1746 - Der teuflische Jäger
Freunden.«
Wells war nicht fähig, sich darauf einen Reim zu machen. »Und wer ist dieser Unbekannte?«
»Es ist Victor Varely.«
Jetzt wusste Wells Bescheid. Er konnte es kaum fassen, denn er kannte den Namen. Er musste nur noch seine Gedanken sammeln, um etwas sagen zu können. »Das ist doch der Mann, der euch in das Camp begleitet hat.«
»Genau der.«
»Und weiter?«
»Er ist etwas Besonderes. Ein Dämon. Er hat schon in den Urzeiten gelebt und existiert jetzt noch immer. Wir sind alle froh gewesen, auf ihn getroffen zu sein. Er hat uns zu seinen Anhängern gemacht.«
»Kinder!«, flüsterte der Mann scharf.
»Ja, Kinder. Sie sind die Zukunft, sagt man doch. Sie sind das Wunder. Sie sollen das weitertragen, was man ihnen mitgibt, und das werden wir tun.«
»Und was tragt ihr weiter?«
»Die Botschaft des Dämons. Sie ist für alle wichtig. Die Menschen werden erleben, dass es noch andere Wesen gibt. Sie sind nicht die Krone der Schöpfung. Das sind andere. Das ist Victor mit den zwei Gesichtern.«
Frank Wells hatte jedes Wort gehört und sie sich gemerkt. Er gab einen Kommentar ab, der einfach raus musste. »Du redest irre, mein Kind. Wirklich irre.« Er schüttelte den Kopf. »So etwas habe ich noch nie erlebt, das ist furchtbar.«
»Es wird eine neue Welt kommen. Nein, sie ist schon angebrochen, Daddy.«
Wells konnte es nicht fassen. Er schüttelte den Kopf und brachte die nächsten Worte nur mühsam hervor. »Das ist doch verrückt. Das ist voll daneben. Ich kann das nicht glauben, ich will es auch nicht glauben und...« Er schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Ach, verdammt, nimm endlich die Waffe weg! Ich hasse es, wenn man auf mich zielt. Da kann zu leicht etwas passieren. Weg mit der Pistole, und jetzt rede vernünftig. Der Spaß ist vorbei.«
Tricia hatte ihren Vater ausreden lassen. Jetzt gab sie eine Antwort. »Du irrst dich, Daddy. Ich stecke die Pistole nicht weg. Ich werde es erst dann tun, wenn ich dich erschossen habe...«
Nein, nein! Das war nicht mehr seine Tochter. Wie konnte jemand so etwas zu seinem Vater sagen? Das war eine klare Mordabsicht. Daran gab es nichts zu rütteln, ihm wurde nun richtig bewusst, dass seine Tochter zu ihm gekommen war, um ihn zu töten.
Er schaute sie an. Wichtig waren ihm dabei die Augen, denn dort spiegelte sich oftmals das wider, was der Mensch wirklich dachte. Und als er den Blick in das Gesicht geworfen hatte, da erschrak er zutiefst. Ja, er las in den Augen der eigenen Tochter deren Tötungsabsicht.
Er konnte es noch immer nicht fassen und suchte nach einem Ausweg.
»Meine Güte, wie kannst du so etwas auch nur denken? Was hätte deine Mutter dazu gesagt? Wir haben dich in einem anderen Geist erzogen, ich später allein. Du hast Respekt vor der Schöpfung haben sollen und ich habe bisher immer gedacht, dass es auch so sein würde. Aber jetzt bin ich fertig.«
»Die andere Welt wartet auf mich.«
»Welche denn?«
»Die des Dämons. Er wird uns auf den neuen Weg führen. Und jetzt habe ich genug geredet. Es wird Zeit für deinen Abschied.«
Frank Wells begriff es noch immer nicht. Wie war es möglich, dass seine Tochter so etwas von sich gab? So war sie nicht erzogen worden, doch nun stand ihm tatsächlich ein kindlicher Mordroboter gegenüber.
Tricia hob die Waffe an. Die musste sie mit beiden Händen festhalten.
Frank Wells wusste nicht, was er noch sagen sollte. Plötzlich kam er sich so hilflos vor. Er starrte in das Loch der Mündung, aus dem jeden Augenblick der Tod in Form einer Kugel sein Gesicht zerschmettern konnte.
Und dann hörte er die Stimme einer Frau.
»Weg mit der Waffe, Tricia!«
***
Die Tür ließ sich ohne Widerstand öffnen, und Suko verschwand in dem Haus. Er zog die Tür wieder zu und sorgte dafür, dass sie kaum ein Geräusch verursachte.
Dann schaute er sich um – und sah nichts. Ihn umgab eine tiefe Dunkelheit, aber er nahm auch einen alten Gestank wahr, der sich auf seine Atemwege legte. Der Geruch war ihm im Moment egal. Er wollte sehen, wo er sich befand. Licht zu machen war zwar mit einem gewissen Risiko verbunden, doch es gab keine andere Alternative.
Suko holte die flache Leuchte hervor und schickte den scharfen Strahl nach vorn, der sofort ein Ziel traf.
Es war eine Tür!
»Geht doch«, murmelte er, ging den kurzen Weg auf die Tür zu, hatte alles gesehen und löschte das Licht. Der Inspektor legte eine Hand auf die Klinke und drückte sie langsam nach unten. Er wusste nicht, was
Weitere Kostenlose Bücher