1751 - Flucht ins Verderben
dass sich der Mörder hier schon im Haus aufgehalten hat? Es wäre doch zumindest eine Theorie, über die man nachdenken müsste.«
Der Leibwächter sagte erst mal nichts. Dann gab er zu, dass dies nicht getan worden war.
»Könnte ein Fehler gewesen sein.«
»Ach, Sie meinen, dass wir das Haus durchsuchen sollten?«
»Wäre nicht verkehrt, meine ich.«
»Haben wir uns auch gedacht, Herr Doktor. Wir haben es durchsucht. Wir waren im Keller und haben dort einige leere Räume gefunden. Nichts, was auf ein Versteck hingewiesen hätte. Der Killer muss demnach von außen gekommen sein.«
»Na ja, war nur ein Verdacht.«
»Bleiben Sie noch lange hier draußen?«
Walter Schröder lächelte. »Ich werde mir noch eine Zigarette gönnen, dann gehe ich auf mein Zimmer.«
»Gut. Ich wünsche Ihnen eine ruhige Nacht.«
»Danke, ebenfalls.«
Der Bodyguard zog sich wieder zurück. Er ging die Treppe hoch und verschwand im Haus. Den Wissenschaftler ließ er allein zurück, der sich jetzt nicht mehr so wohl fühlte wie noch vor Minuten, als er das Haus verlassen hatte. Zahlreiche Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Er war durch die Begegnung wieder an die schreckliche Tat erinnert worden, die er am liebsten vergessen hätte. Dieser Mord war nun mal passiert, und die wichtigen Männer hatten erleben müssen, wie gering ihr Einfluss letztendlich war, wenn es um die wichtigen Dinge im Leben ging. Da hatten sie anderen das Feld überlassen müssen. Sie hatten zudem schwören müssen, nichts an die Öffentlichkeit dringen zu lassen.
Natürlich hatte es zwischen ihnen Diskussionen gegeben, wer das getan haben könnte. Zu einem Ergebnis war man nicht gekommen. Die Typen, die hier erschienen waren, hatten sich als große Schweiger erwiesen. Und so waren den Wissenschaftlern nur Spekulationen geblieben.
Einige gingen davon aus, dass ihre Zusammenkunft verraten worden war. Und das an eine gefährliche Gruppe, die aus dem afroasiatischen Raum kam. Aber auch da war nichts bewiesen. Man spekulierte einfach nur vor sich hin.
Walter Schröder schaute dem Rauch nach, den er in die feuchte und schwach dunstige Luft blies. Er wollte noch die letzten beiden Züge nehmen und dann wieder ins Haus gehen.
Walter Schröder hatte sich ein paar Meter von der Treppe entfernt, ohne es gemerkt zu haben. Das stellte er fest, als er die zweite Kippe zu Boden warf und sie austrat. Er drehte sich wieder um und befand sich noch mitten in der Bewegung, als er das fremde Geräusch hörte. Identifizieren war nicht möglich, er wusste nur, dass es hinter ihm erklungen war, und das wollte ihm nicht gefallen.
Warum das Gefühl der Angst in ihm hochschoss, wusste er nicht zu sagen.
Es war jedenfalls da, und er dachte auch daran, dass ein Kollege umgebracht worden war.
Vor seinen Augen huschte etwas entlang. Es war nur ein Schatten, nicht mehr, aber dieser Schatten verwandelte sich in einen scharfen Gegenstand, der sich um seine Kehle legte und ihm gnadenlos die Luft abschnürte...
***
In den folgenden Sekunden stand Walter Schröder noch auf den Beinen und glaubte an einen bösen Traum. Er hatte seinen Mund weit geöffnet, er wollte Atem holen, was er nicht schaffte.
Er wollte schreien, auch das gelang ihm nicht. Aus seiner Kehle lösten sich nur krächzende Laute, die nur von ihm selbst gehört wurden.
Erst jetzt fiel ihm ein, was mit ihm passiert war und was da wie ein Messer in die dünne Haut seines Halses schnitt. Das musste eine Schlinge sein, eine, die er nicht zerreißen konnte.
Er würgte. Von seinen Augen tanzten schon jetzt rote Flecken. Ihm fehlte die Luft, doch es waren noch einige Sinne vorhanden, die funktionierten.
Schröder nahm einen ungewöhnlichen Geruch wahr. Nein, das war schon mehr ein Gestank. Er wehte von hinten her auf ihn zu, und diese Botschaft war so stark, dass er sein eigenes Schicksal im Moment vergaß, denn dieser Geruch erinnerte ihn an Leichengestank.
Mehr nahm er nicht wahr. Plötzlich war es auch mit seiner Haltung vorbei. Seine Knie sackten ein. Er spürte noch mal den Ruck an seiner Kehle, dann verschwand die Welt um ihn herum.
Wer ihn überfallen hatte, war für ihn nicht zu sehen. Sein letzter Gedanke galt dem fremden Geruch, er hatte ihn genau erkennen können. Es war der Gestank verwesender Leichen gewesen...
***
Wir hatten uns auf den Weg gemacht, um das Haus zu finden, in dem die Wissenschaftler tagten. Der Beschreibung nach sollte es nicht schwer zu finden sein, aber in der Dunkelheit sind
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