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1761 - Konfrontation auf Connox

Titel: 1761 - Konfrontation auf Connox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Besorgnis hatte ihren Grund, denn nach kurzer Zeit erreichten wir eine weitere Abzweigung, dann noch eine. Den Sprüngen und Rissen gleich, die sich in einer geborstenen Glasscheibe bildeten, verzweigten sich die Gänge und Stollen zu einem in der Tat labyrinthischen Irrgarten.
    Nirgendwo waren Hinweise oder Markierungen zu erkennen, anhand deren man sich hätte zurechtfinden können. Entweder, so schien es, kannte man sich in diesem Irrgarten aus, oder man lebte nicht mehr sehr lange.
    Vor allem, und das irritierte mich nicht wenig, gab es keinerlei Leuchtkörper in diesen Gängen.
    Waren die Erbauer dieser unterirdischen Anlage nachtsichtig gewesen?
    Kompletter Unfug! In vollständiger Dunkelheit helfen alle Restlichtverstärker nicht!
    Dem Kommentar des Logiksektors hatte ich nichts hinzuzufügen.
    Narr!
    Na also, es hätte mich gewundert, wäre der altvertraute Schimpf unterblieben.
     
    6.
     
    Tekener reckte die linke Hand hoch, in der rechten hielt er den Scheinwerfer.
    „Ich höre etwas!" sagte er leise. „Rechts voraus!"
    Er schaltete die Lampe aus. Wir bewegten uns langsam und vorsichtig weiter. Seine Ohren hatten ihn nicht getrogen, jetzt war undeutliches Stimmengemurmel vor uns zu hören, dem wir uns auf leisen Sohlen näherten. Langsam wurde es heller.
    Wir erreichten eine unterirdische Halle, ein Gewölbe von etwa zwanzig Metern Durchmesser und fünf Metern Höhe. Von dort kamen die halblauten Stimmen - sie stammten von Crypers.
    Es mußte sich um die „Wühler" handeln, von denen Coram-Till gesprochen hatte, und bei ihrem Anblick konnte ich auch verstehen, warum die anderen Crypers von diesen Artgenossen nicht viel wissen wollten.
    Das Leben in diesen unterirdischen Grotten und Gewölben hatte sie gezeichnet und verändert.
    Ihre Haut war fleckig geworden, sah aus, als hätten sich Algen und Moos darauf festgesetzt. Sie wirkten seltsam verkrümmt und außerdem erheblich kleiner als normale Crypers.
    In diesem Gewölbe hielten sich sechs dieser Geschöpfe auf, vier Erwachsene und zwei Kinder. Sie saßen gerade beim Essen, als wir näher traten. Sie hörten unsere Schritte und schraken auf.
    Angst schien das vorherrschende Lebensgefühl dieser Crypers zu sein. Kaum hatten sie uns entdeckt, warfen sie sich auf den Boden, machten sich so klein wie möglich und begannen zu wimmern.
    „Tut uns bitte nichts ...", hörte ich schwache Stimmen. „Verschont uns!"
    „Steht auf!" sagte ich via Translator so freundlich wie möglich und trat langsam auf den Ältesten dieser kleinen Gruppe zu. „Wie ist dein Name?"
    „Cecill-Ber, Herr!" stammelte der Wühler unterwürfig. „Wir haben uns erlaubt..."
    „Ihr seid mir keine Rechenschaft schuldig", unterbrach ich ihn. „Und wir sind keine Herren, vor denen man sich ducken muß!"
    „Ihr beide seid ja keine Crypers...", stellte er fest und begann wieder zu zittern.
    Die Kinder duckten sich ängstlich an ihre Verwandten und blickten uns aus trüben Augen an. Ich begann zu ahnen, daß sie nur sehr wenig sehen konnten, wahrscheinlich eine Folge der langen Anpassung an die Lichtverhältnisse unter der Erde.
    „Das stimmt. Wir sind Gäste und Freunde von Coram-Till", antwortete ich.
    Die Augen von Cecill-Ber waren vollständig getrübt, ein milchiger Schleicher lag darüber. Konnte er überhaupt etwas sehen?
    Auf dem Gesicht tauchte die Andeutung eines Lächelns auf.
    „Ein wackerer Cryper", sagte er zögernd. Er konnte nicht wissen, ob wir ihn getäuscht hatten oder nicht, deshalb war er vorsichtig.
    „Dürfen wir uns zu euch setzen?" erkundigte ich mich.
    Er machte eine einladende Handbewegung.
    „Es wird uns eine Ehre sein, unser Mahl mit Besuchern von den Sternen zu teilen", sagte Cecill-Ber.
    Die Gruppe kauerte um ein metallenes Becken, in dem Kohlestücke dunkelrot glommen, wahrscheinlich nur als Wärme-, nicht als Lichtquelle. Wir nahmen neben dem Feuer Platz und bekamen von dem Essen der Wühler angeboten. Es wirkte kärglich, und so nahmen wir nur wenige Brocken - um die Geste der Wühler zu würdigen, nicht um uns auf ihre Kosten zu sättigen.
    „Wie lange lebt ihr schon hier unten?" fragte ich.
    „Ich seit dreißig Jahren!" antwortete Cecill-Ber. „Die anderen, mein Weib, meine Kinder und die Enkel, leben seit ihrer Geburt unter El-Eidan."
    „Seid ihr die einzige Gruppe, die hier haust?"
    Cecill-Ber machte eine Geste der Verneinung.
    „Keineswegs", beteuerte er. „Wir alle sind weit über tausend, aber wir haben nur wenig Kontakt untereinander.

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