1746 - Der teuflische Jäger
sollten schon ein wenig optimistisch denken.«
»Klar.« In den Augen des Mannes schimmerte Tränenwasser. »Ich habe in meinem Leben immer optimistisch gedacht. Das ist mir allerdings in den letzten Tagen vergangen.«
»Kann ich verstehen.«
Frank Wells schaute Jane mit seinen leicht grünlich schimmernden Augen an. »Sie sind also bereit, den Auftrag anzunehmen – oder?«
»Ja. Sonst wäre ich schon gegangen. Ich kann Ihnen nichts versprechen, aber ich werde mein Bestes geben, Mister Wells. Bei Fragen werde ich Sie anrufen und...«
»Ja, tun Sie das. Bringen Sie mir meine Tochter zurück! Sie würden mich zum glücklichsten Mann der Welt machen.«
Jane wollte eine Antwort geben, aber sie kam nicht mehr dazu, weil sich das Telefon auf dem Schreibtisch meldete. Frank Wells schnappte sich den Hörer, schaute zugleich auf das Display und musste erkennen, dass sich keine Nummer abzeichnete.
»Unbekannt«, sagte er.
Jane nickte ihm zu. »Melden Sie sich bitte.«
»Okay.« Er stellte den Lautsprecher an und wollte etwas sagen, aber die Anruferin kam ihm zuvor.
»Bist du es, Dad?«, fragte die dünne Mädchenstimme.
»Tricia«, ächzte der Mann nur...
***
Nicht nur er war wie vor den Kopf geschlagen, auch Jane Collins bekam eine Gänsehaut. Sie saß wie erstarrt auf dem Stuhl und blickte den Druckereibesitzer an. Dabei hatte sie den Eindruck, einen völlig anderen Menschen vor sich zu sehen.
Frank Wells war kalkweiß geworden. Er sah aus, als würde er jeden Augenblick vom Stuhl kippen. Sprechen konnte er nicht, obwohl er es versuchte. Es drangen nur unverständliche Laute aus seinem Mund.
»Daddy?«
Jane hatte ihre Überraschung verdaut. Sie konzentrierte sich auf die Stimme und stellte für sich fest, dass sie ängstlich klang. Wie bei einem Menschen, der unter einem starken Druck steht.
»Sie müssen etwas sagen!«, zischte Jane ihrem Gegenüber zu.
Wells nickte. Er wollte es auch. Es war zu sehen, wie schwer es ihm fiel.
»Sagen Sie zumindest den Namen!«
Das tat er auch, aber seine Stimme war kaum zu verstehen. »Tricia?«
Pause. Dann die schwache Antwort. »Ja, Dad, ich bin es. Und du bist es auch.«
»Genau, meine Kleine.« Wells hatte sich wieder etwas gefangen, zitterte aber noch am ganzen Leib. »Geht es dir gut? Wo bist du?« Er umklammerte den Hörer so hart, dass man Angst haben musste, dass er ihn zerbrach. »Bitte, sag was.«
»Ja, Daddy.«
»Und – und – wo steckst du, Liebes? Ich habe so nach dir gesucht. Ich will dich wieder in meine Arme schließen. Du weißt doch, dass wir beide zusammengehören. Du bist die Einzige, die ich noch habe. Bitte, was ist denn passiert? Und wo bist du?«
»Ich weiß es nicht.«
»Was siehst du denn?«
»Nichts. Oder nicht viel, Daddy. Aber ich kann dir sagen, bei wem ich bin. Beim Jäger, ja, der Jäger hat mich geholt.«
»Jäger?«
»Genau.«
»Kannst du mir mehr über ihn sagen?«
Es entstand eine kurze Pause, in der das Kind zu überlegen schien. Dann senkte Tricia die Stimme.
»Ich bin bei ihm, beim Jäger, aber ich kann ihn auch anders beschreiben, das hat er selbst gesagt.«
»Und wie?«
»Er ist ein Dämon!«
Die Antwort stand, und sie war auch das Ende des Gesprächs, denn einen Lidschlag später war die Verbindung unterbrochen...
***
In den folgenden Sekunden verwandelte sich Frank Wells in eine Statue. Er saß hinter seinem Schreibtisch, blickte den Telefonhörer an und starrte trotzdem ins Leere. Er war nicht mehr er selbst, was Jane Collins gut verstehen konnte, denn so etwas zu hören war mehr als ein Tiefschlag.
Auch Jane Collins bewegte sich nicht. Sie hockte auf ihrem Platz, und die letzten Worte, die sie gehört hatte, gingen ihr immer wieder durch den Kopf. Da war von einem Dämon die Rede gewesen. Der Entführer hatte sich als Jäger und Dämon bezeichnet. Das war nicht normal, aber Jane Collins hatte in ihrem Leben schon zu viel erlebt, um die Aussage einfach abzutun.
Sie wusste, dass es Dämonen gab, dass sie keine Hirngespinste waren. Aber konnte es auch sein, dass Tricia von einem Dämon entführt worden war?
Damit hatte Jane ihre Probleme, obwohl sie andererseits diese Tatsache nicht infrage stellte.
Ein Geräusch unterbrach ihre Überlegungen. Frank Wells hatte den Hörer wieder aufgelegt. Sein Gesicht war schweißnass. Er stöhnte leise vor sich hin, sah Jane Collins kurz an, dann presste er beide Hände gegen sein Gesicht.
Die Detektivin ließ den Mann in Ruhe, obwohl sie schon Fragen an ihn hatte. Er
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