1752 - Als die Templer brannten
können.«
»Ja, das können sie.«
Ich strahlte die Frau an. »Dann steht einem Herbeirufen der Geister doch nichts im Weg. Oder bist du nicht in der Lage, dies zu schaffen?«
»Ich schaffe alles.«
»Dann lass deine Beschützer sehen. Es waren doch die Beschützer, die in all den Jahrhunderten auch das alte Erbe bewacht haben? Oder liege ich da falsch?«
»Nein.«
»Dann sehe ich schon Land. Ach ja – und noch etwas. Was wirst du tun, wenn die Geister dich mal verlassen? Gehst du ein, weil du dich so an die Person gewöhnt hast?«
»Es sind Wanderer, John Sinclair. Sie wandern von einem Erben zum anderen und passen auf, dass ihnen nichts passiert. Mehr kann ich dir dazu nicht sagen.«
»Das reicht doch. Und jetzt würde ich sie gern begrüßen. Geister, die aus einer tiefen Vergangenheit kommen.«
Es war genug. Es wurde keine Séance abgehalten, es waren auch keine großartigen Verrenkungen. Die Ärztin war noch immer am Drücker. Sie tat es lautlos. Es gab kein Gebrüll, sie bewegte meist nur ihr Hände und auch mal kurz ihren Körper.
Mehr brauchte sie nicht, um die Schatten zu holen. Wir beide bekamen große Augen, als wir die Veränderung im Hintergrund sahen. Die zeichnete sich auf der Wand ab, war aber kein sich stets veränderndes Bild, sondern blieb gleich.
Tanzende Geister. Oder auch Schatten, die ihre Kräfte aus anderen Sphären holten. Sie waren in der damaligen Zeit nicht verbrannt und hatten immer wieder Wirtskörper gefunden, um sich dort frei entfalten zu können.
Und jetzt waren sie hier. Sie blieben auch sichtbar. Sie hatten ihren Gastkörper verlassen und dachten offenbar nicht mehr daran, ihn auch weiterhin zu benutzen.
Glenda, die dicht neben mir stand, fragte mit leiser Stimme: »Und jetzt? Was machen wir?«
»Vorerst nichts. Wir überlassen ihnen das Feld. Ich will wissen, was die vorhaben.«
»Ich jedenfalls kann auf sie verzichten.«
»Ich auch.«
Wir schauten weiterhin zu. Die Schatten kreisten und dachten nicht mehr daran, in den Körper zurückzukehren. Dafür suchten sie unsere direkte Nähe. Immer wieder schossen sie mit schnellen Bewegungen heran, um dann von uns wegzuweichen. Sie schienen den Dingen einfach nicht zu trauen.
Warum nicht? Was hatte ich ihnen getan? Eigentlich nichts, aber das wollte ich ändern, denn ohne ihnen vorher etwas zu sagen, holte ich mein Kreuz hervor.
Jetzt würde es sich zeigen, auf welcher Seite sie standen.
Sie huschten sofort davon und tauchten wieder ein in die Flammen, die den Körper der Ärztin umtanzten.
»Das war wohl nichts«, erklärte ich und hielt mein Kreuz höher. So musste die Ärztin es sehen, und sie war davon nicht eben begeistert.
»Was soll das? Was willst du mit dem Kreuz?«
»Ich wollte es dir zeigen.«
»Ja, das sehe ich.«
»Und ich frage mich, warum die Geister plötzlich verschwunden sind. Sie waren doch auf dem besten Weg, mich einzulullen. Oder habe ich das falsch gesehen?«
»Nein. Aber sie wollen dich nicht. Sie lehnen dich ab. Du bist nicht der Richtige. Du könntest ihr Erbe nie verwalten. Es war schon gut, dass sie so reagiert haben.«
»Und was ist mit dir?«
»Wieso? Was soll sein?«
»Schau dir das Kreuz an. Stehst du auf seiner Seite? Oder hast du sie zwischendurch mal gewechselt?«
Sie wusste nicht, welche Antwort sie mir geben sollte. Judith war schon leicht durcheinander. Mit einem derartigen Fortgang hatte sie offenbar nicht gerechnet.
»Wer bist du wirklich, Judith King? Zu wem gehörst du? Willst du mir keine Antwort geben?«
Sie schüttelte den Kopf. Noch immer schützten sie die Flammen, aber mir taten sie auch nichts. Ich wurde von ihnen weder verbrannt noch angesengt.
Und so musste ich mich um das Templer-Feuer nicht kümmern.
Judith konnte nicht mehr weiter zurück. Da war eine Wand, die sie stoppte. Plötzlich wurde es ernst. Ich stand dicht vor ihr, und ich hielt ihr das Kreuz entgegen.
»Willst du nicht sagen, auf welcher Seite du stehst? Wer du wirklich bist? Hüterin eines Templer-Geheimnisses? Ich kann es nicht so recht glauben...«
»Ich habe die Asche verwahrt...«
»Aber nicht du allein. Wer noch?«
»Meine Ahnherrin und auch Herrin«, flüsterte sie mir zu. »Sie alle waren begünstigt, und wenn sie es für richtig hielten, haben sie die Urne wieder abgegeben. Das habe auch ich getan und nichts anderes. Sie ist an ihrem Bestimmungsort in Alet-les-Bains gelandet, das weiß ich genau...«
Ich hörte Glenda Perkins laut lachen. »Ist das nicht alles perfekt,
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