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1754 - Blutige Tränen

1754 - Blutige Tränen

Titel: 1754 - Blutige Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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uns.«
    »Na, wie toll.«
    Abgeschlossen war der Eingang nicht. Allerdings schwang die Glastür auch nicht zur Seite. Wir mussten schon die schweren Griffe packen und sie aufdrücken.
    Die Lobby nahm uns auf. Es roch komisch, nach Staub und muffigem Stoff. Jedenfalls kam es mir so vor. Zwei Sitzgruppen gab es in der Nähe. Tische gehörten auch dazu. Auf ihnen lagen zwei Adventskränze, die künstlich aussahen. Einen Gast sahen wir nicht.
    Der Lift wartete auf uns, aber schräg hinter mir hörte ich ein Geräusch. Dort befand sich die Rezeption, und als ich mich umdrehte, sah ich einen Mann, der erschienen war und mich anschaute.
    Das musste dieser Gus Walcott sein. Er war tatsächlich ein geschniegelter Typ. Ziemlich groß. Die Haare dunkel und gegelt. Sie wuchsen lang, sodass er sie hatte nach hinten kämmen können, wie es immer mehr Mode wurde. Sein Gesicht war schmal, die Haut recht bleich und an den Wangen schimmerten Bartschatten.
    »Lass mich das machen«, flüsterte Lilian mir zu.
    »Ja, wie du willst.«
    Ich blieb etwas zurück, als sie auf die Rezeption zuging. Sie benahm sich ganz locker, grüßte und kam auf ihren Zimmerschlüssel zu sprechen, der hier noch hängen musste.
    »Welche Nummer denn?«
    »Die Zwölf.«
    Walcott drehe sich um, während ich zwei Schritte näher auf die beiden zuging. Passiert war nichts. Es hatte sich kein anderer Gast sehen lassen, und auch der Lift wurde nicht geholt. Das Hotel lag in einer Ruhe, die mir schon unnatürlich vorkam.
    Der Hotelier musste eine Schranktür öffnen. Dahinter war Platz genug für all die Haken, an denen die Zimmerschlüssel hingen. Während Walcott nach dem entsprechenden griff, nickte Lilian mir zu, als wollte sie dokumentieren, dass alles gut lief.
    Walcott drehte sich wieder um. Auf seiner flachen Hand lag der Zimmerschlüssel.
    »Bitte.«
    »Danke sehr.« Lilian griff nach dem Schlüssel und hörte zugleich eine Frage.
    »Sie gehen nicht allein hoch?«
    »Nein, ich nehme Mister Sinclair mit. Es ist auch nicht so, wie Sie denken. Mister Sinclair und ich sind Bekannte, und wir haben uns zufällig wieder getroffen.«
    Walcott grinste. »Ich habe auch nichts gesagt.«
    »Das ist schön. Aber ich habe noch eine Frage. Was ist mit den anderen Gästen, die mit mir zusammen hier eintrafen? Sie sind doch nicht alle abgereist?«
    »Nein, keiner ist abgereist. Aber nicht alle sind hier im Hotel. Einige sind auch unterwegs. London hat ja am Abend eine Menge zu bieten.«
    »Stimmt.« Mehr sagte Lilian nicht. Sie drehte sich um und nickte mir zu, bevor sie sich bei mir einhakte und mich auf den Lift zuzog. Dabei flüsterte sie: »Dieser Walcott weiß wirklich nicht viel. Er gehört nicht dazu, und ich denke auch, dass man ihn nicht eingeweiht hat.«
    »Das wäre auch dumm.«
    »Du sagst es.« Lilian zog die Kabinentür auf und wir stiegen in den muffig riechenden Kasten, der uns nur bis zur ersten Etage bringen sollte.
    »Wie sieht es eigentlich mit Kameras aus?«, fragte ich. »Hast du hier im Hotel welche gesehen?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf und verließ den Lift. »Es kann natürlich sein, dass es versteckte gibt. Aber das ist mir letztendlich auch egal.«
    Da hatte sie recht. Wir standen in einem Hotelflur, wie es ihn bestimmt oft gab. Er war düster, er war recht schmal, es roch muffig, und unter unseren Füßen befand sich ein Teppich, der kurz vor seiner Auflösung stand.
    »Wo hast du dein Zimmer?«
    Lilian deutete nach vorn. »Fast am Ende des Flurs.«
    »Ist es ein Einzelzimmer?«
    »Nein, ein Doppelzimmer.«
    »Aha.«
    »Ich habe es als Einzelgast bewohnt und musste es nicht mit anderen Typen teilen.«
    »Gut, dass du sie ansprichst.«
    »Wieso?«
    Ich hob die Schultern. »Bisher habe ich keinen von ihnen gesehen, abgesehen von diesem Walcott.«
    »Sei froh.«
    »Das bin ich nicht. Ich kann mir gut vorstellen, dass deine ehemaligen Freunde in den Zimmern hocken und warten. Auf was, ist mir unbekannt, aber ich möchte es nicht von der Hand weisen.«
    »Kann sein, John. Willst du nachschauen?«
    »Nicht unbedingt. Ich lasse alles auf mich zukommen.«
    »Gut, dann gehen wir zunächst in mein Zimmer. Da können wir über alles Weitere sprechen.«
    Ich hatte nichts dagegen. Das hier war nicht meine Welt, da musste ich Lilian den Vortritt überlassen. Wir bewegten uns allein durch den Flur, und trotzdem hatte ich den Eindruck, dass man uns bereits entdeckt hatte. Geheimnisvolle künstliche Augen, die sich an der Decke und in den Wänden

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