1746 - Der teuflische Jäger
Gelände konnte sie betreten. Es gab nichts, was sie daran gehindert hätte. Sie schaute sich um, sah nichts Verdächtiges und ging dorthin, wo sie sich schon zweimal mit ihrem Auftraggeber getroffen hatte.
Jane hatte es nicht eilig. Sie schaute sich um, weil sie sich fühlte wie jemand, der auf dem Sprung ist. Manche Ruhe war trügerisch, daran dachte sie, als sie das Grundstück betrat und sich nach links wandte, wo das Gebäude der Druckerei lag.
Sie ließ ihre Blicke über die graue Fassade gleiten. Sie sah zwei Transporter neben dem Betrieb stehen, und sie wusste auch, wie sie in die Halle gelangte.
Draußen hielt sich niemand auf. Es gab keine Zeugen, und so konnte sie ihren Weg fortsetzen. Sehr bald schob sie sich in die Halle hinein. Sie versuchte, so wenig Geräusche wie möglich zu machen, und kam sich beinahe schon vor wie eine Diebin.
Ab jetzt wurde sie noch vorsichtiger. Irgendetwas warnte sie.
Einen Feind sah sie nicht. Aber auch von Tricia war nichts zu sehen.
Dabei hatte sie darauf gesetzt, dass das junge Mädchen seinen Vater besuchen würde.
Jane näherte sich dem Büro. Dort hatte sie schon gesessen, sie kannte alles und war besonders froh über die Scheiben, die nicht nur den Blick von innen nach außen ermöglichten, sondern auch umgekehrt.
Einem Impuls folgend duckte sich Jane, als sie die letzten Schritte hinter sich brachte. An der Tür hielt sie an. Sie schob sich an die rechte Seite, um von dort aus in das Büro zu schauen. Die Glasscheibe ließ es zu, und als Jane den ersten Blick riskierte, da war alles klar.
Sie sah den Vater und die Tochter.
Das sah beinahe nach einer Idylle aus. Wäre da nicht die Waffe in der Hand der Tochter gewesen, deren Mündung genau auf Frank Wells gerichtet war...
***
Glenda Perkins hatte den beiden noch hinterher geschaut, als sie das Büro verließen. Sie wusste, dass es wegen des Schusses noch Ärger geben würde, aber sie glaubte nicht, dass man Suko am Verlassen des Yard Building hindern würde.
So war es denn auch. Suko und seine Gefangene hatten schon einige Blicke auf sich nehmen müssen, aber das war auch alles. Fragen wurden nicht gestellt.
Suko schob Silvie auf den Beifahrersitz und stieg selbst schnell ein. Er sah ihren Blick auf sich gerichtet, der ihm spöttisch vorkam. Das änderte sich, als Suko die Handschellen zeigte.
»Was soll das?«
»Die sind für dich.«
»Und weiter?«
»Das ist kein Witz, ich will keine Probleme mit dir haben.«
Bevor Silvie sich versah, hatte Suko ihren linken Arm gepackt. Alles Weitere war einfach. Die Schelle klickte, und mit dem zweiten Klick war sie am Haltegriff der Beifahrertür gefesselt.
Das Mädchen fluchte.
»Sei ruhig. Es ist zu deiner eigenen Sicherheit.«
Silvie Foster lachte kehlig, bevor sie den Kopf senkte.
»Das ist nicht gegen dich persönlich«, erklärte Suko. »Aber ich möchte meine Ruhe haben.«
»Ich wäre sowieso nicht geflohen.«
»Umso besser.«
Sie fauchte ihn an und flüsterte: »Ich will nämlich, dass du krepierst. Hast du gehört? Krepierst!«
»Ja, habe ich. Und damit es schnell geht, wollen wir losfahren. Du kennst den genauen Weg. Da verlasse ich mich auf dich. Oder hast du ihn vergessen?«
»Nein, auf keinen Fall.« Sie spie fast gegen die Scheibe. »Ich will ja, dass du stirbst, und ich werde alles dazu beitragen, dass dies so rasch wie möglich geschieht.«
»Dann ist es gut.«
Sie starteten. Die Fahrt ging in Richtung Osten. Über die Themse mussten sie, und im Ortsteil Newington rollten sie wieder auf den Fluss zu, wobei sie ihn nicht erreichten, denn zuvor ging es ab auf ein Gelände, das beinahe leer wirkte. Aber es gab schon einige Gebäude, die allerdings aussahen, als würden sie bald zusammenfallen. Hier wurde nicht mehr gearbeitet, und Suko sah auch eine große Reklametafel, auf der zu lesen war, was in der nächsten Zeit mit diesem Gelände geschehen sollte.
Man wollte alles abreißen. Noch suchte man Investoren, aber darum kümmerte sich Suko nicht. Er rollte langsam über einen holprigen Boden. Der alte Belag zeigte Risse und Spalten, aus denen Unkraut wuchs.
Silvie hatte sich bisher ruhig verhalten. Das war auch jetzt noch der Fall, nur ihre Haltung hatte sich verändert. Sie hing noch immer in der Schelle fest, aber sie hatte sich nach vorn gebeugt, als würde sie etwas Bestimmtes suchen.
»Probleme?«, fragte Suko.
»Nein.«
»Gut. Aber ich habe sie. Wo müssen wir hin? Du wirst mir bestimmt helfen können.«
»Fahr weiter.«
»Und
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