1752 - Als die Templer brannten
einfach loswerden müssen, denn diese auf einem Scheiterhaufen brennenden Männer konnten eigentlich nur Templer sein. Da gab es für Godwin keine andere Erklärung.
Und die Gestalten brannten weiter. Godwin versuchte, etwas vom Gesicht des einen zu erkennen, was nicht möglich war. Das Feuer hatte es plötzlich in einen glühenden Ball verwandelt.
Und dann war es damit vorbei.
Der Kopf bewegte sich zuckend. Er fiel nach vorn, und zugleich sackten die Beine der brennenden Gestalt weg. Es gab nichts mehr, was ihn noch in seiner Position halten konnte. Er fiel ineinander, und ein Regen aus Funken war zu sehen. Für einen Moment bildete er ein rötliches Dach, dann sackte er zusammen.
Und mit ihm auch der zweite Körper. Noch mal glühte es auf. Erneut wirbelten Funken, dann...
Schluss! Ende! Vorbei!
Godwin de Salier schaute auf seinen Bildschirm, wie er es gewohnt war. Er atmete wieder normal durch, was nicht einfach war, denn hier musste er zunächst über ein Phänomen nachdenken.
Es war ihm geschickt worden. Als Film. Oder als Botschaft einer längst vergangenen Zeit. Und als ein Geschehen, das in dieser anderen Zeit wohl sehr wichtig gewesen sein musste, dass es bis in die heutige durchschlug. Die Verbrennung eines Menschen. Aber wer war dieser Mensch? Darauf kam es an.
Godwins Meinung nach musste er in der damaligen Zeit wichtig gewesen sein. Aber für wen? Was hatte er getan? Warum war er letztlich dafür getötet worden?
Auf diese Frage wusste der Templer keine Antwort. Ihm war nur klar, dass man ihm eine Erklärung hatte geben wollen. Den Grund dafür sah er noch nicht, aber er war auch noch nicht am Ende. Das stand für ihn fest.
Und noch etwas irritierte ihn. Es war eine Veränderung, die er zunächst kaum wahrgenommen hatte, weil er zu sehr auf seinen Rechner konzentriert gewesen war.
Jetzt schaute er zum Fenster.
Das Fenster war normal.
Nicht aber der Gegenstand, der jetzt unter dem Fenster stand.
Es war der geheimnisvolle Knochensessel, und genau der hatte sich verändert. Er zeigte ein schwaches Glühen, das jeden Knochen erfasst hatte...
***
Der Templer fühlte sich zwar nicht wie von der Abrissbirne getroffen, aber viel fehlte nicht. Das Begreifen fiel ihm wahnsinnig schwer, er konnte sich keinen Reim darauf machen, aber die Veränderung musste mit dem zu tun haben, was er erlebt hatte.
Lange hatte sich der Knochensessel nicht mehr gemeldet. Jetzt tat er es auf eine Art und Weise, die nicht zu erklären war und dem Betrachter schon Furcht einjagte, denn der Sessel hatte sich verändert. Er war ein sitzendes Skelett, man konnte ihn also als einen menschlichen Körper ansehen, und er hatte einen Namen. Es war das Skelett des letzten Großmeisters der Templer mit dem noch immer berühmten Namen Jacques de Molay.
Der Knochensessel war ein Phänomen. Er hatte viel erlebt. Er war ein Warner, zugleich auch ein Feind. Man musste ihn als ein sehr ambivalentes schauriges Möbel bezeichnen.
Zum Glück war es den Conollys gelungen, ihn zu ersteigern, damals in New York. Da hatten sie noch nicht gewusst, was sie wirklich in den Händen hielten.
Unter Umwegen war er im Kloster der Templer gelandet, man hatte ihn als eine große Hilfestellung angesehen, aber auf keinen Fall als ein magisches Spielzeug, denn der Sessel reagierte nach seinen eigenen Gesetzen.
Die Knochen hatten geglüht. Das war Godwin nicht verborgen geblieben, denn jetzt ließ das Glühen allmählich nach, und die Knochen nahmen wieder ihre normale Farbe an.
Ein dunkles Gelb, versetzt mit einem hellen Braunton. Aber auch das war nicht seine Farbe. Er konnte verschiedene Stufen einnehmen, auch das wusste Godwin, und er wusste auch, dass der Knochensessel nicht jeden akzeptierte.
Er konnte sowohl zum Beschützer als auch zum Feind werden. Wer es wagte, sich auf den Sessel zu hocken, der erlebte sein blaues Wunder. Der Sessel nahm nicht jeden. Er selektierte. Den meisten war er feindlich gesinnt. Wer auf ihm saß, konnte durch ihn auch umgebracht werden. Das hatte der Knochensessel schon einige Male gezeigt. Nur diejenigen durften auf ihm Platz nehmen, die er als würdig einstufte.
Wen er allerdings akzeptierte, der fand bei ihm Unterstützung und auch Hilfe.
Godwin hörte die leisen Schritte und wusste, dass es seine Frau war, die sich dem Arbeitszimmer näherte. Bald spürte er sie dicht bei sich und hörte ihre Frage.
»Und? Hast du etwas herausgefunden?«
Er zuckte mit den Schultern. »Was sollte ich denn herausgefunden
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