1760 - Tödliche Lockung
ist los?«
»Nein, Professor. Verhalten Sie sich bitte nur kooperativ. Das ist alles.«
Er schaute uns an, ohne etwas zu sagen. Nach einer Weile fragte er: »Kann ich Ihre Ausweise sehen?«
»Gern.« Ich lächelte ihn an. Er bekam mein Dokument und auch das von Suko.
Auch jetzt studierte er noch recht lange, bis er sie uns zurückgab und sagte: »Normale Polizisten sind Sie nicht. Dieses Dokument kann Ihnen zahlreiche Türen öffnen.«
»Was wir nicht brauchen. Nur eine Tür ist wichtig. Und die können nur Sie öffnen. Es sein denn, Sie schicken uns allein zu dem Zimmer, in dem unsere Freundin liegt.«
»Nein, nein, ich gehe schon mit.«
»Gut.«
Ich hoffte, dass er sich jetzt kooperativ zeigte. Wer ihn ansah, der konnte ihn als leicht arrogant einschätzen. Es lag an seinem Gesichtsausdruck und den Augenbrauen, die immer wie hochgezogen wirkten. Ansonsten hatte er dichtes schwarzes Haar und einige Bartschatten im Gesicht.
»Dann kommen Sie bitte mit.«
Das taten wir gern. Aber auf dem Flur hielt ich den Professor an der Schulter zurück.
»Was gibt es, Mister Sinclair?«
»Ich möchte die Wahrheit hören.«
»Welche denn?«
»Die Wahrheit, wie es Miss Prentiss geht. Das ist im Moment eigentlich alles.«
»Sie lebt, Mister Sinclair.«
»Und weiter?«
»Wollen wir hoffen, dass es dabei bleibt.«
Ich schaute den Professor an, der erst mal nichts sagte und darauf wartete, dass ich das Wort übernahm. Ich konnte nicht vermeiden, dass mir das Blut in den Kopf stieg, und stellte meine Frage dann flüsternd.
»Ist es wirklich so schlimm?«
Professor James Taylor hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Was soll ich Ihnen sagen, Mister Sinclair? Wir haben getan, was wir konnten, jetzt kommt es einzig und allein auf sie an. Auf ihre körperliche Konstitution.«
»Die ist nicht schlecht.«
»Das ist schon mal ein Pluspunkt.«
Ich hatte meinen Schock überwunden und frage: »Können wir denn mit ihr reden?«
Der Chefarzt ließ seine Brauen in die Höhe steigen. »Ja, Sie können sie sehen. Sie liegt allein und ist an einigen Geräten angeschlossen, aber das wird Sie kaum schocken, nehme ich an.«
»Ja, das ist so.«
»Ob sie allerdings ansprechbar ist, kann ich Ihnen nicht sagen.«
»War sie das denn schon?«
Der Professor schüttelte den Kopf, während ich mir ein Lächeln erlaubte.
»Dann folgen Sie mir bitte«, sagte der Arzt und verließ als Erster sein Zimmer.
Suko und ich gingen wie zwei reuige Sünder hinter ihm her. Vieles schoss mir durch den Kopf, was mit Purdy Prentiss zu tun hatte, aber eines kristallisierte sich hervor.
Wir befanden uns mal wieder in einem Krankenhaus. Darauf hatten wir beinahe schon ein Abo.
Gefallen konnte mir das nicht. Aber es war auch nichts dagegen zu machen.
Wenig später blieben wir vor einer hellgrün lackierten Tür stehen, auf der sich noch das Licht einer Deckenleuchte spiegelte.
»Dann wollen wir uns mal die Daumen drücken«, sagte der Professor und öffnete die Tür so leise wie möglich...
***
Uns empfing keine unbedingte Stille, und trotzdem war es ruhig. Zu dieser Stimmung passte auch das Halbdunkel, das uns umgab. Wir schoben uns ins Zimmer hinein. So vorsichtig, als würden wir eine andere Welt betreten.
Nach knapp zwei Schritten blieben wir stehen, um dem Professor Platz zu machen. Er hatte die Tür hinter uns geschlossen und ging dann durch die Lücke zwischen Suko und mir auf das Bett zu und zugleich geriet er in die Nähe der Instrumente, an die unsere Freundin Purdy Prentiss angeschlossen war.
Professor Taylor ließ einen längeren Blick über die Instrumente gleiten. Da er uns den Rücken zuwandte, sahen wir nicht, ob er zufrieden war oder nicht.
Beide trauten wir uns nicht, auf das Bett zuzugehen. Wir blieben noch stehen, und ich spürte, dass ich mich innerlich verkrampfte. Dieser Blick auf das Bett, hinzu kamen die zahlreichen Instrumente und dann natürlich die Hauptperson, Purdy Prentiss, die im Bett lag. Von ihr war das rote Haar zu sehen und in der Nähe etwas Bleiches. Dabei handelte es sich um ihr Gesicht.
Wir sahen nicht, ob sie die Augen geschlossen hielt, aber durch meinen Kopf huschten zahlreiche Gedanken. Bilder tauchten auf. Ich sah Purdy und mich im Kampf gegen unsere Feinde, gegen Monster und Dämonen.
Auch La Salle sah ich vor meinem geistigen Auge. Er war ihr Partner gewesen. Sie hatten sich gefunden, der Bodyguard und die Staatsanwältin, und hatten festgestellt, dass sie beide schon mal in Atlantis
Weitere Kostenlose Bücher