1761 - Konfrontation auf Connox
Coram-Till starrte uns entgeistert an. „Das soll helfen?"
„Ich bin gespannt auf Dan-Sandin", bemerkte Ronald Tekener und wechselte damit glücklicherweise das Thema. „Kennst du ihn?"
Coram-Till schüttelte den Kopf.
„Ich habe ihn nie im Leben gesehen", antwortete er und knirschte mit den Zähnen. „Genauer gesagt hat ihn angeblich sogar niemand je in seinem Leben gesehen, und wenn doch, dann war dieses Leben damit beendet."
„Dan-Sandin läßt jeden töten, der ihn anzusehen wagt?" fragte Tekener stirnrunzelnd.
„Angeblich muß er das gar nicht, weil jeder, der ihn anblickt, allein von seinem Aussehen getötet wird, auf der Stelle", behauptete Coram-Till und stand ächzend auf. „Aber das sind natürlich nur unfromme Legenden. Es gehört zu diesem Dämonenkult, mit dem die Sandins sich umgeben. In Wirklichkeit ist das natürlich alles Unfug und Aberglaube."
Nach meiner Erfahrung steckte in jedem Mythos, also auch in diesem, ein Stück Wahrheit, und ich hätte gern gewußt, wie dieser wahre Kern in diesem Fall aussehen mochte.
Lärm über unseren Köpfen informierte uns, daß ein Raumschiff zur Landung ansetzte.
Wir verließen unsere Unterkunft sind blickten in die Höhe. In der Tat, ein Raumer senkte sich auf Connox herab.
Der Lärm war natürlich nicht nötig, auch die von den Crypers benutzte Hamamesch-Technik war imstande, ein Raumschiff leicht und lautlos auf einem Planeten abzusetzen. Der Krach diente daher nur pompösen und propagandistischen Zwecken: Holla, hier komme ich, aufgepaßt!
„Die INDIKAR", erkannte Coram-Till. „Wenigstens ein Freund. Hoffentlich ist Capra gesundheitlich imstande, die Konferenz durchzustehen."
Wir hatten Capra - sein wirklicher Name war Caston-Pragama - bereits kennengelernt. Ein hochgewachsener, hagerer Cryper, Anführer der Solten-Crypers, der wegen seiner Hinfälligkeit gezwungen war, ein mechanisches Exoskelett zu tragen, das ihm von den Origanern gefertigt worden war.
„Gehen wir ihm entgegen", schlug Coram-Till vor. „Als Zeichen der Höflichkeit gegenüber einem Älteren!"
Das konnte nichts schaden, fand ich. Während die INDIKAR aufsetzte, näherten wir uns dem Tor von El-Eidan. Wir kamen gerade zurecht, um den Gleiter in Empfang zu nehmen, der Capra zur Konferenzstätte beförderte. Das Fahrzeug hielt am Tor an, und Coram-Till trat an den Gleiter heran.
„Ich grüße dich, Caston-Pragama", sagte er freundlich. „Ich hoffe, es geht dir gut!"
Capra bewegte sich langsam, mit eigentümlich eckigen Bewegungen, verursacht durch das Exoskelett. Er sah Coram-Till an.
„Es tut meiner alten Seele gut", sagte er mit brüchiger Stimme, „an diesem Ort solche Freunde vorzufinden. Wie ich gesehen habe, sind die meisten schon zur Stelle."
„Ammor-Res mit seiner RAUAN fehlt noch", berichtete Coram-Till. „Und natürlich fehlt ebenfalls unser spezieller Freund Dan-Sandin mit seinem Tempelschiff."
„Ammor-Res ist im Anflug", wußte Capra zu berichten. „Wir haben Funkkontakt gehabt. Von Dan-Sandin weiß ich nichts." Ein mageres Lächeln tauchte auf seinen Zügen auf. „Da er sich für den Größten und Vornehmsten in der Runde hält, wird er wohl garantiert als letzter kommen."
„Nun, wenn er zu spät kommen sollte, wird er etwas verpassen", philosophierte Coram-Till.
Der Gleiter schwebte langsam weiter in Richtung auf die Unterkunft der Solten-Crypers. Zur gleichen Zeit senkte sich, ebenfalls mit beeindruckendem Getöse, die RAUAN von Ammor-Res auf Connox herab. Nur einer der Rebellenführer fehlte noch - Dan-Sandin. Und auf diesen dämonenbeherrschenden Cryper war ich besonders gespannt.
Wir kehrten in unsere Unterkunft zurück, wo ein leicht verstört dreinblickender Cryper auf uns wartete.
„Ich habe eine Botschaft für euch", sagte er und blickte sich immer wieder, scheu um. „Heute abend, außerhalb der Umwallung."
„Das ist alles? Heute abend, außerhalb der Umwallung?"
„Mehr habe ich nicht auszurichten. Man sagte mir, ihr wüßtet schon, was die Nachricht bedeutet..."
Der Cryper wandte sich rasch zum Gehen. Von wem die Botschaft stammte, war klar: Cecill-Ber hatte sich auf diese Weise bei uns gemeldet. Vielleicht hatte er etwas in Erfahrung gebracht, was uns nutzen konnte.
„Ich traue der Sache nicht", sagte Ronald Tekener leise. „Mein Instinkt sagt mir, daß bei dieser Konferenz nicht fair gespielt werden wird."
„Von wem?"
Tekener zuckte mit den Achseln.
„Keine Ahnung", gab er unumwunden zu. „Wahrscheinlich von
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