1754 - Blutige Tränen
gespannt auf eine Antwort, denn wenn ich die Zimmernummer erfuhr, würde mich nichts mehr halten, zu ihr zu gehen.
»Warum willst du das wissen? Was geht es dich an? Du gehörst nicht mehr zu uns.«
»Weil ich mit ihr reden möchte.«
Greg lachte. »Aber sie nicht mit dir.«
»Und das weißt du genau?«
»Ja.«
»Hat sie es dir gesagt?«
»Unter anderem.«
»Wie schön. Und was hat sie dir noch gesagt?«
»Sie hat mir einen Auftrag gegeben, und genau den werde ich erfüllen. Sie hat mir den Befehl gegeben, dich zu töten. Ich habe mich nicht geweigert, und deshalb bin ich hier. Ich werde dich töten und ihr dann deine Leiche präsentieren. So und nicht anders sieht es aus.«
Lilian schwieg. Ich hielt den Atem an. Ich hatte alles verstanden, aber jetzt ging es um etwas anderes. Da hatte sich die Lage schon zugespitzt. Dieser Greg war erschienen, um einen Mordbefehl auszuführen.
Ich stand noch in der Nasszelle. Die Tür stand spaltbreit offen. Es gab hier keinen Flur, mein Blick fiel aus dem winzigen Bad direkt in das Zimmer.
Dort hielten sich die beiden Personen auf. Lilian saß noch immer auf der Bettkante. Ihr Besucher, der auf den Namen Greg hörte, stand in ihrer Nähe. Er hatte eine Haltung eingenommen, die mir nicht gefallen konnte. Der rechte Arm war vorgeschoben. Ob er eine Waffe in der Hand hielt, sah ich nicht, da war mein Blickwinkel zu schlecht.
Ich musste damit rechnen, und ich erkannte es auch an der steifen Haltung meines Schützlings.
»Dann willst du mich erschießen?«
»Ja, es ist die einfachste Lösung. Du wirst nichts spüren, wenn die Kugel in deinen Kopf dringt. Du hast es dir selbst zuzuschreiben. Wir können keine Verräterinnen gebrauchen. Zu viel steht auf dem Spiel, das weißt du.«
»Ja, für Justine. Sie ist es doch, die man geschwächt hat. Oder glaubst du vielleicht, dass sie wieder so werden wird wie früher? Ich glaube nicht daran.«
»Es muss dich auch nichts mehr angehen, denn ich werde dich erschießen.«
Lilian hielt sich tapfer, denn sie fragte: »Habe ich denn keinen Wunsch mehr frei?«
Greg lachte. »Was könntest du dir denn noch wünschen?«
»Ein Gespräch mit Justine.«
»Ah – so ist das. Und du glaubst, dass sie damit einverstanden wäre?«
»Bestimmt.«
»Warum sollte sie denn?«
»Weil ich ihr etwas sagen könnte, was sie noch nicht weiß.«
»Das würde ich gern hören.«
»Nein, es ist nur für sie bestimmt und nicht für deine Ohren, Greg. Es könnte Justine einen Schritt weiterbringen.«
»Bluff!«
»Nein, das ist kein Bluff.«
Er überlegte. »Dann gib mir einen Tipp!«
»Gern.« Ein breites Lächeln entstand auf dem Gesicht der jungen Frau.
»Serena. Ich würde ihr mehr über Serena sagen können. Über die Frau mit dem Blut einer Heiligen. Na? Ist das was?«
Greg schwieg. Ich in meiner Deckung bewunderte Lilian Blocks Nervenstärke. Das hätte ich ihr nicht zugetraut. Jetzt war ich mehr als gespannt darauf, wie dieser Greg reagieren würde.
Er dachte noch nach. Seinen rechten Arm hatte er leicht angehoben, und so konnte er mit der Waffe auf die Frau zielen, die dort hockte.
»Du willst dein Leben retten. Dabei ist dir jedes Mittel recht. Ich spüre das, und ich werde das nicht mitmachen. Ich habe meine Aufgabe. Die Kugel wird in deinen Kopf...«
»Denk lieber noch mal nach. Du könntest etwas falsch machen.«
»Danke, ich habe genug nachgedacht.«
Er war nicht einsichtig, das hatte ich längst gehört. Deshalb musste ich etwas unternehmen. Gehört und gesehen hatte er mich noch nicht, und das sollte auch in den folgenden Sekunden so bleiben, die ich brauchte.
Ich schob mich noch näher. Die Tür hatte ich nur so weit wie nötig geöffnet. Dieser Greg drehte mir den Rücken zu, was natürlich perfekt war.
Lilian konnte mich sehen. Sie gab mit keiner Bewegung oder Blick zu erkennen, dass sie mich sah, denn sie starrte auf den rechten Arm des Mannes, der sich auf sie zu bewegte.
Es war der Augenblick, an dem ich etwas tun musste.
Ich hatte längst meine Beretta gezogen, stand günstig zu meinem Ziel und schoss...
***
Eine Vorwarnung hatte ich bewusst nicht gegeben. Es hätte für Lilian Block ins Auge gehen können. Ich wollte diesen Greg sofort schocken, und das schaffte ich auch. Die Kugel traf ihn in die rechte Schulter. Sie hieb wuchtig hinein, und der Aufprall schleuderte den Mann herum. Er drückte seine Waffe zwar noch ab, aber die Kugel jagte in den Teppich.
Dann war ich bei ihm. Alles ging rasend schnell. Ich
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