1752 - Als die Templer brannten
war eine Ärztin. Sie hieß Judith King. Ich kannte sie nicht. Sie war erst neu im Team. Es war mir auch egal, von wem ich die Ergebnisse erhielt. Hauptsache, es war alles glatt über die Bühne gelaufen.
Ich ging zurück in den kleinen Warteraum, in dem auch meine Klamotten lagen, inklusive der Beretta, die ich nicht hatte zu Hause lassen wollen.
Ein Fenster gab es nicht. Deshalb konnte man den Raum durchaus als eine Zelle bezeichnen.
Ich zog den Trainingsanzug aus und kümmerte mich wieder um mein normales Outfit. Die beiden Fälle mit Harry Stahl lagen hinter mir. Wir hatten sie gut überstanden, und ich hatte in London so etwas wie einen Leerlauf, was mir sehr gut tat.
So war ich zu diesem medizinischen Check gegangen und wartete nun auf die Ergebnisse. Die Klamotten streifte ich ab und zog die normalen über. Das Strickhemd, die Jeans, die Lederjacke, die ich so liebte. Eigentlich brauchte ich an Klamotten nicht viel. Hin und wieder mal eine neue Hose, denn nicht wenige hatten die Einsätze nicht überstanden.
Die halbhohen Schuhe hatten auch schon ihre Pflicht getan und sahen entsprechend aus.
Das war auch Glenda Perkins aufgefallen. Sie hatte davon gesprochen, mir neue Schuhe zu Weihnachten zu schenken. Über die Schuhe hatte ich mich nicht erschreckt, sondern darüber, dass in ein paar Wochen bereits Weihnachten war. So schnell war mal wieder die Zeit vergangen, und bald würde das neue Jahr beginnen.
Nachdem ich auch in meine Schuhe geschlüpft war, streckte ich die Beine aus und wartet darauf, dass ich von Dr. Judith King Besuch bekam. Zu hören war nichts. Die Wände waren so dick, dass nichts durchkam.
Ich saß auf einem nicht eben bequemen Stuhl und dachte darüber nach, ob ich die zweite Tür nicht selbst öffnen sollte, um den Vorgang zu beschleunigen. Das ließ ich bleiben. Eilig hatte ich es nicht. Es gibt eben solche Tage, die man durchleben muss.
Also wartete ich.
Ich dachte an meinen Job. Bisher lag nichts an, aber das musste auch nichts heißen. So etwas konnte sich blitzschnell ändern, und ich ging davon aus, dass die Ruhe nicht lange anhalten würde.
Zunächst aber erhielt ich Besuch. Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen. Normales Tageslicht erhellte meine Zelle, und ich hörte eine Frauenstimme.
»Sie können jetzt kommen.«
»Danke, sehr nett.«
Ich machte mich auf den Weg. Lustig fand ich es nicht, denn die Wartezeit hatte mich schon genervt.
Der Raum, den ich wenig später betrat, entpuppte sich als Dr. Judith Kings Büro.
Sie war eine recht junge Frau und hatte sich erhoben, um mich zu begrüßen. Sie war eine große Frau, dessen Körperformen von einem weißen Kittel verdeckt wurden. Ihr Gesicht zeigte einen etwas härteren Ausdruck, und das blonde Haar hatte sie kurz schneiden lassen.
Ich sah sie zum ersten Mal und hörte dann ihre Stimme. »Nehmen Sie bitte Platz, Mister Sinclair.«
»Gern.«
Wir saßen uns gegenüber. Ein Schreibtisch mit blitzender Platte stand als Trennung zwischen uns. Darauf lagen eine Unterlage und ein heller Schnellhefter aus Kunststoff. Ich ging davon aus, dass dort die Ergebnisse meiner Untersuchungen zusammengefasst worden waren.
Da sie noch nicht anfing und ich keine Lust hatte, noch länger in ihr Gesicht zu schauen, übernahm ich das Wort.
»Es ist ja sehr nett, wenn wir uns hier gegenübersitzen, aber was haben Sie mir zu sagen?«
Zum ersten Mal sah ich sie lächeln. »Womit rechnen Sie denn, Mister Sinclair?«
»Dass sich nichts verändert hat.«
»Gut.«
»Dann kann ich ja gehen.«
»Können Sie. Den Bericht können Sie mitnehmen.«
»Danke.« Ich wollte danach greifen, aber Frau Doktor King hatte etwas dagegen. »Die Röntgenbilder möchte ich Ihnen gern noch zeigen.«
»Warum? Sind die so ausgefallen?«
»Nein, aber ich hatte den Eindruck, als hätte sich etwas dazwischen gemischt.«
Jetzt war ich von der Rolle. Allerdings nur leicht. »Meinen Sie etwas Negatives, das ich im Auge behalten muss?«
»Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich war nur ein wenig irritiert, weil ich davon selbst überrascht wurde.«
»Was ist es denn? Lassen Sie sich nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen.«
»Schon okay, warten Sie.« Die Ärztin bückte sich und zog eine Lade an der Seite des Schreibtisches auf. Ihr entnahm sie einige Röntgenaufnahmen, die sie auf dem Tisch ausbreitete.
»Sind das meine?«
»Ja.«
»Und?«
»Bitte, Mister Sinclair, kommen Sie näher.«
Das tat ich gern, wusste allerdings noch immer nicht, was dieser
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