ihre Zustimmung. Die jetzt planetenlose Sonne hatte ihre errechnete Position erreicht; die Bremsstaffel suchte die nächste Position auf, um einen weiteren Stern in Empfang zu nehmen. Die Zugstaffel gruppierte sich am Ziel und nahm die Feinjustierung des Kegels vor.
Avanata aktivierte einen Rechner und checkte die Möglichkeit durch, die Planeten vor dem Transport zu zerstören. Mit Hilfe ihrer Armada stellte das kein Problem dar. Allerdings machte laut Rechnerauskunft dieser Vorgang ein Zehnfaches an Zeit aus, und der Einsatz an Energiereserven überstieg bei weitem den Nutzen. Im bereits erprobten Fall vernichtete sich der Planet selbst, und so entschied sich Avanata endgültig, es bei
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