1752 - Als die Templer brannten
Schmerz war plötzlich da. So scharf und intensiv, dass ich mich in meiner Stellung nicht mehr halten konnte. Ich wurde nach vorn gedrückt und hatte Glück, dass der Leuchttisch in der Nähe stand. So konnte ich mich an ihm abstützen.
Es war ein böser Schmerz, der mir auch den Atem nahm, aber nicht die Sicht. Mein Gesicht war so gedreht, dass ich einfach hinschauen musste, und was ich da sah, ließ mich fast an meinem Verstand zweifeln...
***
Es brannte, aber es war nicht heiß. Ich sah das Feuer zwischen meinen Aufnahmen und auch auf dem Leuchttisch. Lange Flammenarme zuckten in die Höhe, um ein Ziel zu erfassen. Es waren zwei Männer, die in den Flammen standen und ihnen nicht mehr entkommen konnten, weil man sie an einen Pfahl gefesselt hatte.
Es war ein schauriges und auch ein brutales Bild. Ich hatte das Gefühl, die Schreie zu hören und auch das Fauchen des Feuers, aber das bildete ich mir wohl nur ein.
Allerdings stand ich in einer Verbindung mit dem Vorgang auf dem Leuchttisch. Nicht grundlos war der Schmerz, wie von einem scharfen Messer geführt, durch meine Brust geglitten. Erst kurz danach war mir die Veränderung aufgefallen.
Noch immer hing ich über dem Leuchttisch. Die Augen hielt ich weit offen. Ich atmete scharf durch die Nase und besah mir die Bilder genauer.
Sie hatten sich nicht verändert. Mein Inneres präsentierte sich auf dem Leuchttisch, aber da brannte nichts mehr, es waren die normalen Aufnahmen.
Ich war nass geschwitzt. Aber ich war auch nicht allein und drehte langsam den Kopf zu Dr. Judith King um.
Die Ärztin stand an der Wand. Sie war kalkbleich geworden. Als mein Blick sie traf, senkte sie den Kopf.
»Ja, das ist es wohl gewesen – oder?«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Oder nicht?«
»Keine Ahnung.«
Ich lächelte. »Ist es das gewesen, weshalb ich zu Ihnen kommen sollte? Oder gab es einen anderen Grund?«
»Ich weiß es doch nicht.«
Auf keinen Fall wollte ich locker lassen. »Aber Sie haben gesehen, was auf dem Leuchttisch passierte. Das Bild mit den Flammen, die nach den Gefesselten griffen. Es war ein Scheiterhaufen. Stimmen Sie darin mit mir überein?«
Sie nickte.
»Und ist Ihnen das neu gewesen? Oder haben Sie das vorher auch schon gesehen?«
»Nein, es war neu. Ich – ich – bin überrascht worden. Damit habe ich nicht gerechnet.«
»Schön. Aber was hatte das zu bedeuten? Diese brennenden Männer, die plötzlich da waren? Wir haben einen Scheiterhaufen gesehen, und das bestimmt nicht grundlos. Können Sie sich darunter etwas vorstellen? Gibt es eine Verbindung zwischen Ihnen und diesem Scheiterhaufen und den beiden brennenden Männern?«
»Nein.« Sie fing an zu lachen. »Das ist komisch. Das ist schon grotesk. Aber Sie können fragen, was Sie wollen. Ich habe keine Ahnung. Ich hatte nie etwas mit irgendwelchen Scheiterhaufen zu tun gehabt.«
»Und warum haben wir das gesehen?«
»Fragen Sie sich selbst, Sinclair.« Sie nickte mir zu. »Ich bin nicht allein verantwortlich. Sie spielen ebenfalls eine Rolle. Das sollten Sie nicht vergessen.«
Da hatte sie recht. Ich spielte sogar die Hauptrolle. Und das in einem Spiel, das ich nicht kannte. Es war ziemlich frustrierend, so etwas zu erleben. Es konnte sein, dass man mit mir spielte. Möglich war alles. Aber warum war ich plötzlich in dieses Szenario geraten?
Auf diese Frage hatte ich mir noch keine Antwort geben können.
Es passierte nichts mehr. In unserer Umgebung blieb es ruhig. Ich schaute hin und wieder auf meine Röntgenbilder, hob die Schultern, musste auch lachen, ohne dass es überzeugend klang, und schob schließlich das zur Seite, was mir noch unerklärlich war.
Ich wandte mich an die Ärztin. »Wir müssen zu einem Kompromiss kommen«, fasste ich zusammen. »Sie werden Ihren Bericht schreiben müssen, und es kommt stark auf den Inhalt an, ob Sie Ihre Ruhe haben werden oder nicht.«
»Aha. Das hört sich nach einem Vorschlag an.«
»Sehr gut, Frau Doktor. Wir bleiben bei den Fakten und lassen alles andere weg. Sie schreiben nichts von dem auf, was Sie und ich erlebt haben. Bleiben Sie bei dem, was wir herausgefunden haben.«
»Sie sind gesund!«
»Umso besser.«
»Und was ist mit den Phänomenen, die ich erlebt habe?«
»Es ist meine Sache. Ihnen ist ja nichts geschehen.«
Judith King gab nicht auf. »Wie ist so etwas möglich? Wie kommt das? Genau darüber will ich etwas wissen und...«
Ich stoppte ihren Redeschwall durch eine Handbewegung. »Ich selbst kenne den Grund
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