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176 - Insel der Fledermäuse

176 - Insel der Fledermäuse

Titel: 176 - Insel der Fledermäuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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oder Aruula durch das Haar fuhren. Der stets in sich hinein grummelnde und fluchende Chabilay Tihm hingegen interessierte die Bälger kaum.
    Feuerstellen waren über den gesamten Schiffskörper verteilt. Fische und anderes Meeresgetier wurde gegrillt oder gekocht. In einem riesigen Topf trieben exotische Gemüsesorten und tofanenähnliche Gewächse; mehrere ältere Weiber rührten kräftig um und sangen dazu mit zittriger Stimme.
    »Stellst du dir dein zukünftiges Leben so vor?«, fragte Yngve. Chaang war irgendwohin verschwunden. Es bestand keinerlei Gefahr, dass sie belauscht wurden.
    »Statt des Schwertes wirst du einen Kochlöffel schwingen, und statt fremden Ländern siehst du tagtäglich diese endlose, blaugraue Wüste.«
    »Ich kann mir dich auch nicht gerade als Fischer oder Rudermann vorstellen, während welke Weiber um deine Gunst buhlen.« Aruula lächelte.
    »Dann sind wir uns also einig?«
    »Ja. Wir verschwinden so rasch wie möglich von hier. He – lass das!«
    Ein Bursche, vielleicht fünfzehn Jahre alt, war an ihnen vorbeigejagt und hatte Aruula einen kräftigen Schlag auf den Hintern versetzt. Leichtfüßig hetzten er und seine johlenden Freunde über die Schiffe hinweg, waren bereits nach wenigen Sekunden irgendwo in diesem Labyrinth aus unterschiedlichsten Bootskörpern verschwunden.
    »Sie unterscheiden sich nicht besonders von ihren Altersgenossen in meiner Heimat.« Yngve lächelte müde.
    »Bei ihnen lasse ich das gerade noch durchgehen«, sagte Aruula, »aber wenn einer dieser erwachsenen Spitzzähne es wagen sollte, frech zu werden, wird er sich sein Leben lang an mich erinnern.«
    Sie schlenderten dahin, wechselten von einem Bootsdeck zum nächsten. Niemand störte sich daran, keiner der Mooken schien heute so etwas wie eine Intimsphäre zu kennen. Freundlich bot man ihnen frisches Wasser und ein milchigweißes, leicht alkoholisches Getränk an. Im Zentrum des Schiffsverbundes loderten mittlerweile größere Feuer in den pechschwarzen Himmel. Gesang setzte ein, durch rhythmisches Stampfen verursachte Unruhe übertrug sich auf die Holzplanken. Ein Mann schrie laut und hoch auf, verdrehte die Augen und schleuderte die Füße weit nach oben. Dann lief er los – und setzte in einem atemberaubenden Sprung über die größte Feuerschüssel hinweg.
    Gejohle antwortete ihm von allen Seiten. Arme wurden triumphierend in die Höhe gereckt, als er rasch wieder auf die Beine kam und seinen Körper in feuchtem Sand wälzte.
    Eimerweise wurde nun Alkohol herangekarrt. Mehrere Frauen zogen Aruula und Yngve mit sich und platzierten sie inmitten des von den Feuern hell ausgeleuchteten Zentrums. Chabilay Tihm wartete hier bereits auf sie. Er hielt seinen Kopf zwischen die Schultern gezwängt und blickte sich gehetzt um.
    »Nur die Ruhe, mein Freund«, sagte die Barbarin besänftigend zu ihm. »Sie wollen uns nichts tun. Heute sind wir die Ehrengäste.«
    »Mook schin gefährich«, lallte der Söldner. »Hab bösche Schache gehöd.« Immer wieder griff er an seine Seite. Dorthin, wo normalerweise seine Waffe hing.
    »Nicht immer stimmt das, was andere Leute erzählen«, beruhigte ihn Aruula weiter, auch wenn sie sich selbst unwohl in ihrer Haut fühlte. Sie hätte ihr Schwert ebenfalls gerne bei sich gehabt. Aber ihre Waffen – auch das Messer hatte man entdeckt – lagerten in einem von zwei Kriegern bewachten Boot.
    Die Mooken strahlten unterdrückte Aggressivität aus – aber auch einen Hauch von Angst. Die Barbarin konnte es nicht nur sehen, sondern auch spüren.
    Weitere Männer begaben sich auf die Mutprobe, sprangen über die immer höher lodernden Flammen hinweg, tanzten über Kohlestücke oder steckten sich erhitzte Fischgräten ohne ein Zeichen von Schmerz unter die Haut.
    Immer wieder wurden die beiden Nordländer aufgefordert, vom Alkohol zu trinken. Aruula nippte stets nur an dem hölzernen Kelch, und Yngve tat es ihr gleich.
    In stillem Einvernehmen hatten sie beschlossen, die Nacht möglichst nüchtern zu überstehen. Die Barbarin vertrug ohnehin nicht allzu viel; zudem gab es mehr als einen Grund, morgen einen klaren Kopf zu behalten.
    Chabilay Tihm schien gegensätzlicher Meinung zu sein. Je wilder und Angst erregender die Mooken tanzten, desto öfter griff er zu den Getränkeschüsseln. Seine Augen glänzten im Lichterschein, ein Schweißfilm bildete sich auf seiner Stirn.
    »Du solltest nicht zu viel davon nehmen!«, mahnte ihn Aruula.
    »Awa wasch!«, entgegnete der Söldner, kam

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