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176 - Insel der Fledermäuse

176 - Insel der Fledermäuse

Titel: 176 - Insel der Fledermäuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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herum.
    Sie hätte es niemals für möglich gehalten – aber erst über die Wochen und Monate hatte sie erkannt, wie sehr ihr das letzte Glied des kleinen Fingers, das ihr eine Albtraumgestalt in der Wüstenei der Schimären abgehackt hatte, fehlte. Nicht nur jetzt, da sie sich bemühte, einen Knoten aufzubekommen, sondern auch beim An- und Ausziehen, beim Trinken, beim Kartenspiel und nicht zuletzt beim Schwertkampf. Es war, als hätte sie zum Teil ihren Gleichgewichtssinns eingebüßt.
    Endlich löste sich der Knoten, das Ledertuch entfaltete sich. Sie starrte auf den Inhalt, der heraus kullerte – und verfluchte ihre geistige Trägheit.
    »Gepökeltes Fleisch!«, stieß Yngve hervor. »Früchte! Eine Trinkblase! Und dies hier…«
    »… könnten Medizin und ein einfaches Nähwerkzeug sein«, vollendete Aruula den Satz. »Ich hätte es wissen müssen. Die Piraten waren wahrscheinlich tagelang mit ihren Booten unterwegs auf der Suche nach Beute. Natürlich nimmt man dann die wichtigsten Dinge mit sich.«
    Chabilay Tihm murmelte Sinnloses vor sich hin. Er war während der letzten Stunden immer schwächer geworden.
    Hoffentlich hatte ihm ihrer beider Gedankenlosigkeit nicht das Leben gekostet.
    ***
    Der Sturm war über sie gekommen, hatte die Besatzung des kleinen Floßes ordentlich durchgerüttelt und geduscht und war schließlich weiter gezogen.
    »Unser Untersatz hat gehalten«, sagte Yngve. Gierig schlürfte er aus dem Lederbeutel, den sie als behelfsmäßigen Wasserfänger benutzten. »Ich kann keinerlei Beschädigungen entdecken.«
    »Und unser Freund hat es ebenfalls geschafft.« Aruula schmierte stinkende, aber anscheinend wirksame Heilsalbe über die Wunde an der Schulter des schlafenden Söldners. Der Pfeil war entfernt, das entzündete Fleisch weiträumig ausgeschnitten.
    Schließlich legte Aruula zwei befeuchtete Heilblätter auf die Wunde und packte einen sauberen Stoffrest darüber.
    »Wir haben nichts gewonnen«, dämpfte Yngve den aufkeimenden Optimismus der Barbarin. »Noch immer treiben wir inmitten dieses verfluchten Ozeans, ohne zu wissen, wo wir uns eigentlich befinden.«
    »Wir leben«, gab Aruula mit unverbesserlichem Optimismus zur Antwort, »und wir haben gute Aussichten, auch die nächsten Tage zu überstehen. Die See ist nicht so groß, wie sie scheint. Irgendwann müssen wir auf Festland stoßen.« Sie steckte sich ein Stück Dörrfleisch in den Mund und spülte mit einem Schluck Schnaps nach. Sie trank selten Alkohol. Dieser hier allerdings schmeckte fruchtig und schuf eine innere Wärme, die sie momentan mehr als alles andere brauchte.
    Schließlich schob sie Chabilay Tihm einen weiteren Happen Fleisch in den Mundwinkel und bewegte ihn dazu, ihn durchzukauen.
    »Vergiss nicht, dass auch ich im Geist anderer lesen kann.« Yngve grinste müde. »Zwar keine klaren Gedanken, aber immerhin deine Gefühle. Du gibst dich zuversichtlicher, als du in Wirklichkeit bist.«
    »Und du solltest noch etwas von diesem Zeug trinken.« Die Barbarin hielt ihm die halb gefüllte Getränkeblase hin. »Dann vergeht dir hoffentlich deine Miesepetrigkeit.«
    Er griff zu, nippte kurz daran, nickte ihr dankbar zu.
    »Du hast Recht. Wir werden es schaffen«, sagte er schließlich.
    »Ja, wir werden es schaffen«, echote Aruula, ohne richtiges Vertrauen zu ihren eigenen Worten zu spüren.
    3.
    »Dort vorne!«, krächzte Aruula und deutete westwärts.
    Chabilay Tihm kam mühsam hoch und spähte in die angezeigte Richtung. Trotz der Wasserdiät, die sie seit sieben Tagen einhalten mussten, hatte er sich leidlich erholt. Die Wunde an seiner Schulter war beinahe verheilt.
    »Wir schin geree!«, stammelte der Söldner und hüpfte vor Erregung derart heftig auf und ab, dass das mehrfach geflickte Floß auseinander zu brechen drohte.
    »Dann haben mich meine müden Augen nicht getäuscht!«, sagte die Barbarin. Sie konnte das Zittern der Erleichterung in ihrer Stimme nicht verbergen. »Dort sind Segel am Horizont. Mehrere große, dreieckige Segel.«
    Yngve blieb sitzen. Er packte lediglich sein Schwert und begann es mit einem Schleifstein zu bearbeiten.
    »Dann wollen wir mal hoffen, dass sie ein Herz für Schiffbrüchige haben«, dämpfte er Aruulas Freude.
    Die Barbarin hockte sich nieder und überließ es Chabilay, weiter auf sich aufmerksam zu machen.
    »Stimmt. Wir sollten auf alles vorbereitet sein.«
    »Spürst du schon etwas?«, fragte Yngve, ohne von der Arbeit hochzusehen.
    »Ein Rauschen, das allmählich

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