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176 - Insel der Fledermäuse

176 - Insel der Fledermäuse

Titel: 176 - Insel der Fledermäuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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laufen und fliegen und besaßen eine ähnlich derbe Flügelhaut.
    Bateras und Batangs – die Namen klangen ähnlich.
    »Das sind in der Tat unheimliche Wesen«, flüsterte Yngve ihr zu. »Sie scheinen halb so groß wie Menschen zu sein.«
    Ein lang gezogener, kaum hörbarer Schrei ertönte.
    Aruula musste die Handflächen gegen die schmerzenden Ohren drücken, während einer der insgesamt vier Batangs auf die kleine Seeflotte herabstürzte. Immer wieder wechselte er mit hektischen Bewegungen den Kurs, wurde für die Mooken so kaum berechenbar.
    Mehrere Lanzen zischten weit an dem Fluggeschöpf vorbei und fielen weitab ins Meer.
    »Ducken!«, befahl Aruula Yngve und Chaang, riss die beiden instinktiv mit sich zu Boden. Ein Windzug fuhr über sie hinweg, während hinter ihnen ein Hausvogel in Todesangst losgackerte.
    Die Barbarin drehte sich um. Sie sah, wie der Batang mit langen Krallen, die fast zur Gänze unter ledernen Schwingen verborgen waren, ein Geflügeltier packte und mit sich in die Höhe riss. Kurz drohte er zur Seite weg ins Meer zu kippen, fing sich aber rasch und entfernte sich binnen weniger Sekunden aus der Reichweite der Mooken-Krieger.
    »Bei Wudan – so ein Vieh habe ich noch nie gesehen…« Yngve kam auf die Beine. Sein blass gewordenes Gesicht hob sich deutlich gegen die rasch aufziehenden Regenwolken ab. Das übliche Abendgewitter war im Anzug. Die Batangs schraubten sich höher und flatterten schließlich einheitlich in Richtung der Karimunjawa-Inseln.
    Ein Blitz fuhr herab, scheinbar mitten durch eines der Flugtiere.
    Es blieb unbeeindruckt und hielt seinen flattrigen Kurs in Richtung der vordersten Insel.
    ***
    Feuchte Tücher trockneten im späten Sonnenlicht.
    Salzkristalle bildeten sich auf dem feinen Stoff. Kichernde Mädchen bürsteten das lebenswichtige Mineral in breite Bottiche, während Burschen in ihrer Nähe vergnügt ins Wasser hüpften. Sie sprangen von den höchsten Dächern und zeigten wagemutige Figuren, tauchten unter und blieben schier endlos unter Wasser.
    Erst jetzt bemerkte Aruula, dass die Mooken relativ lange Arme und breite, runzlige Hautlappen zwischen den einzelnen Fingern besaßen. Auch rudimentär ausgebildete, hell glänzende Nickhäute zogen sich über die Augenlider, sobald sie sich ins Wasser begaben.
    Die Barbarin schüttelte bewundernd den Kopf. Diese Menschen passten sich von Generation zu Generation besser an ihre Lebensumstände an…
    Sie wandte den Blick den sechs Ältesten der Mooken zu, die unweit von ihnen zusammen saßen. Je drei verhutzelte Frauen und Männer steckten die Köpfe zusammen. Ein gutes Dutzend bewaffneter Krieger hielt sich in ihrer unmittelbaren Nähe auf. Sie wirkten angespannt und verängstigt. Der Angriff des Batangs hatte sie verunsichert.
    »Allzu Respekt einflößend sehen mir die Herrschaften nicht aus«, flüsterte ihr Yngve zu. »Der eine zittert wie Espenlaub, zwei der Frauen scheinen blind und taub zu sein, und der mit dem dünnen Bart weiß offenbar gar nicht mehr, dass er noch lebt.«
    »Mag schon sein – aber ihre Entscheidungen werden von allen Mooken anerkannt.«
    Chaang wurde zu der kleinen Gruppe heran gewunken. Steif beugte er sich zum Ältestenrat hinab.
    Jene Frau, die am vitalsten von allen wirkte, flüsterte ihm ein paar Dinge ins Ohr und deutete ihm zu gehen.
    Der Junge kam auf Aruula, Yngve und Chabilay Tihm zu. Er war blass und schwitzte wie ein Piig. Offensichtlich setzte erst jetzt der Schmerz der nächtlichen Torturen ein.
    »Die Gatchas haben entschieden«, sagte er mit steinernem Gesichtsausdruck. »Es ist so, wie ich es euch gestern schon sagte. Entweder schließt ihr euch uns an, bezieht zu dritt ein Kabaang und gründet eine Familie, oder aber ihr werdet zum aktiven Bestandteil unseres jährlichen Lobfestes für die Götter.«
    »Wir sollen zu dritt in ein Kabaang einziehen?« Aruula verschluckte sich und hustete trocken.
    »Zwei Männer. Eine Frau. Das ist in Ordnung und gibt viele, viele Kinderchen mit blondem oder schwarzem Haar«, sagte der Junge ungerührt.
    »Diese Art des Zusammenlebens lässt sich mit unserem Glauben nicht vereinen«, warf Yngve möglichst nüchtern ein. Aber er konnte Aruula nicht täuschen. Sein Gesicht war rot bis über beide Ohren geworden, und er unterdrückte mühsam ein Grinsen.
    »Dann ist euer Glaube der falsche«, entgegnete Chaang. Fatalismus und Traurigkeit zugleich spiegelten sich in seinen Augen. »Als ich mit meiner Schwester von den Mooken aufgenommen wurde,

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