1760 - Tödliche Lockung
das.«
»Gut, dann wäre alles gesagt. Und was die Infos angeht, ich werde sie dir per Telefon geben. Präge sie dir ein.«
»Das werde ich.«
»Dann kannst du jetzt gehen.«
Blacky erhob sich von seinem Stuhl. Erst jetzt merkte er, dass der Hosenstoff an seinen Oberschenkeln klebte. So sehr hatte er geschwitzt. Er sagte nichts, sondern ging mit kleinen Schritten auf eine Tür zu, um den Raum zu verlassen. Es war keine Wohnung. Es war so etwas wie ein Keller, der allerdings an der Oberfläche lag.
Blacky trat ins Freie. Er zuckte zurück, weil er von einem Graupelschauer erwischt wurde, den der steife Wind aus den tief hängenden Wolken peitschte.
Er fluchte und stellte den Kragen seiner Jacke hoch. Jetzt ärgerte sich Blacky, dass sein Auto so weit entfernt stand. So musste er durch den Hagel laufen, der so dicht wie eine Gardine geworden war und die Umgebung verschwinden ließ.
Das alles nahm er hin, und als er endlich den Wagen erreichte, da wurde der Hagel schwächer und er konnte wieder tief durchatmen. Er öffnete die Tür und ließ sich auf den Sitz fallen, wobei er leise Flüche ausstieß. Er hasste diesen Wetterwechsel, der ihn so nass gemacht hatte.
Das dünne Haar lag angeklatscht auf seinem Kopf. Tropfen verbanden sich zu Bahnen, die über sein Gesicht liefen. Er wischte sie mit dem Handrücken weg. Das Hemd war nass, denn er hatte die Jacke nur flüchtig geschlossen. Aber letztendlich konnte er zufrieden sein. Er musste nur ein Hindernis aus dem Weg räumen, dann würde Carmen zu seiner Sklavin werden. Und was er dann mit ihr anstellte, das hatte er sich bereits ausgemalt.
Noch war sie die Chefin, aber nicht mehr lange.
Der Hagel hatte aufgehört. Es war ruhig in seiner Umgebung geworden, und deshalb hörte er auch das Rauschen hinter sich.
Zwei Sekunden später rollte ein dunkles Fahrzeug an ihm vorbei. Er glaubte einen Fahrer hinter dem Lenkrad gesehen zu haben, konnte sich aber geirrt haben. Vielleicht war es auch Carmen selbst gewesen, die das Auto gelenkt hatte.
Egal, ihn hatte das nicht zu interessieren. Wichtig war jetzt nur eine Frau.
Und die hieß Purdy Prentiss...
***
Eigentlich stand die Staatsanwältin Purdy Prentiss immer zur gleichen Zeit auf. An diesem Morgen jedoch änderte sich diese Routine. Da blieb sie noch liegen, und das lag an einem Geräusch, das an ihre Ohren drang.
Regentropfen, die der Wind vor sich hertrieb und dafür sorgte, dass sie gegen irgendwelche Hindernisse prallten. Das waren in diesem Fall Fensterscheiben, und die dabei entstehenden Geräusche ließen sich einfach nicht überhören.
Die Frau mit den naturroten Haaren lag auf dem Rücken. Sie lauschte und dabei zog sie die Lippen in die Breite, sodass so etwas wie ein freudloses Lächeln entstand.
Aufstehen, unter die Dusche springen, sich fit für den Tag machen, das alles hätte sie tun müssen, und das wollte sie auch tun, aber sie hatte einfach keinen Bock. Nicht jetzt, nicht an diesem Morgen, der ihr zudem eine Düsternis bescherte. Nein, das wollte sie erst später in Angriff nehmen.
Zudem hatte sie das Glück, dass kein Fall anlag. Keine Verhandlung, kein Interview für die Presse, es lag ein Tag vor ihr, der im Büro anfangen und auch dort enden würde.
Aktenarbeit. Langeweile. Es kam nicht auf einen Termin an. Sie hatte zudem schon vorgearbeitet und einiges geregelt, so würde es nicht tragisch sein, wenn sie zwei Stunden später in ihr Büro kam und sie jetzt noch für einige Zeit in ihrem warmen Bett blieb.
Bei diesem Gedanken schloss sie die Augen. Das Lächeln blieb auf ihrem Mund und auch dann noch für eine Weile bestehen, als sie bereits eingeschlafen war.
Tief, aber nicht traumlos. Zum Glück war es kein Horrortraum, der sie überfiel. Sie träumte irgendwas, ohne es in die richtige Reihenfolge zu bringen.
Bis zu einem gewissen Zeitpunkt konnten die Traumsequenzen sie erfreuen. Dann aber änderte sich alles. Plötzlich war das helle Licht vorbei, sie hatte den Eindruck, als würden ihre Gehörgänge mit dumpfer Musik erfüllt.
Hinzu kam die neue Farbe. Eine pechschwarze Wand senkte sich ihr entgegen. Sie selbst sah sich als kleine Gestalt auf einem Feld und war nicht in der Lage, der Wand auszuweichen. Sie senkte sich immer tiefer, und je angestrengter Purdy eine Flucht versuchte, desto schneller senkte sich die schwarze Wand.
Purdy lief dennoch weiter.
Es war nicht zu schaffen. Die Schwärze stoppte noch mal ihr Tempo, dann sackte sie nach unten – und erwischte auch die
Weitere Kostenlose Bücher