1744 - Der lebende Alptraum
jedenfalls was!«
»Ich bin mir so unsicher. Und ich will mich auch nicht lächerlich machen.«
»Das tust du bestimmt nicht.«
»Woher weißt du das?«
»Ich kenne diesen John Sinclair zwar nicht persönlich, aber das wenige, was ich von ihm gehört habe, lässt darauf schließen, dass er ein Mensch ist, der seinen Beruf sehr ernst nimmt. Ich würde an deiner Stelle zuvor mit Tanner sprechen, dein Chef hat für unsere Probleme bestimmt ein offenes Ohr.«
»Das weiß ich nicht.«
»Dann werde ich den Chiefinspektor anrufen.«
»Nein, das will ich nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn wir reagieren, dann muss ich es tun. Es soll nicht feige aussehen.«
»Ist mir sehr recht. Eines musst du wissen. Wir müssen etwas unternehmen. So kann es einfach nicht weitergehen. Was du erlebt hast, ist ein regelrechter Terror.«
»Ich weiß.«
»Dann tu was, Elton!«
Er zögerte nicht länger. Seine Frau wollte eine Antwort haben, und die bekam sie.
»Ja, ich werde versuchen, mich mit John Sinclair zu treffen.«
Monica Brown ließ sich zurück auf das Bett fallen. »Endlich wirst du gescheit, Elton...«
***
»Ich kann es nicht glauben«, sagte Suko zu mir.
»Was kannst du nicht glauben?«
»Dass du dich mit Tanner treffen willst. Dazu in einem Lokal und nicht in seinem Büro.«
»Das ist aber so.
»Will er einen ausgeben? Hat er Geburtstag oder wie?«
Ich musste lachen. »Tanner und seinen Geburtstag feiern! Nein, das gibt es nicht. Nicht bei ihm. Er hat mir mal gesagt, dass er die Jahre nicht mehr zählt und auch durch eine Feier nicht daran erinnert werden will. Das kannst du also vergessen.«
»Und weshalb trefft ihr euch?«
»Es dreht sich um eine dienstliche Angelegenheit, das hat er mir zu verstehen gegeben. Mehr nicht. Er hat es spannend und mich neugierig gemacht.«
»Soll ich nicht doch mitkommen, wenn es um eine dienstliche Angelegenheit geht?«
»Nein, es ist auch privat, wie er mir sagte. Aber wenn du willst, kannst du mich begleiten. Sauer wird Tanner deshalb bestimmt nicht sein.«
Suko winkte ab. »Nein, nein, lass mal. Zieh du den Job allein durch. Du kannst mir ja morgen berichten.«
»Tue ich gern. Und am Montag ist Glenda wieder hier.«
»Genau.«
Da waren wir beide froh. Dass Glenda sich mal Urlaub genommen hatte, das waren wir nicht gewohnt. Aber wir hatten ihr die Auszeit gegönnt. Allerdings hatte sie nicht genau gesagt, wohin sie fahren wollte.
Den letzten Fall hatten Suko und ich auch gut überstanden und dabei eine Auferstehung der Assassinen verhindert, dieser alten grausamen Sekte, die vor einigen Hundert Jahren im Orient gewütet hatte, wohin der Fall uns auch letztendlich zusammen mit dem Templer Godwin de Salier geführt hatte.
Jetzt war ich gespannt darauf, was Chiefinspektor Tanner zu berichten hatte. Er war ein Kollege von der Metropolitan Police, den Suko und ich schon lange kannten. In den letzten Wochen hatten wir nicht mit ihm zusammengearbeitet, und sein Anruf hatte mich wirklich überrascht. Vor allen Dingen deshalb, weil er nicht richtig mit der Sprache hatte herausrücken wollen. Es war von einem Mitarbeiter namens Elton Brown die Rede gewesen.
Wir hatten uns für den frühen Abend verabredet. Um neunzehn Uhr wollten wir uns treffen, und das in einem Pub, der zwar in der Innenstadt, aber in einem kleinen Park lag, südlich der Kensington Road und auch in Sichtweite der grünen Lunge Londons, dem Hyde Park.
Das war alles okay, nur mit der Pünktlichkeit kam ich nicht genau hin, denn der Verkehr übertraf mal wieder so einiges, und ich hatte auch Mühe, einen Parkplatz zu finden, sodass ich besser mit der U-Bahn hätte fahren sollen.
Ich fand schließlich einen Platz nahe einer kleinen Bank und ging den Rest zu Fuß.
Der Pub war von Bäumen umgeben. Ein Weg führte zu ihm und auch zu den Tischen und Stühlen, die noch draußen standen, denn das Wetter hatte sich gehalten.
Nicht alle Tische waren besetzt, und ich sah, dass mir der gute Tanner zuwinkte. Er saß draußen. Zudem in der Nähe eines Heizstrahlers, und er saß nicht allein am Tisch.
Ich ging zu ihnen und klopfte auf die Holzplatte.
Tanner schaute auf seine Uhr. »Du kommst spät, Geisterjäger.«
»Ich weiß.«
»Was hast du zu deiner Entschuldigung vorzutragen?«
Ich setzte mich und sagte: »Nichts.«
»Auch gut.« Tanner lachte, dann klatschten wir uns ab. Er war ja froh, dass ich erschienen war. Der Chiefinspektor sah aus wie immer. Er trug seinen grauen Anzug. Auf seinen grauen Mantel
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